"Mekka des Jazz in der Provinz"
Oberbayerischer Kulturpreis für Eisenreich und Jazz Burghausen

09.10.2022 | Stand 20.09.2023, 2:02 Uhr

Nach der Verleihung des Oberbayerischen Kulturpreises 2022 in Kloster Seeon (von links): Hans Steindl, Altbürgermeister von Burghausen (Laudator für die IG Jazz), Herbert Rißel, Vorsitzender der Interessengemeinschaft Jazz Burghausen e. V., Bezirkstagspräsident Josef Mederer, Kulturpreisträgerin Martina Eisenreich sowie ihr Laudator Christian Ude, Alt-Oberbürgermeister von München. −Foto: Wolfgang Englmaier

Die Interessengemeinschaft Jazz Burghausen e. V. und die Komponistin und Geigerin Martina Eisenreich haben am Sonntag den Oberbayerischen Kulturpreis 2022 erhalten.



Bezirkstagspräsident Josef Mederer verlieh die Auszeichnung in Kloster Seeon (Landkreis Traunstein). Der Bezirk Oberbayern vergibt den mit jeweils 5000 Euro dotierten Preis seit 1980 jährlich an zwei Persönlichkeiten oder Organisationen, die sich um die Kultur in Oberbayern verdient gemacht haben.

Lob für Nachwuchsarbeit

Mederer würdigte Martina Eisenreich und die Interessengemeinschaft Jazz Burghausen: Beide "haben sich auf hohem Niveau mit ihrem vielfältigen Schaffen um die Kultur weit über Oberbayerns Grenzen hinaus verdient gemacht. Der Walk of Fame in der Altstadt von Burghausen und Kompositionen zu internationalen Kinoproduktionen dokumentieren das eindrucksvoll." Er hob auch das Bestreben der beiden Ausgezeichneten hervor, "den Nachwuchs auf seinem künstlerischen Weg zu unterstützen".

Die Interessengemeinschaft Jazz Burghausen e. V. (IG Jazz) veranstaltet seit einem halben Jahrhundert Konzerte und Festivals rund um das Thema Jazz. Gegründet wurde sie 1971 als Verein von Helmut Viertl zusammen mit dem Münchner Saxofonisten Joe Viera. Beide hatten bereits ein Jahr zuvor die Internationale Jazzwoche Burghausen ins Leben gerufen.

Ort für internationale Jazzgrößen

Das Festival entwickelte sich dank der Auftritte bekannter deutscher Jazzmusikerinnen und -musiker bald auch zu einem Ort für internationale Jazzgrößen wie Ella Fitzgerald, Count Basie, Michel Petrucciani, Albert Mangelsdorff und Chet Baker. Seit 1982 hat das Festival mit der Wackerhalle einen festen Spielort für große Konzerte. Das Zusammenspiel mit den vielen kleineren Locations für Jazznights und Jam-Sessions macht den besonderen Charme der Jazzwoche aus. Joe Viera, der das Festival musikalisch leitet, gründete 1972 das Studienzentrum für zeitgenössische Musik, das hochrangig besetzte Jazzkurse anbietet und über einen Förderverein Stipendien vergibt. Seit 2009 verleiht die IG Jazz den renommierten Europäischen Burghauser Nachwuchs-Jazzpreis.

Darüber hinaus ermöglicht sie Newcomern beim "Next Generation Day" einen Auftritt auf der Internationalen Jazzwoche. Ein weiteres Aushängeschild der IG Jazz ist die seit fast 50 Jahren bestehende Big Band, in der die arriviertesten Jazzmusikerinnen und -musiker der Region mitwirken. Die Leitung der IG Jazz liegt in den Händen von Herbert Rißel, der das Amt 2004 nach dem Tod von Herbert Hebertinger übernahm. Joe Viera ist bis heute als lebende Jazzlegende musikalischer Vordenker der IG Jazz.

"Mekka des Jazz in der bayerischen Provinz"

In seiner Laudatio würdigte Hans Steindl, Altbürgermeister der Stadt Burghausen und langjähriger Musikförderer, die Interessengemeinschaft Jazz: "Die IG Jazz ist nicht nur eine Interessengemeinschaft, sondern auch eine Familiengemeinschaft, die vieles selber macht. Sie hat Burghausen zum Mekka des Jazz in der bayerischen Provinz entwickelt. Sie ist Erfinder, Entdecker und Treiber für den Jazz in Oberbayern."

− red