Osterhofen
Ökologische Bewässerung: Isarwasser für den Gemüseanbau

Ergebnis der Studie zu "Bewässerungsmanagement Osterhofener Platte" – Landwirte planen Wasser- und Bodenverband

24.08.2022 | Stand 20.09.2023, 22:33 Uhr

Die Feldbewässerung auf der Osterhofener Platte soll künftig schonender für das Grundwasser erfolgen. Dazu will man Isarwasser nutzen – durch den Bau einer Ringleitung bzw. Infiltration. −Foto: gs

Wie können die landwirtschaftlichen Flächen auf der Osterhofener Platte bewässert und gleichzeitig das Grundwasser geschont werden? Dieser Frage ist eine Studie nachgegangen, um ein nachhaltiges Konzept zu erstellen. Das Ergebnis zeigt, dass zwei Varianten denkbar sind, bei denen in verschiedener Form Isarwasser genutzt wird, informiert Dipl. Ing. Sven Müller vom Büro Baurconsult Architekten und Ingenieure. Zudem streben die beteiligten Landwirte die Gründung eines Wasser- und Bodenverbandes an.

Mit der Studie haben die fünf ILE-Kommunen Osterhofen, Buchhofen, Wallerfing, Moos und Aholming sowie 36 Mitgliedsbetriebe der IG Feldbewässerung und die Gurkenerzeugerorganisation GEO Bayern das Büro Baurconsult Architekten und Ingenieure in Kooperation mit Dr. Wolfgang Patzwahl, Büro für Technik im Wein- und Gartenbau beauftragt. Die Kosten der Machbarkeitsstudie werden zu 75 Prozent vom Freistaat Bayern über das Umweltministerium gefördert, 10 Prozent übernehmen die beteiligten Kommunen und 15 Prozent die Landwirte mit der GEO Bayern.

Seit Mitte 2019 wurde die bestehende Situation aufgenommen und analysiert. In mehreren intensiven Besprechungen vor Ort erarbeiteten Experten Varianten zur Gewinnung des Bewässerungswassers sowie der Bewässerungsmöglichkeiten auf der Hochterrasse aus dem Quartär mit einem vorher gemeinsam festgelegten Wasserbedarf. Dies waren Diplom-Geologin Heike Kraus und Dipl.-Ing. Sven Müller von Baurconsult. An sämtlichen Sitzungen und Ortsterminen nahmen auch die beiden Fachbehörden, das Wasserwirtschaftsamt Deggendorf, vertreten durch Max Stingl, und das Amt für Ernährung Landwirtschaft und Forsten Deggendorf-Straubing, vertreten durch Hilmar Maußner, teil. Sie unterstützten den Prozess der Konzepterstellung kooperativ.

Die Ausgangssituation: Momentan erfolgt die Bewässerung der bewässerungswürdigen Kulturen aus vielen einzelnen Brauchwasserbrunnen. Im Bereich Oberpöring wird zudem bereits Wasser aus dem Begleitstrom (Uferfiltratwasser) der Isar durch ein Verteilungsnetz genutzt.

Künftig könnte Isarwasser auch auf weiten Teilen der Osterhofener Platte zur Feldbewässerung dienen, führt Dipl. Ing. Sven Müller aus. Es muss dazu gewonnen, aufbereitet und verteilt werden. Favorisiert wird die Errichtung eines Leitungsnetzes mit einer zentralen Ringleitung (Variante 1). Aber auch die Kombination eines Leitungsnetzes mit Infiltration wäre vorstellbar (Variante 2). Letzteres bedeutet, dass neben der Errichtung eines Leitungsnetzes mit einer direkten Bewässerung aus Hydranten auch die Versickerung von Isarwasser nach entsprechender Aufbereitung in das Grundwasser der quartären Hochterrasse in Erwägung gezogen wird.

Variante 1: 80 Kilometer lange zentrale Ringleitung

Bei der Errichtung des etwa 80 Kilometer langen Leitungsnetzes mit zentraler Ringleitung würden die bestehenden Brunnen aufgelassen werden. An der Ringleitung würden gleichzeitig bis zu 50 Hydranten zur Versorgung der Fläche mit Brauchwasser zur Verfügung stehen. Aus Kostengründen soll nicht jedes Flurstück an die Ringleitung angeschlossen werden. Die Landwirte würden mit oberirdisch variabel gelegten Leitungen bzw. Schläuchen an das Brauchwassernetz mit ihren Beregnungsgeräten anschließen.

Bei der durch die IG Feldbewässerung ins Spiel gebrachten Kombination aus Leitungsnetz und Infiltration würden rund 20 Prozent der Fläche zunächst mit Wasser aus Hydranten versorgt und die restlichen 80 Prozent der Flächen weiterhin über die vorhandenen Brunnen beregnet werden. Die Infiltration von Wasser aus der Isar bzw. dem Begleitstrom würde vor allem dazu dienen, die Bilanz im Grundwasser auszugleichen, da aus den bestehenden Brunnen weiterhin Wasser entnommen wird.

Trotz Infiltration können die Grundwasserstände weiter zurückgehen, z.B. weil die natürliche Selbstentwässerung der Osterhofener Platte größer ist als die Wasserzugabe durch die Infiltration. In diesem Fall bestünde bei dieser Variante immer noch die Möglichkeit, das Leitungsnetz auf die gesamte Fläche zu erweitern. Man müsste dann mit einem zweiten Bauabschnitt die oben genannte Ringleitung nachträglich vervollständigen, erläutert Dipl. Ing. Sven Müller.

Für alle im Konzept betrachteten Varianten wurden die Kosten und die zukünftigen Betriebskosten geschätzt. Es ergaben sich dabei weitere Fragestellungen zu Finanzierung und Betrieb, die nicht im Rahmen des nun abgeschlossenen Konzepts geklärt werden konnten. Unter anderem geht es dabei um den Umgang mit dem stark schwankenden Bedarf aufgrund von Feuchte- und Trockenperioden sowie um Management und Unterhaltung der Infrastruktur.

Sechs Jahre lang wurde die Wasserentnahme durch Wasseruhren dokumentiert. Daraus konnte festgestellt werden, dass der Wasserverbrauch aus Schachtbrunnen zwischen 200000 und 880000 Kubikmeter schwankt und im Mittel 410000 Kubikmeter pro Jahr beträgt. Die jährliche Verbrauchsmenge steht dabei im direkten Zusammenhang zum Niederschlagsgeschehen im Zeitraum Juni bis August und belegt somit auch den bedarfsgerechten Umgang der Landwirte mit der Ressource Wasser, erläutert der Experte von Baurconsult.

Wasserbedarf wird steigen: zusätzliche Systeme nötig

Seine Schlussfolgerung: Mit einer Realisierung des Projektes und damit der Umsetzung einer nachhaltigen und ökologisch angepassten Bewässerung würde im Hinblick auf den fortschreitenden Klimawandel ein wichtiger Schritt für den zukünftigen Erhalt des Gemüseanbaus in der Region unternommen werden. Weiterhin wären die Sicherung der Entwicklungsmöglichkeiten für die existierenden landwirtschaftlichen Familienbetriebe sowie der Erhalt und die Weiterentwicklung der für die Region und das Landschaftsbild prägenden landwirtschaftlichen Tradition im Bereich der Osterhofener Platte gegeben.

Damit die Landwirtschaft auch unter diesen veränderten klimatischen Standortbedingungen den hohen Qualitätsansprüchen gerecht werden kann, ist eine Ausweitung der landwirtschaftlichen Bewässerung zu erwarten. Hinzu kommt die gesteigerte Nachfrage der Verbraucher an regional produziertem Gemüse, die in den kommenden Jahren noch weiter ansteigen wird.

Insofern sind die landwirtschaftlichen Betriebe in der Region Osterhofen mit der Aufgabe konfrontiert, sich zusätzliche Bewässerungskapazitäten zu erschließen, erläutert Dipl. Ing. Sven Müller. Dabei werden auch die Anforderungen an das umzusetzende Bewässerungssystem erheblichen Einfluss auf die Kostenstruktur bzw. den Endverbraucherpreis haben.

Das Konzept wurde Ende Mai an der Regierung von Niederbayern den Behörden, der Regierung sowie dem Umwelt- und Landwirtschaftsministerium vorgestellt. Aufgrund der hohen Erschließungskosten wäre für die Umsetzung eine staatliche Förderung der Maßnahme enorm wichtig. Momentan werden im Rahmen einer Pilotförderung des Umweltministeriums vier Vorhaben in Bayern zur Errichtung einer Bewässerungsinfrastruktur mit 50 Prozent der Investitionskosten bzw. maximal zehn Millionen Euro gefördert.

Anfang Juli diskutierten die beteiligten Mitglieder der IG Feldbewässerung und Bürgermeister in Ottmaring das vorgestellte Bewässerungskonzept und die weitere Vorgehensweise. Die Betriebe fassten in der Versammlung den Beschluss, einen ersten Schritt hinsichtlich einer Umsetzung des Bewässerungskonzepts zu unternehmen. Die Beteiligten beschlossen einstimmig, dass die Gründung eines Wasser- und Bodenverbandes angestrebt und die hierfür notwendigen Schritte eingeleitet werden sollen.

− oz