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Münchner Polizeichef: Auf den Oberbayern Andrä folgt der Niederbayer Hampel

30.10.2020 | Stand 20.09.2023, 6:55 Uhr

Nach sieben Jahren an der Spitze von Bayerns größter Polizeibehörde geht der Trostberger Hubertus Andrä (64) in den Ruhestand. −Fotos: dpa

Das Münchner Polizeipräsidium hat einen neuen Chef. Bayerns Innenminister Joachim Herrmann (CSU) führte den Polizeipräsidenten Thomas Hampel am Freitag in sein neues Amt ein.

"Ich bin überzeugt, dass Sie die Herausforderungen der kommenden Jahre mit Bravour leisten werden", sagte Herrmann. Hampel sei "für dieses wichtige Amt genau der richtige Mann".

Hampel tritt die Nachfolge von Hubertus Andrä an, den Herrmann in den Ruhestand verabschiedete. Er blicke sehr dankbar auf seine Polizeikarriere zurück, sagte Andrä, der in Trostberg im Landkreis Traunstein lebt. Er sei besonders dankbar dafür, im Dienst nie ernsthaft verletzt worden zu sein und dafür, dass er seine Dienstwaffe nie gegen Menschen einsetzen musste. Er erinnerte an Ausnahme-Einsätze wie den Amoklauf im Münchner Olympia-Einkaufszentrum.

Herrmann sagte, auch die Polizeiskandale um antisemitische Chats oder zuletzt Drogenvorwürfe gegen Münchner Polizisten sollten nicht verschwiegen werden. Andrä habe sich aber auch nach Bekanntwerden dieser Fälle durch "kluges und konsequentes Vorgehen" ausgezeichnet.

Der 64-Jährige gebürtige Garmisch-Partenkirchner stand seit 2013 an der Spitze der mit rund 6600 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern größten Polizeibehörde Bayerns. In Andräs Amtszeit fiel der rechtsextreme Anschlag am Olympiaeinkaufszentrum im Juli 2016 mit zehn Todesopfern, darunter der Attentäter. Der zweifache Familienvater leitete damals einen der größten Polizeieinsätze Bayerns mit 2300 Polizisten.

Erfahrung mit Amokläufen und Großeinsätzen hat der aus einer Polizistenfamilie stammende Andrä in seiner 45-jährigen Dienstzeit reichlich gesammelt. 1999 hatte er die Leitung beim Amoklauf eines 16-Jährigen in Bad Reichenhall, bei dem vier Menschen starben und unter anderem der Schauspieler Günter Lamprecht schwer verletzt wurde. Einer der belastendsten Einsätze war der Einsturz der Eishalle in Bad Reichenhall im Januar 2006, als 15 Menschen ums Leben kamen, darunter zwölf Kinder und Jugendliche.

Bei der damaligen Polizeidirektion Traunstein war Hubertus Andrä ab 1992 Vizechef und ab 2005 Leiter. Schon ab 2003 empfahl er sich im Innenministerium für höhere Aufgaben, unter anderem als Referent für die Polizeiorganisationsreform und später als Leiter der neu gegründeten Abteilung Verfassungsschutz und Cybersicherheit. Im Juli 2013 wurde er als Nachfolger von Wilhelm Schmidbauer Chef des Polizeipräsidiums der bayerischen Landeshauptstadt an der Ettstraße. Schon zu Beginn seiner Tätigkeit als Münchens oberster Polizist setzte er einen Schwerpunkt auf den Kampf gegen Rechtsextremismus und Wohnungseinbrüche.

Hubertus Andrä, von 1999 bis 2008 Vorsitzender des TSV 1863 Trostberg, des damals größten Vereins im Landkreis Traunstein, ist – wie berichtet – einen Monat vor seiner Pensionierung unverschuldet in einen schweren Verkehrsunfall mit mehreren Fahrzeugen auf der Autobahn 94 im Landkreis Mühldorf verwickelt worden. Der zweifache Familienvater kam relativ glimpflich davon und konnte nach zwei Tagen wieder aus dem Krankenhaus entlassen werden.

Andräs Nachfolger Thomas Hampel (54) kommt aus Niederbayern. Der gebürtige Regener war seit 2018 Präsident des neu geschaffenen Landesamtes für Asyl und Rückführungen. Nach seiner Zeit bei der Bereitschaftspolizei wurde der zweifache Familienvater Chef der Münchner Flughafeninspektion und war dann in verschiedenen Leitungspositionen in polizeinahen Sachgebieten im Innenministerium tätig.

Wegen der Corona-Pandemie konnte der Amtswechsel nicht wie sonst in einem Festakt vollzogen werden. Im Schloss Nymphenburg fand lediglich eine Pressekonferenz statt.

Neben dem Münchner Polizeipräsidium bekommt auch das Präsidium Schwaben Süd/West im November eine neue Leitung. Dort Werner Strößner von seiner Ehefrau Claudia Strößner im Amt beerbt. Das Paar sei "ein gelungenes Beispiel" für die Vereinbarkeit von Familie und Karriere bei der Polizei, sagte Herrmann bei Bekanntwerden der Personalie im September.

− tt/lby