"Otto Neururer - Hoffnungsvolle Finsternis"
Ottfried Fischer feiert Deutschlandpremiere in Passau + Trailer

26.01.2020 | Stand 20.11.2023, 12:44 Uhr

Selbst in dieser Lage noch, als ihn im KZ-Bunker der SS-Mann Martin Sommer (Antonio Wanneck) mit allen Mitteln quält, hält Pfarrer Otto Neururer Lucas Zolgar an Gott und Menschenliebe fest. −F.: AVG Filmproduktion

Zu klatschen wagt keiner nach dieser Deutschlandpremiere des Films "Otto Neuruer - Hoffnungsvolle Finsternis" am Samstagabend im Passauer Cineplexkino. "Gott ist überall, auch in Ihnen", sagt Pfarrer Otto Neururer im KZ Buchenwald zum SS-Mann, der ihm die brennende Zigarette in den Nacken drückt, die Knochen zerdrischt und ihn am Strick kopfüber aufhängt, bis er über 30 Stunden später stirbt vor lauter Blut im Kopf. Seinen Glauben an Gott - und an das Gute in jedem Menschen - gibt Neururer nicht auf. 

Als "beste Antwort auf den neu erstarkenden Nationalsozialismus und Antisemitismus" hat Bernhard Kirchgessner als Leiter der Künstlerseelsorge des Bistums Passau, die Deutschlandpremiere kurz vor dem Holocaust-Gedenktag und dem 75. Jahrestag der Befreiung des Vernichtungslagers Auschwitz-Birkenau durch die russische Armee initiiert. Ottfried Fischer beschert dem wohl weitgehend unbekannten Tiroler Märtyrer Otto Neururer als einer der Hauptdarsteller und Co-Produzent großes Publikum mit anderthalb vollen Kinosälen schon am ersten Abend. Und konfrontiert jeden Zuschauer mit der Frage: Was würde ich tun?

Die Besetzung mit Ottfried Fischer als Pfarrer auf den Spuren Neururers erweist sich als Geniestreich. Sein satirischer, genau richtig provokanter und stets humanistischer Humor macht den Film überhaupt erst erträglich. Wie einst die Blues Brothers ist er "im Auftrag des Herrn unterwegs" und bläst dem Gekreuzigten beim Abendgebet in aller Herzensliebe auch mal keck seinen Zigarettenrauch entgegen.

"Nur die Wahrheit macht uns frei", das ist für Bernhard Kirchgessner eine zentrale Botschaft des Films. Bischof Stefan Oster sagte nach der Premiere: "Jeder Mensch hat in sich das Potenzial, Engel oder Teufel zu werden", darum brauche jeder feste Überzeugungen, die ihn halten. Gegen aufkeimende rechte Gesinnung appellierte Ottfried Fischer: "Jeder, der guten Willens ist, muss Stellung beziehen!" Ein Film wie dieser habe tiefen Sinn und zeige den Menschen, "wo’s hinführt". Das Vaterunser steht am Anfang und Ende des Films, ein "perfektes Gebet", sagt Otti Fischer. Am Ende erhebt sich das Publikum im Kinosaal, um es gemeinsam zu beten. Diesen Otto Neururer wird man im Leben niemals mehr vergessen.

Trailer zum Kinofilm

 


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