500 Fans im Schlosspark Obernzell
"Titting bei Mösheim": Oliver Pocher bespaßt die Provinz

29.07.2021 | Stand 22.09.2023, 1:25 Uhr |
Reinhold Korbl

Ganz eigener Humor: "Um die gefährliche Delta-Variante zu verbreiten" mischt sich Oliver Pocher dergestalt maskiert ins Publikum. −Foto: Korbl

Voller Stolz verkündet Oliver Pocher, dass er bei diesem Auftritt in Obernzell (Landkreis Passau) praktisch drei Shows in einer bieten wird. Zusammengefasst ist es eher ein Auftritt voller Pannen und Peinlichkeiten.

Von Anfang an funktioniert die Technik nicht richtig, das Intro startet nicht, so dass sich der Entertainer selbst auf die Bühne loben muss. Mit Funkmikrofon mischt er sich unter die 500 Fans und erkundigt sich nach Namen, Herkunft und Beruf. Schade nur, dass der Entertainer, der über genug Bühnenpräsenz, Wortwitz und Spontanität verfügt, Schenkelklopfer auf Kosten seiner auserwählten Opfer macht.

Einem erwachsenen Mann, der sich selbst "Schuan" nennt, erklärt er, dass dessen Name wohl "Juan" sei und dementsprechend Spanisch "Ch-uan"ausgesprochen werden müsse. Eine 32 Jahre alte ledige Besucherin veranlasst ihn zur Frage: "Wie viel Schafe kostet die?"



Anwesende Österreicher tituliert er mit "Schluchtenscheißer"

Pocher macht sich über die Provinz lustig: Nahe gelegene Gäste seien mit dem Traktor angereist, "Titting" (Pocher spricht den Ort ohne l) liege bei "Mösheim", anwesende Österreicher tituliert er mit "Schluchtenscheißer". Was Moderatoren früher den Job gekostet hätte, scheint ihm legitimes Mittel der Unterhaltung zu sein. Mit halb heruntergelassener FFP2-Maske mischt sich Pocher unter die Reihen der Gäste, um, wie er selbst sagt, die gefährliche Delta-Variante zu verbreiten.

Im weitläufigen Schlosspark hinter der Bühne findet zeitgleich ein Kindergartenabschied statt. Minutenlang versucht Pocher, den Zweck dieser Veranstaltung zu erfragen. Als der Kontakt gelingt, lässt er die Chance, ein Kind oder eine Erzieherin effektiv ins Programm einzubeziehen, ungenutzt. Den geschenkten Ballon lässt er achtlos fliegen mit dem Hinweis, ein Delfin werde sich über den Heliumballon im Magen sicher freuen.

Nach der Begrüßung sollte der offizielle erste Teil des Abends, die Erstellung eines Live-Podcasts beginnen. Auch das scheitert kläglich an der Technik. Unermüdlich versucht Oliver Pocher rund 25 Minuten lang vor einem äußerst geduldigen Publikum, seine Frau Amira in eine Liveschaltung einzubinden. Die Kritik an der Technik wird zum roten Faden für die gesamte Veranstaltung. Standbilder von Amira und abgehackte Sätze belasten die Stimmung. Hier in Obernzell, das ja praktisch zu Österreich gehöre, habe er ein perfektes "E" im Handy-Empfang erläutert Pocher.

Öffentliche Zurschaustellung der Telefonnummer seiner Frau

Was von diesem ersten Teil letztlich bleibt, ist die öffentliche Zurschaustellung der Telefonnummer seiner Frau und ein Telefonat mit ihr, in dem sie ihre Eindrücke von der Sat.1-Spendengala schildert. Es geht um die peinliche Vermeidung eines Zusammentreffens mit dem von Pocher oft öffentlich geschmähten Influencer-Paar Sarah und Dominic Harrison. Der Witz erschließt sich vor allem Insidern der Oliver-Pocher-Welt.

Über die Toilettenanlage hinter der Bühne und das Nutzerverhalten reflektiert Pocher ausführlich. Bestenfalls komme man mit Corona raus, im Normalfall habe man aber noch drei Monate.

Als Überraschungsgast wird im zweiten Teil Moderator und Schauspieler Mola Adebisi, ein ehemaliger Kollege Pochers bei Viva, auf die Bühne gerufen. Der Smalltalk endet in einer Präsentation von Filmchen aus Tiktok und anderen Plattformen, mehr oder minder lustig oder peinlich, die von beiden kommentiert werden. Das also ist der zweite Teil des Events, aufregend wie ein Dia-Abend bei Onkel Heinrich mit 200 Bildern der letzten Urlaubsfahrt.

Nach weiteren Beschimpfungen Oliver Pochers auf die Technik singen und tanzen er und Mola Adebisi, zugegeben nicht einmal schlecht, zu Playbacks. Eingefleischte Fans zückten in diesem dritten Teil ihre Handys und machen Videos.

Reinhold Korbl

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