PNP-Gesundheitsserie
Müde wegen der Zeitumstellung? Das können Sie tun

28.03.2021 | Stand 12.10.2023, 9:57 Uhr

Obwohl es um nur eine Stunde geht, macht vielen Menschen die Zeitumstellung zu schaffen: Sie bringt ihren Biorhythmus durcheinander. Müdigkeit und Abgespanntheit können Folgen sein. −Foto: Christin Klose/dpa

Am 28. März, werden die Uhren um eine Stunde auf die Sommerzeit vorgestellt. Viele Menschen werden dann wieder von Schlafproblemen, Müdigkeit und Konzentrationsstörungen geplagt.

Doch warum ist das so? Der ärztliche und der technische Leiter des Schlaflabors im Klinikum Ingolstadt, Dr. Marcel Zeising und Dr. Christian Thiedemann, erklären, wie die Zeitverschiebung auf unseren Körper wirkt.

Die innere Uhr bestimmt den Biorhythmus

Wenn es um die Zeitumstellung geht, kommt automatisch auch dieser Begriff vor: die sogenannte innere Uhr. Sie, so heißt es dann oft, sei durch die Umstellung aus dem Takt geraten. "Hinter dem Begriff innere Uhr verbirgt sich ein sehr komplexes, inneres System, das primär in einem spezifischen Hirnareal namens Suprachiasmatischer Kern – auch Master-Clock genannt − lokalisiert ist", erklärt Zeising. "Diese innere Uhr ist dafür verantwortlich, dass physiologische Abläufe der verschiedenen Organe zeitlich koordiniert ablaufen."

Darunter falle zum Beispiel die Ausschüttung von Hormonen zu einer gewissen Tages- oder Nachtzeit, Regelung der Körpertemperatur oder auch die Abfolge von Schlaf- und Wachphasen. Die innere Uhr bestimmt also den biologischen oder auch zirkadianen Rhythmus des Menschen. Zirkadian bedeutet hierbei, dass physiologische Abläufe mit einem Abstand von zirka 24 Stunden wiederkehren, also, dass beispielsweise bestimmte Hormone in einem 24-Stunden-Rhythmus ausgeschüttet werden.

Licht als wichtigster Taktgeber

Eines dieser Hormone ist das sogenannte Schlafhormon Melatonin. Dieses wird durch Lichteinstrahlung gehemmt beziehungsweise blockiert. Sobald die Lichtintensität einen gewissen Wert unterschreitet (also während der Dämmerung und besonders in der Nacht), wird Melatonin verstärkt ausgeschüttet und sagt dann dem Körper, dass es draußen dunkel ist und es langsam an der Zeit ist zu schlafen ̶ wir werden also langsam müde.

Video: Winter- oder Sommerzeit – was ist besser?



"Licht ist unser wichtigster Taktgeber", sagt Thiedemann. Eine Stunde Zeitumstellung hört sich zwar verhältnismäßig wenig an, aber wenn sich die Lichtverhältnisse vom einen auf den anderen Tag ändern, es also etwa eine Stunde später hell wird, dann bringt dies den momentanen biologischen Rhythmus durcheinander. Die Folgen können Schlafstörungen und dadurch bedingte Tagesmüdigkeit sowie Konzentrationsstörungen sein.

Vier Tipps, den Körper an die Zeitumstellung zu gewöhnen

Verzichten Sie am Abend auf schwere Mahlzeiten

Gehen Sie zeitig schlafen, auch wenn Sie keine Müdigkeit verspüren (der Einsatz von Schlafmitteln ist nicht zu empfehlen)

Lassen Sie die Vorhänge im Schlafzimmer nachts offen, so können Sie die ersten Sonnenstrahlen als Wachmacher nutzen

Verbringen Sie Zeit an der frischen Luft, zum Beispiel in der Mittagspause

Kinder, Senioren und Schichtarbeiter sind am stärksten betroffen

Insbesondere Kleinkinder, Senioren oder auch Schicht- beziehungsweise Nachtarbeiter spüren die Auswirkungen der Zeitumstellung häufig am stärksten. Gerade Kinder haben einen sehr stabilen biologischen Rhythmus und noch keinen richtigen Bezug zur Uhrzeit. "Sie werden also zum gleichen Zeitpunkt wie vor der Zeitumstellung wach. Mit fortschreitendem Alter wird der Schlaf grundsätzlich leichter und somit störanfälliger gegenüber externen Faktoren, etwa den veränderten Lichtverhältnissen zu einer gewissen Uhrzeit", sagt Thiedemann. Für Schichtarbeiter könne es durchaus eine Rolle spielen, ob sie morgens um 5 oder um 4 Uhr unter den veränderten Gegebenheiten aufstehen müssen. Besonders betroffen sind Nachtarbeiter, da diese Arbeitsgruppe konträr zum eigentlich natürlichen biologischen Rhythmus aktiv sein muss. Sie arbeiten also, während die innere Uhr eine Schlafenszeit vorsieht und entsprechend weitere Hormone wie zum Beispiel das "Stresshormon" Cortisol und auch die Körpertemperatur runterfährt. "Dies geht dann leider mit reduzierter Konzentrationsfähigkeit und erhöhter Fehlerhäufigkeit einher", so Thiedemann.

Die innere Uhr wieder in Takt bringen

"Es ist wichtig, die gewohnten Aufsteh- und Bettgehzeiten anzupassen, trotz der veränderten Lichtverhältnisse. Wie lange diese Anpassung dauert, kann individuell unterschiedlich sein und hängt auch vom Chronotyp, also, ob jemand eher Morgen- oder Nachtmensch ist, ab", erklärt Zeising. "Die Einnahme von Medikamenten muss dem neuen Tagesrhythmus ebenfalls angepasst werden. Dies ist besonders relevant für bestimmte Hormonpräparate wie zum Beispiel Insulin oder Schilddrüsenhormone", betont Zeising.

Jetlag bei Reisen

Auch der Wechsel in eine andere Zeitzone bringt die innere Uhr deshalb durcheinander, weil sich die Lichtverhältnisse verändern und nicht mehr den gewohnten entsprechen – man spricht vom Jetlag, der auch wissenschaftlich belegt ist. Die Auswirkungen des Jetlags werden gravierender, je mehr Zeitzonen zwischen dem heimischen und dem neuen Ort liegen. "Bei der Zeitumstellung handelt es sich im Grunde um eine kleine Reise in eine benachbarte Zeitzone", erklärt Thiedemann. Ähnlich wie ein Urlaub nach beispielsweise Großbritannien, Portugal oder Griechenland. "Je weiter die neue Zeitzone von der heimischen abweicht, desto länger dauert auch die Anpassung und Synchronisierung der inneren Uhr an die neuen Gegebenheiten."