Berchtesgadener Land
Neuer Bundeswehr-Heli über dem Staufen

Heimische Bergretter trainieren mit dem modernen Unterstützungshubschrauber von Airbus

22.04.2022 | Stand 21.09.2023, 5:48 Uhr
Markus Leitner

Durch stellenweise hohen und dichten Bergwald, tief eingeschnittene Rinnen sowie wechselnde Windverhältnisse sind geländenahe Flüge wie hier am Hochstaufen anspruchsvoll. Die moderne Technik im neuen LUH SAR erhöht für alle Beteiligten die Sicherheit. −Foto: Markus Leitner

Es gibt bundesweit nur sieben dieser neuen Such- und Rettungsdienst (SAR)-Hubschrauber in der Bundeswehr – und 21 ehrenamtliche Einsatzkräfte der Bergwachten Bad Reichenhall, Berchtesgaden, Freilassing, Marktschellenberg, Ramsau und Teisendorf-Anger durften ihn diese Woche testen.

Erstmals trainierten sie mit dem sogenannten leichten Unterstützungshubschrauber (LUH) auf Basis des Airbus H145: Der Übungseinsatz mit Rettungswinde im alpinen Gelände fand auf der winterlichen Nordseite des Hochstaufens statt. Deutschland hat bis März 2021 die Helikopter als Ersatz für die Bell UH-1D – aufgrund ihres unverwechselbaren Klangs als Teppichklopfer bezeichnet– in Dienst gestellt. Sie sind an drei Standorten stationiert und vorrangig für den nationalen zivilen SAR-Dienst im Auftrag des Bundesverkehrsministeriums ausgerüstet. Sie rücken immer bei so genannten Luftnotlagen aus, also wenn ein Flugzeug notlanden muss, abstürzt oder verschwindet und dann im Gelände gesucht werden muss.

Die Technik des LUH SAR/ H145 ist auf neuestem Stand: leistungsstarke Triebwerke, große Reichweite, Autopilot zur Unterstützung auch bei schwierigen Sicht- und Wind-Verhältnissen, Wärmebild-Kamera, Suchscheinwerfer, weitere Ortungssensoren zur Suche aus der Luft, Nachtflug-Ausrüstung und eine 90-Meter-Außenwinde, mit der auch Rettungen an hohen Felswänden, in tiefen Schluchten und Wäldern möglich sind.

Mit Notarzt und Notfallsanitäter besetzt

Wie ein ziviler Rettungshubschrauber ist auch der Bundeswehr-Heli für die medizinische Versorgung eines Patienten bei Bedarf mit Notarzt und Notfallsanitäter besetzt und verfügt über notfallmedizinische Schnellwechsel-Ausrüstung. Die zivilen Leitstellen und Organisationen im Rettungsdienst, also auch die Bergwacht, können den Hubschrauber subsidiär im Rahmen der so genannten dringenden Eilhilfe anfordern.

BRK-Übungsleiter Guido Fick, Michael Vierling und Matthias Wich hatten für das Training drei Stationen auf steilen Schotter- und Schneerinnen und im unteren Staufenkar eingerichtet, an denen die mit der Winde vom Heli abgesetzten Retter Verstiegene im Absturz-Gelände sichern und verletzte Abgestürzte medizinisch versorgen und in den Luftrettungssack einpacken mussten. Die Feuerwehren Anger, Ainring, Piding und Bad Reichenhall, die Bergwacht Berchtesgaden und die Rettungshubschrauber-Station "Christoph 14" stellten dafür insgesamt sieben Puppen mit einem Gewicht von je 70 bis 80 Kilo zur Verfügung. Die Einsatzkräfte nutzen diese sonst vor allem bei der Atemschutz-Ausbildung zur Simulation von Rettungen aus einem verrauchten Gebäude.

SAR-Flieger werden für ihr Können geschätzt

Florian Neubauer und Michael Renner betreuten als Stationsausbilder in den Rinnen unterhalb des Pidinger Klettersteigs eine Abseilstelle und einen Standplatz, an denen die Bergretter Verstiegene im Rettungssitz sichern mussten, damit sie dann vom Heli mit der Winde aufgenommen und ausgeflogen werden konnten.

Die SAR-Flieger der Bundeswehr sind für ihr fliegerisches Können von der Bergwacht hoch geschätzt und haben die Ehrenamtlichen in den vergangenen Jahren immer wieder bei besonders schwierigen Einsätzen unterstützt: zum Beispiel im August 2019 bei einem Flugzeugabsturz in der Nordostwand des Bogenhorns, im Juli 2016 bei zwei schwierigen Rettungen in der Watzmann-Ostwand und im April 2016 bei einer nächtlichen Rettung eines abgestürzten, schwer verletzten 16-jährigen Afghanen am Fuderheuberg.