Pandemie
Regener Landrätin reagiert auf Kritik zu Corona-Politik

09.12.2020 | Stand 20.09.2023, 21:42 Uhr

Regens Landrätin Rita Röhrl. −Foto: PNP/Archiv

Mit einem offenen Schreiben, das auch an die Medien verschickt wurde, hat die Regener Landrätin am Dienstagabend auf die harsche Kritik von Kreisrat Stefan Ebner an ihrer Corona-Politik reagiert.

Mit Erstaunen habe sie, so Rita Röhrl, davon gelesen, dass man im Landratsamt eine "Mauer des Schweigens" errichtet habe. Den Vorwurf weist sie zurück.

Seit Pandemiebeginn nenne der Landkreis nahezu täglich die Zahlen der Infizierten, stellte Röhrl klar. Auch die Zahlen der in den Kliniken behandelten seien immer offen kommuniziert worden. Man informiere in den Medien, auf der Homepage und auf Facebook sowie in Videos über die Lage, insofern könne sie Ebners Eindruck nicht nachvollziehen.

Eigentliche Gefahr seien die nicht identifizierten Virusträger

Zu den hohen Fallzahlen könne sie, ebenso wie alle Experten, keine Antwort geben. "Unsere Feststellung ist die, dass wir bei rund 40 Prozent aller Infizierten die Quelle der Infektion nicht nachvollziehen können und diese nicht als Kontaktpersonen bekannt waren." Dieses diffuse Geschehen bereite Sorge und lasse auch die Vermutung zu, dass das Gesundheitsamt nicht immer ehrlich informiert wurde.

Der bayerische Datenschutzbeauftragte empfehle eine Nennung der Fallzahlen auf Gemeindeebene erst in Kommunen ab 10.000 Einwohnern, so Röhrl, und sogar diese Zahl scheine ihr zu hoch gegriffen. Man werde auch künftig kleine Kommunen nicht explizit nennen. Eine Hilfe könnten diese Zahlen ohnehin nicht sein, denn hier werden nur Personen nach Meldeort genannt, die bereits als positiv identifiziert sind und in Quarantäne sind oder waren. Von diesen Menschen gehe keine Gefahr mehr aus, die eigentliche Gefahr seien die nicht identifizierten Virusträger, betont Röhrl, und die wolle man durch eine möglichst große Testdichte ermitteln.

Fast die Hälfte der Infektionen aus einem diffusen Geschehen

Die Infektionsschwerpunkte seien mehrfach benannt worden: Senioren- und Pflegeheime, Behinderteneinrichtungen, die Arberlandklinik in Zwiesel. Auch die Schulen seien betroffen, hier könne man aber von keinem direkten Schwerpunkt sprechen. Fast die Hälfte der Infektionen kämen aus einem diffusen Geschehen.

Die Einpendler aus Tschechien seien anfangs überproportional häufig positiv getestet worden, dies habe sich aber geändert: Waren in der Kalenderwoche 46, also ab dem 9. November, noch 53 getestete Pendler positiv, waren dies eine Woche später nur noch zehn. Dies bei wöchentlichen Tests aller Pendler. "Momentan haben wir hier keinen Überblick mehr, da die Testpflicht abgeschafft wurde", stellt die Landrätin fest, "positiv sehen wir aber die Tatsache, dass der kleine Grenzverkehr gestoppt wurde."

Vor weiteren notwendigen Einschränkungen nicht zurückschrecken

Zu Ebners Verweis auf das Vorbild Landkreis Cham merkt Röhrl an, dass man in der praktischen Arbeit hier keinen Unterschied sehe. Warum sich die Werte derart unterscheiden wisse man nicht, und auch die Experten des Freistaates hätten keine Erklärung. Mit dem Oktober sei die derzeitige Situation nicht vergleichbar. Damals seien die Hotspots bekannt gewesen, der größte war eine Schule. "Daraus haben wir gelernt, dass wir im Zweifel rasch in den Wechselunterricht gehen oder wie derzeit gänzlich auf den Distanzunterricht setzen."

In besonders betroffenen Orten informiere man die Bürgermeister über die Lage, sagt die Landrätin. Sie habe stets in allen Ausschusssitzungen im nichtöffentlichen Teil kurz über die Lage informiert, betont Rita Röhrl. Und alle Anfragen von Bürgermeistern und Kreisräten würden von ihr oder ihren Mitarbeitern zeitnah beantwortet. Ihr lägen die Betriebe und die Wirtschaft am Herzen, noch wichtiger sei ihr aber das Wohlergehen aller Menschen im Landkreis – und so werde sie auch künftig vor weiteren notwendigen Einschränkungen nicht zurückschrecken, so die Landrätin.

Im Kreis der niederbayerischen Landräte habe man in so einer Situation selbstverständlich niederbayernweit regelmäßigen Kontakt. In der Regel sei da auch der Regierungspräsident und von Fall zu Fall auch ein Vertreter der Staatsregierung mit dabei. Und auch mit ihrem Landratskollegen in Cham sei sie in Kontakt, betont Röhrl. "Die jetzige Situation bringt alle an den Rand der Belastbarkeit. Hier wäre eigentlich Schulterschluss und nicht vorgezogener Wahlkampf gefragt."

− bb