Bad Reichenhall/Walserberg
Polizei stoppt an der Grenze völlig maroden Bus

Geldbußen für türkischen Unternehmer und seine beiden Fahrer

31.08.2022 | Stand 21.09.2023, 4:24 Uhr

Die Ausflugsfahrt eines klapprigen, türkischen Reisebusses endete an der deutschen Grenze am Walserberg auf der A8. −Foto: Archiv PNP

Für zwei Busfahrer und 19 Fahrgäste endete am Dienstagmittag die Fahrt in einem völlig maroden türkischen Reisebus am Grenzübergang Walserberg (Landkreis Berchtesgadener Land).



Zollbeamte als auch Traunsteiner Verkehrspolizisten hatten bei der Kontrolle eine Reihe von Verstößen festgestellt. Wie aus dem Bericht der Polizei hervorgeht, waren an dem zehn Jahre alten Mercedes Travego "erhebliche technische Gebrechen" festgestellt worden. Den Beamten stach insbesondere der Reifen an der Nachlaufachse auf der Beifahrerseite auf, dessen Lauffläche derart tiefe Auswaschungen aufwies, dass das Stahlgewebe des Reifengürtels bereits großflächig zutage getreten war.

50 Zentimeter langer Riss in der Windschutzscheibe

Ein massiver Steinschlag hatte auf der Windschutzscheibe einen circa 50 Zentimeter langen Riss quer durch das Fahrersichtfeld hinterlassen. Zudem litt der Bus unter erheblichem Luftverlust an der Federung der Antriebsachse. Schließlich war das Glas der linken Rückleuchteneinheit großflächig ausgebrochen und mit Mengen an Klebestreifen "repariert" worden. Die Übermüdung des 56- und des 59-jährigen Fahrers sowie die Schäden am Reisebus führten dazu, dass die Polizisten die Weiterfahrt unterbanden.

Aufgefallen war das Gefährt zuerst bei einer Zoll-Kontrolle wegen eines Verstoßes gegen das Umsatzsteuergesetz. Der Busunternehmer musste einen Geldbetrag im unteren dreistelligen Bereich als Sicherheitsleistung hinterlegen. Außerdem konnten die Fahrer keine Genehmigung für den gewerblichen Personentransport vorlegen. Deshalb informierten die Zöllner die Verkehrspolizeiinspektion Traunstein. Die kamen mit drei Beamten der Schwerverkehrskontrollgruppe an den Walserberg und beanstandeten die ganze Reihe weiterer Vergehen.

Die beiden türkischen Busfahrer hatten überdies gegen die Lenk- und Ruhezeitvorschriften verstoßen und einen weder vorschriftsmäßig betriebenen noch geprüften Tachographen an Bord.

Da der türkische Busunternehmer keine Abhilfe für die weitere Beförderung der Fahrgäste und den Abtransport des Fahrzeugs leisten konnte, organisierte die Polizei Ersatzfahrer und -fahrzeug bei einem örtlichen Busunternehmer. Der brachte die Fahrgäste zum nächsten Bahnhof. Die Polizeisten stellten den Reisebus sicher. Eine eingehende technische Untersuchung des klapprigen Gefährts soll folgen.

Sicherstellung kostet den Chef tausende Euro

Beide Fahrer mussten Sicherheitsleistungen im mittleren dreistelligen Euro-Bereich hinterlegen und werden beim Bundesamt für Güterverkehr (BAG) angezeigt. Mit einem weitaus höheren Bußgeld im oberen vierstelligen Euro-Bereich muss indes der Busunternehmer rechnen, zudem hat er die Kosten für den Ersatzverkehr und die Sicherstellung seines Busses, ebenfalls im vierstelligen Bereich, zu tragen. Auch er wird beim BAG angezeigt.

Überdies muss er sich nun um die Instandsetzung seines Fahrzeugs vor Ort, beziehungsweise um dessen Abtransport per Fahrzeugtransporter kümmern. Zu guter Letzt äußerten mehrere Fahrgäste bereits während der Kontrolle, dass sie entsprechende Schadenersatzforderungen gegen den Busbetrieb geltend machen wollen.

− red