Traunreut
Stellenabbau bei Siteco: "Sterben auf Raten" befürchtet

05.04.2017 | Stand 19.09.2023, 21:23 Uhr

Viel Platz, aber kaum mehr Mitarbeiter: Das Luftbild zeigt das BSH-Werk (links), in dem rund 3500 Menschen beschäftigt werden. Rechts durch einen schmalen Waldstreifen davon getrennt ist das Siteco-Areal mit den Produktionshallen und Gebäuden mit roten Dächern. Nach dem Stellenabbau in zwei Jahren werden auf der weitläufigen Anlage voraussichtlich noch rund 500 Menschen arbeiten. − Foto: Christoph Kleiner

Der angekündigte Stellenabbau bei Siteco in Traunreut hat auch am Tag nach der Bekanntgabe die Menschen bewegt. Der Betriebsrat hat inzwischen begonnen, einen Fragenkatalog aufzustellen, wie sich die Unternehmensleitung die Zukunft von Siteco vorstellt.

IG-Metall-Bevollmächtigter Jochen Hafner hat von den Beschäftigten die unterschiedlichsten Reaktionen auf den angekündigten Stellenabbau gehört: "Die Leute sind jedenfalls fix und fertig." Enttäuschung macht sich bei vielen breit, weil sie seit 2005 immer wieder auf Gehalt verzichtet haben, um den Standort und die Arbeitsplätze zu sichern.

Trotzdem ging es immer weiter bergab, und nun steht ein erneuter Radikalschnitt an: "Andere sind überzeugt, dass ein Sterben auf Raten kommt und mit der jetzigen Ankündigung die komplette Schließung vorbereitet wird", so Hafner.

Deutliche Kritik kam gestern auch von der heimischen SPD-Bundestagsabgeordnete Dr. Bärbel Kofler zu den Ankündigungen der Geschäftsführung der Osram Licht AG: "Ich bin schockiert über die Pläne der Osram-Konzernleitung in München, bei ihrem Tochterunternehmen Siteco in Traunreut 250 bis 290 Arbeitsplätze zu streichen. Zum zweiten Mal gehen nun falsche Managemententscheidungen zulasten der Beschäftigten. Nachdem bereits im Juni 2014 der Entwicklungsstandort mit knapp 70 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter an den neuen Osram-Standort nach Garching verlagert wurde, gibt es nun auch keinen Halt bei Siteco in Traunreut. Mit dieser Entscheidung nimmt die Konzernleitung in München ihrem Tochterunternehmen sämtlichen Handlungsspielraum."

Das Angebot der Unternehmensführung, den betroffenen Mitarbeitern in Traunreut einen Arbeitsplatz am Osram-Standort in Regensburg anzubieten, sei für die meisten Beschäftigten, die zutiefst in unserer Region verwurzelt sind, keine Option.

Bürgermeister Klaus Ritter bezeichnete den angekündigten Stellenabbau als "sehr schade, aber wir müssen das akzeptieren". Gleichzeitig betonte er: "Wichtig bleibt, dass der Standort Traunreut bleibt. Ich denke auch, dass die Beschäftigten eine Chance haben, bei anderen Unternehmen im Landkreis oder in den Nachbarlandkreisen unterzukommen."

− hr



Mehr darüber und die Entwicklung vom einstigen Traunreuter Siemens-Leuchtenwerk mit fast 1500 Mitarbeitern bis zur jetzigen Siteco mit maximal 500 Beschäftigten in spätestens zwei Jahren lesen Sie am 6. April im Traunreuter Anzeiger und Trostberger Tagblatt.