Das Leben von Ottfried Fischer und seiner Frau Simone porträtieren die BR-Lebenslinien. Seit einigen Jahren lebt der Kabarettist mit der Krankheit Parkinson.
Hier finden Sie den Trailer zu "Lebenslinien" mit Ottfried Fischer.
Jeden Samstag trifft man Ottfried Fischer am Passauer Domplatz. Er geht auf dem Wochenmarkt einkaufen – mit seiner Frau Simone. Ein Stück Normalität, das er sich nicht nehmen lassen will. Das für ihn aber dennoch nicht selbstverständlich ist.
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Die beiden leben seit einigen Jahren zusammen mit "Herrn Parkinson", wie Ottfried Fischer seine Krankheit nennt. Mittlerweile hat sich "Herr Parkinson" so sehr ausgebreitet, dass Fischer seinen Alltag im Rollstuhl bestreitet. Trotzdem ein Alltag, der noch immer viele schöne Momente für ihn bereithält, wie er im Lebenslinien-Film "Ottfried Fischer und Herr Parkinson" deutlich macht. Filmemacherin Manuela Roppert hat Ottfried und Simone Fischer in Passau besucht und sich zeigen lassen, wie ihr gemeinsames Leben aussieht. Das sehenswerte Resultat zeigt der Bayerische Rundfunk am 18. April.
Deutsche und bayerische Fernsehlandschaft geprägt
Ottfried Fischer hat die deutsche und insbesondere die bayerische Fernsehlandschaft geprägt wie nur wenige vor ihm. Mit der Gründung des Hinterhoftheaters in München beginnt seine Bühnenkarriere. Der große Durchbruch gelingt Fischer 1983 mit einem Auftritt in Werner Schneiders Kabarett-Fernsehsendung "Meine Gäste und ich." Seinen Karrierehöhepunkt erlebt er als Schauspieler in den 90ern in der Rolle als "Bulle von Tölz", die Kultserien "Irgendwie und Sowieso" und "Pfarrer Braun" gehören zu seinen größten Erfolgen.
Sein Talent, die Leute mit seiner extrovertierten Art und seinem Witz zu unterhalten, fällt schon früh auf. Ottfried Fischer wird 1953 geboren und wächst mit seinem jüngeren Bruder Werner auf einem Bauernhof in Ornatsöd bei Untergriesbach im Landkreis Passau auf. "Unser Vater hat uns immer zum Nachdenken aufgerufen", erzählt Fischer im Film. Um eine gute Schulbildung zu erhalten, wird er als Zehnjähriger ins Internat nach Fürstenzell geschickt. Später beginnt er auf Wunsch des Vaters ein Jurastudium in München, das er aber zugunsten der Kabarettbühne abbricht.
Ottfried Fischers Erfolg ist extrem groß, jahrelang. Aufträge über Aufträge erreichen ihn. Als er 2008 bekannt gibt, dass er an Parkinson erkrankt ist, ändert sich das schlagartig, beschreibt Produktionsleiter Robert Müller im Lebenslinien-Film. "Sobald die Krankheit da war, trennte sich die Spreu vom Weizen." Mit ihm ist Ottfried Fischer noch heute eng befreundet.
Kirchliche Hochzeit in Planung
Wer geblieben und seit 13 Jahren fest an Ottfried Fischers Seite ist, ist seine 17 Jahre jüngere Frau Simone. Mit ihr ist der Schauspieler und Kabarettist 2017 von München in die schöne Passauer Altstadt gezogen, sie ist diejenige, die sich um Organisatorisches kümmert, und darum, Ottfried die schönen Seiten des Lebens zu zeigen.
Es sind zärtliche, fast intime Aufnahmen, die dem Zuschauer im BR-Film gezeigt werden. Liebevolle Gesten, gemeinsame Späße, beide wählen in den Gesprächen Worte, die zeigen, wie sehr sie ihren Ehepartner wertschätzen.
"Mittlerweile sind wir an einem Punkt, wo es schon sehr kräftezehrend ist", sagt Simone Fischer im Interview. Trotzdem bleibt sie, heiratet Ottfried 2020 standesamtlich und plant mit ihm derzeit die kirchliche Hochzeit. Die Kraft, das gemeinsame Leben mit der Krankheit zu meistern, gibt ihr Ottfried Fischer selbst mit seiner positiven Art, wie sie sagt. Und: "Die Liebe zu ihm. Wenn man einen Menschen nicht liebt, kann man das nicht machen."
Humor nie verloren
Neben ihrer emotionalen und tatkräftigen Unterstützung kann Ottfried Fischer im Umgang mit "Herrn Parkinson" auf eine Sache auf keinen Fall verzichten: seinen Humor. Den hat er trotz allem niemals verloren, ganz im Gegenteil. Über seine Krankheit macht er liebend gerne Witze à la "Wenn du mit deinem Auto in der Tiefgarage Probleme hast, ich Parkinson". Über eine so ernste Angelegenheit darf man keine Witze machen, muss er sich manchmal anhören. "Worüber soll ich denn sonst Witze machen?", sagt er dann.
"Wenn ich könnte, würde ich mich gegen den Parkinson entscheiden", sagt Ottfried Fischer. Denn: "Schön ist was Anderes." Ihm ist klar, "die Krankheit hat etwas Endgültiges". Doch er will ihr nicht mehr Raum geben, als es unbedingt sein muss. In der Gesangsstunde singt er mit Freuden in voller Lautstärke, mit seinen Freunden schäkert er gerne und oft, an der Innpromenade rollt er in der Sonne spazieren. "Ich belüge mich da vielleicht auch ein wenig selbst", sagt er. "Und ich würde jedem empfehlen, sich bei Parkinson zu belügen. Immer feste drauf mit bester Laune und Friede, Freude, Eierkuchen."
BR Lebenslinien am Montag, 18. April, 22 Uhr
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