Blasmusik: Das ist Bayern, Brauchtum, Tradition. Der Trauermarsch bei Beerdigungen, die Bierzeltmusi auf den Volksfesten. Blasmusik, das sind aber auch Tausende, die in Ort im Innkreis im oberösterreichischen Bezirk Ried beim Woodstock der Blasmusik zu Trompete und Tuba im Takt springen, feiern und tanzen. Über 100 Blasmusikbands aus aller Welt spielten dort am Wochenende vor 50.000 Menschen. 2011 waren es noch 25 Bands und Die Festivals vereinen gegensätzliche Musikstile 1000 Besucher. Mit dabei: traditionelle Marschmusik, moderne Arrangements, exotische Trompetenklänge aus sämtlichen Ländern der Erde. Jedes Jahr wird das Festival größer, denn "Tradition ist bei Jugendlichen in", sagt Organisator Simon Ertl.
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"Blasmusikfestivals sind für mich der Höhepunkt einer langen Entwicklung", sagt Elmar Walter, Leiter der Abteilung Blasmusik im Bayerischen Landesverein für Heimatpflege in München. Er muss es wissen, er hat eine Doktorarbeit zur Entwicklung der Blasmusik geschrieben. In seiner Heimat Nußdorf bei Traunstein leitet der 38-Jährige die Musikkapelle. Macht Basisarbeit. In seiner Arbeit hat er herausgefunden, dass Blasmusik vor dem Krieg reine Gebrauchs- und Militärmusik war. Danach hat sie sich als Laienmusik für das Volk etabliert, denn die Instrumente sind recht schnell zu lernen, Stücke – anders als bei Sinfonieorchestern – schnell passabel nachzuspielen. Bei der Grenzöffnung in den 1990er Jahren sind tschechische Blaskapellen nach Deutschland gekommen und haben ihre böhmisch-mährische Musik nach Bayern gebracht.
Neue Medien wie Youtube und Facebook haben ihr Übriges getan, die verschiedensten Blasmusikstile verbreitet und zusammengebracht. Zwischen 2003 und 2007 sind dann die ersten Blasmusikfestivals entstanden, die all diese Musikstile und -kapellen zusammenbrachten. Walter sagt: "Interessant ist vor allem der Festivalcharakter. An vielen Orten passiert vieles gleichzeitig. Es ist möglich, zu dieser Musik zu feiern. Diese Entwicklung ist mit nichts vorher vergleichbar." Und sie trägt Früchte: "Wir hatten noch nie so viele gut ausgebildete Laienmusiker wie jetzt." Das liege, so Walter, vor allem an den Musikschulen und Vereinen. Die Statistiken des Bayerischen Musikschulverbands belegen den Erfolg der Schulen: Haben 2012 noch 6122 Musikschüler in Bayern ein Blechblasinstrument gelernt, waren es 2016 schon 6741. Die Trompete gehört zu den Top 10 der beliebtesten Instrumente. Elmar Walter weiß: Die besten und meisten Bläsergruppen gibt es in Bayerisch-Schwaben und im Allgäu. In Ober- und Niederbayern gebe es noch Luft nach oben.
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