Fridolfing
Mehlschwalben brauchen unsere Hilfe

Kunstnester bieten neuen Lebensraum für die Vögel

26.02.2022 | Stand 21.09.2023, 0:01 Uhr

Die jungen Mehlschwalben warten auf Futter. −Fotos: Oswald

Wenn die Zurückdrängung des Lebensraums der Mehlschwalbe weiter voranschreitet, gibt es im Fußball wohl bald mehr Schwalben als in der Natur. Dabei gehört dieser Vogel doch eigentlich zum typischen Bild und auch zur Geräuschkulisse unserer ländlichen Umgebung. Jeder kennt und liebt doch das bekannte "tschierrr tschierrr" – Den prägnanten hohen Warnruf dieses hübschen Insektenfressers, der, zugegeben, weniger melodisch als eifrig schwatzend klingt und vor allem von den Bauernhöfen nicht wegzudenken ist.
Doch Faktoren wie unter anderem die moderne Architektur oder auch die illegale Zerstörung ihrer Nester machen es den Mehlschwalben oft unmöglich, ihre so wichtigen Brutstätten zu bauen beziehungsweise ihren Nachwuchs sicher aufzuziehen.

Durch das immer trockener werdende Klima finden die gefiederten Freunde zudem nicht genügend "Baumaterial". Denn für so ein Schwalbennest müssen die fleißigen Tierchen ganz schön arbeiten. Aus bis zu 1500 kleinen Lehmkügelchen besteht das Nest einer Mehlschwalbe. Gibt es keinen Regen und somit keinen feuchten Lehm, ist der Bau des Brutplatzes nicht möglich.

Doch hier kann der menschliche Nachbar gut aushelfen. Sieht man am Gebäude Schwalben, die beginnen, ihr Nest zu bauen, kann man zum Beispiel auf einer freien Fläche in der Nähe Schalen mit feuchtem Lehm aufstellen. Die Tiere nehmen dies in der Regel sehr gerne an. Doch ist das Nest gebaut, gibt es noch ein weiteres großes Problem: der Insektenschwund. Die Tiere finden einfach zu wenig Nahrung. Deshalb siedeln sich diese Vögel fast ausschließlich nur noch auf oder in der Nähe von Bauernhöfen mit Viehhaltung an. Denn hier gibt es noch Insekten in Hülle und Fülle. All diese Faktoren führen dazu, dass die Mehlschwalbe gefährdet ist, ihr Bestand geht stetig zurück.
Wie kann man den Tieren also helfen? Ein Problem der Schwalbe ist ganz einfach zu lösen – ein gemütlicher Nistplatz. Eine gute Möglichkeit sei das Anbringen von Nisthilfen, erzählt Franz Reiter. Das engagierte LBV-Mitglied erklärt: "Wenn keine geeigneten Außenwände für den Nestbau vorhanden sind oder feuchte Lehmflächen fehlen, kann man den Mehlschwalben so eine gute Brutmöglichkeit als Alternative anbieten. Diese nehmen sie in der Regel sehr gerne an." Diese künstlichen Nisthilfen könne man direkt bei ihm beantragen und er komme gerne vorbei, findet mit den Haus- beziehungsweise Hofbesitzern den geeigneten Platz für die Nester und bringe sie sicher an.

Reiter rät, mindestens vier Nester nebeneinander anzubringen, da es sich bei den Mehlschwalben um Kolonienbrüter handle. Um Haus und Hof vor Verschmutzung zu schützen, habe sich das Anbringen von Kotbrettchen unter dem Nest als sinnvoll erwiesen. Zusätzlich schützen sie das Nest und die kleinen Küken vor einem Absturz.
Haben sich die Schwalben häuslich eingerichtet, kann man die 13 bis 15 Zentimeter großen Tiere von April bis September bei ihrem Treiben beobachten. Das ist für Kinder und Erwachsene sehr faszinierend. Vor allem wenn man das Glück hat, diese flinken Geschöpfe bei der Jagd nach Nahrung zu beobachten. Denn ihr Futter, das hauptsächlich aus Fliegen oder Mücken besteht, fangen sie gerne im raschen Flug.

Im Herbst machen sich die Mehlschwalben zum Überwintern auf ins ferne Afrika, bevor sie im nächsten Jahr wieder zurückkehren. Und das in ihr altes Nest, denn die Brutpaare sind standorttreu und kommen jedes Jahr wieder.
Wer gerne eine solche Nisthilfe an seinem Haus/Hof anbringen möchte, muss nur eine kurze E-Mail an franz.reiter.55@web.de schicken. "Die Nisthilfen werden in Zusammenarbeit mit der Biodiversitätsberaterin Bettina Gschlößl vom Landratsamt Traunstein kostenlos zur Verfügung gestellt. Und ich komme für die fachgerechte Montage. Ich hoffe, es melden sich viele Vogelfreunde, die eine solche Nisthilfe haben möchten. Helfen wir zamm, dass die Mehlschwalbenpopulation wieder wächst."