Teisendorf
Regionalvermarktung stärken – Staatsministerin Kaniber im Gespräch Kreisbauernverbänden

05.10.2020 | Stand 20.09.2023, 7:08 Uhr
Monika Konnert

Staatsministerin Michaela Kaniber nahm eine Kostprobe des Kaiserschmarrns. −Foto: Monika Konnert

Ein klares Bekenntnis zu regionalen, heimischen und bio-ökologischen Lebensmitteln gab Staatsministerin Michaela Kaniber bei einem Gespräch mit den Kreisbauernverbänden Traunstein und Berchtesgadener Land auf der Stoißer Alm ab. Zentrales Thema des Treffens war die Regionalvermarktung landwirtschaftlicher Produkte.

An dem Gespräch teilgenommen haben unter anderem die Kreisobmänner Georg Baumgartner (Berchtesgadener Land) und Sebastian Siglreithmayer (Traunstein), die Kreisbäuerinnen Maria Krammer (Berchtesgadener Land) und Irina Esterbauer (Traunstein) sowie der Leiter der Geschäftsstelle Traunstein des Bayerischen Bauernverbandes Matthäus Michlbauer. Gekommen war auch die Vorsitzende des Vereins "Bäuerinnen im Berchtesgadener Land", Brigitte Leitenbacher, sowie der Leiter des eBusiness der BayWa München, Alexander Brielmaier.

Mit der Stoißer Alm habe man bewusst einen Ort gewählt, so Kreisobmann Georg Baumgartner bei der Begrüßung, wo Regionalvermarktung seit Jahrzehnten erfolgreich praktiziert werde. Für die 26 Almbauern der Almgenossenschaft Stoißer Alm sei dies selbstverständlich, so Baumgartner, dessen Familie seit der Gründung 1928 auch dazugehört. Die rund 40 Hektar große Alm, davon sieben Hektar Wald, werde zusammen genutzt, die Almwirtschaft gemeinsam betrieben, ergänzte Almvorstand Heinrich Koch. Man benutze hier nur regionale Lebensmittel, auch für den weithin bekannten Kaiserschmarrn, der bei den Wanderern und Radfahrern sehr beliebt ist.

Kaniber: "Ökolandbau muss gestärkt werden"Es sei für sie keine Frage, dass die Regionalvermarktung und der Ökolandbau gestärkt werden müssten, so Ministerin Michaela Kaniber. Deshalb habe sie auch das politische Ziel ausgegeben, dass bis 2030 in Bayern rund 30 Prozent der landwirtschaftlichen Fläche ökologisch bewirtschaftet werden soll. Staatliche Kantinen, Kitas, Krankenhäuser aber auch Großkantinen privater Unternehmen würden zunehmend auf regionale Produkte setzen. Dieser Trend in der Gesellschaft sei eine Chance für die Landwirte, die es zu erkennen und zu nutzen gelte. "Die Menschen sind zunehmend dafür, regional und nachhaltig zu konsumieren und zu leben. Seitens der Politik werden wir alles tun, diesen Trend zu unterstützen." Es gelte die Produzenten zu stärken, die Konsumenten von der hohen Qualität dieser Ware zu überzeugen und regionale Plattformen für die Vermarktung zu schaffen.

Dazu passend stellte Brigitte Leitenbacher den vor kurzem gegründeten Verein "Bäuerinnen im Berchtesgadener Land" vor, bei dem sie den Vorsitz inne hat. Angeregt durch die Kernaussagen und positiven Rückmeldung nach der Tagung der Weltorganisation für Tourismus 2019 in Berchtesgaden mit über 800 Teilnehmern aus 160 Ländern, hätten sich Bäuerinnen aus dem ganzen Landkreis Berchtesgadener Land zusammengeschlossen, um sich als Kulturbotschafterinnen für Essgenuss und Netzwerkerinnen für den Erhalt der heimischen Landwirtschaft einzusetzen. Man wolle dazu beitragen, Produkte, Erzeuger und Verarbeiter zusammenzubringen und heimische Lebensmittel sichtbar, erlebbar und ausreichend verfügbar zu machen. Damit dies gelinge, brauche es einen Schulterschluss von Politik, Wirtschaft, Landwirtschaft, Gastronomie und Tourismusbranche. Leitenbacher zeigte anhand erster Aktionen des Bäuerinnen-Vereins, wie dies gehen kann, und wie groß das Interesse ist, wenn es richtig angepackt wird. Auch Landwirtschaftsministerin Kaniber zeigte sich begeistert von der Initiative und betonte: "Die Bäuerinnen werden gebraucht, nicht nur als Botschafterinnen, sondern auch aus Beraterinnen und Unternehmerinnen." Wichtig sei es, alle Seiten zusammenzubringen. Dazu könnten zum Beispiel Vermarktungsplattformen dienen, die Regionalität in den Mittelpunkt stellen und Erzeuger als auch Verbraucher verbinden, so Kaniber.

Beratung für Almbauern verbesssernEin Beispiel dafür ist das "Regioportal", das Alexander Brielmaier von der BayWa München kurz vorstellte und das in Kürze in Erding online gehen soll. Zur Weiterentwicklung suche man "Antreiber", so Brielmaier, mit denen man gemeinsam das Projekt voranbringen und den Wandel herbeiführen wolle. Er könne sich hier eine Zusammenarbeit mit den "Bäuerinnen im Berchtesgadener Land" gut vorstellen. Die Ministerin sieht solche Initiativen sehr positiv. Man müsse die Bauernschaft motivieren, hier mitzumachen, um sie mit den Konsumenten besser zusammenzubringen. Die Junglandwirtekommission, die sie eingesetzt habe, sei zum Beispiel für solche Projekte offen.

"Das A und O ist die Akzeptanz in der Gesellschaft und beim Verbraucher." Daran habe sie sich auch bei den jüngsten Umstrukturierungen in der Land- und Forstverwaltung orientiert, durch die die Beratung an den Ämtern gestärkt werden solle. "Die Ämter für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten müssen die Bauern positiv in die Gesellschaft tragen. Landwirtschaft ist vorzeigbar und zwar mit maximalem Stolz", so die Ministerin. Auch für die Almbauern werde die Beratung entlang der Alpenkette verbessert, sicherte Kaniber auf Nachfrage zu.