Iggensbach
Pioniere in der Jugendarbeit

40 Jahre Jugendfeuerwehr Schöllnstein – Hans Schadenfroh gründet 1982 erste Jugendgruppe

12.09.2022 | Stand 20.09.2023, 2:57 Uhr

2003: Teilnahme am Bundeswettkampf-Kreisentscheid in Deggendorf.

Die Feuerwehr Schöllnstein blickt in diesem Jahr auf 40 Jahre Jugendarbeit zurück. Den Ehrenabend begleitete eine Ausstellung, die sich der Nachwuchsentwicklung der letzten vier Jahrzehnte widmete. Hans Schadenfroh ist Vater der Jugendgruppe. In seine Fußstapfen trat 1985 Hermann Zankl, der sich wiederum bis 1998 in der Nachwuchsarbeit engagierte.

Die Feuerwehr-Jugendarbeit steckte Anfang der 80er Jahre im Landkreis Deggendorf noch in ihren Kinderschuhen. Stark gemacht hat sich für sie unter anderem Kreisbrandmeister und späterer Kreisjugendwart Otto Penn, der in Hans Schadenfroh einen Gleichgesinnten fand. 1982 wagten die Schöllnsteiner als eine der ersten Landkreiswehren die Gründung einer Jugendgruppe. Obwohl es an den nötigen Gerätschaften zum Üben für die Jugendleistungsprüfung fehlte und die finanziellen Mittel überschaubar waren, stellten sich die Kameraden der Herausforderung. Vieles wurde in Eigenregie zusammengezimmert wie unter anderem eine Sprossenwand. Ideenreichtum war gefragt, den der Jugendwart zusammen mit dem Vorstandsteam immer wieder bewiesen hat.

Bereits ein Jahr später trugen das Engagement und die Trainingseinheiten erste Früchte. Die Jugend war in einem relativ kurzen Zeitraum so gut aufgestellt, dass einer Teilnahme an der ersten Deutschen Jugendleistungsspange im Landkreis nichts mehr im Wege stand. Die Prüfung fand damals am 23. Juli 1983 in Schöllnach statt. Es sollte ein von Erfolg gekrönter Tag werden, denn die kleine Dorffeuerwehr fuhr als Sieger nach Hause. Die Leistungsabnahme ergab in der Gesamtwertung 23,5 Punkte für die Schöllnsteiner, die damit knapp den Gastgeber Schöllnach mit 23 Punkten und Schwarzach mit 22 Punkten auf den zweiten und dritten Platz verwiesen.

Eine anekdotenreiche Glanzleistung legte an diesem Tag allerdings auch der Jugendwart selbst hin. "Ich war mit meinen Jungs schneller als die Feuerwehr", meinte er im Gespräch mit der Deggendorfer Zeitung. Auf der Fahrt zur Prüfung erreichte den Mannschaftswagen die Alarmierung zu einem Böschungsbrand in der Bahnhofsstraße in Schöllnach.

Nach dem Motto "Learning by Doing" griff Schadenfroh zum Funkgerät und setzte sich mit dem Funkspruch "Florian Schöllnstein 43/1 übernehmen" an die Spitze des Einsatzes. Die Schöllnsteiner erreichten die Brandstelle als erste und löschten mittels Feuerlöschern den überschaubaren Flächenbrand. "Da haben die Schöllnacher aber geschaut, als sie am Einsatzort eintrafen", erinnerte sich auch Hermann Zankl, der damals beim Löscheinsatz als Jugendlicher mit von der Partie war.

Die Erfolgsgeschichte setzte sich in den folgenden Jahren mit den Teilnahmen an der Bayerischen Jugendleistungsprüfung 1984 und dem Kreisentscheid 1986 fort. Dabei avancierte das "Feuerwehr-Dreigestirn" Schöllnstein (954 Punkte), Schöllnach (953 Punkte) und Schwarzach (922 Punkte) zu Vertretern des Landkreises auf Landesebene. Zusammen fuhren sie am 30. Mai 1987 zum Bundeswettbewerb nach Alzenau. Dort haben die Schöllnsteiner unter 59 teilnehmenden Feuerwehr-Jugendgruppen den 8. Platz belegt, noch vor ihren beiden Landkreismitstreitern. Angespornt wurde die Truppe vom ersten Kommandanten selbst. Wobei es zu einem Missverständnis kam. Die von Schadenfroh mehr oder weniger als Dirigierstab zur Hand genommene Haselnussrute erweckte in den Augen manch anderer den vermeintlichen Eindruck einer ernstzunehmenden Situation, die zu großer Empörung führte: "Der ist ja verrückt, der schlägt sie." Dass dem nicht so war, versteht sich von selbst. Als Vater in Sachen Jugendarbeit forderte Schadenfroh eine gewisse Disziplin ein, doch die Hand erhoben wurde nie. Viel zu sehr lagen ihm seine Schützlinge am Herzen und mit ihnen der Fortbestand einer starken Feuerwehrfamilie.

Der Nachwuchs kam daher auch oft und gerne im Schöllnsteiner Feuerwehrhaus zusammen und ließ sich auf den Feuerwehralltag vorbereiten. Obwohl das Örtchen Schöllnstein am Rand des Landkreises liegt, stand es in Sachen Feuerwehr-Jugendarbeit im Mittelpunkt. Dazu trug auch eine gute Vernetzung mit den Nachbarwehren bei. Kam es im Zuge von geburtenschwachen Jahrgängen zu Engpässen, half man sich gerne aus. Um die Mindestteilnehmerzahl zu erfüllen, ging man Kooperationen mit Außernzell, Handlab, Waltersdorf oder Schwanenkirchen ein. So konnte an die Erfolge von Schadenfroh und Zankl immer wieder erfolgreich angeknüpft werden. Die Verantwortung übernahmen dafür von 1998 bis 2004 Josef Saller, 2004 bis 2006 Martin Schadenfroh, 2006 bis 2008 Hermann Saller und schließlich bis 2019 Stefan Anetsberger.

Heute teilt sich ein Team die Jugendarbeit: Sandra Schulhauser und Andreas Pilsl. Aufgrund des Schulsprengels Iggensbach-Außernzell-Garham kein leichtes Unterfangen. "Da ist Klinkenputzen angesagt", meint die passionierte Feuerwehrfrau. Eine weitere Werbemaschine ist für sie die Beteiligung am Ferienprogramm. Fünf Anwärter treffen sich aktuell wieder regelmäßig zum gemeinsamen Üben.

− pk