Unfall vor Leonhardiritt
Tierschutzorganisation fordert Kutschenverbot nach Pferdeunfall in Grafenau

13.09.2022 | Stand 21.09.2023, 3:40 Uhr

Beim Leonhardiritt am Sonntag in Grafenau rannten zwei Pferde Richtung Bahnhofstraße, wo ein Pferd auf die Motorhaube eines Autos sprang und dort die Windschutzscheibe durchbrach. −Foto: Uhrmann/Archiv

Nach einem schweren Unfall vor dem Leonhardiritt in Grafenau (Landkreis Freyung-Grafenau) fordert die Tierschutzorganisation Peta ein Kutschenverbot von Landrat Sebastian Gruber.



Was war geschehen? Die beiden Pferde, die für eine Leonhardifahrt eingespannt wurden, rannten am vergangenen Samstag mit der leeren Kutsche los. Dabei rissen sie einen Baum mit sich und liefen Richtung Bahnhofstraße in den Gegenverkehr. Dort sprang eines der Pferde auf die Motorhaube eines Autos, durchtrat die Windschutzscheibe und erlitt Schnittverletzungen. Das Pferd wurde vor Ort versorgt, das zweite blieb unverletzt. Die 72-jährige Autofahrerin und ihre 83-jährige Beifahrerin wurden leicht bis mittelschwer verletzt und mussten im Krankenhaus behandelt werden.

Schreiben an Landrat Sebastian Gruber

Peta appelliert jetzt in einem Schreiben an Landrat Gruber, ein Verbot von Pferdekutschen im Landkreis Freyung-Grafenau einzuführen. Das schreibt die Organisation in einer Pressemitteilung. Die Tierrechtsorganisation warne seit vielen Jahren vor den Risiken bei der Nutzung von Pferden vor Kutschen, heißt es darin weiter.

"Die Pferdenutzung bei Leonhardifahrten ist keine gute Tradition und gehört abgeschafft. Insbesondere bei den Kutschfahrten kommt es immer wieder zu schweren Unfällen. Pferde sind Fluchttiere, schon das kleinste Erschrecken kann eine Tragödie auslösen", so Monic Moll, Fachreferentin bei Peta. "Der heilige Leonhard gilt als Schutzpatron für Pferde. Es ist absurd, Pferde ausgerechnet zu seinen Ehren zu missbrauchen. Die Tiere gehören auf eine grüne Wiese, nicht vor Kutschen."

Peta: Jährlich zahlreiche Unfälle

Jährlich würden sich nach Angaben Petas zahlreiche Unfälle mit von Pferden gezogenen Kutschen ereignen. 2021 seien bei insgesamt 35 Kutschunfällen in Deutschland ein Mensch getötet und mindestens 48 verletzt worden. Darüber hinaus seien 2021 vier Pferde gestorben, zehn weitere Tiere seien verletzt worden. Die mit Abstand häufigste Unfallursache sei ein Erschrecken eines oder mehrerer Pferde gewesen, so Peta.

Die Tierrechtsorganisation weist darauf hin, dass die häufig schweren Verläufe der Unfälle vor allem auf fehlende Sicherungsvorrichtungen wie Gurte und Airbags sowie mangelhafte Beleuchtung und unzureichende Bremssysteme zurückzuführen seien. Rothenburg ob der Tauber beschloss 2010 nach einem schweren Pferdekutschenunfall ein Kutschverbot im Innenstadtbereich, das der Bayerische Verwaltungsgerichtshof bestätigte.

− ga