Zeilarn
Ludwig Matzeder ist Ehrenbürger

27.04.2022 | Stand 25.10.2023, 11:55 Uhr

Bürgermeister Werner Lechl (links) überreichte Altbürgermeister Ludwig Matzeder die Ernennungsurkunde zum Ehrenbürger. Für Gertrud Matzeder gab es Blumen. −Foto: Kessler

Knapp 15 Jahre lang war Ludwig Matzeder Bürgermeister in Zeilarn. Sei es die Partnerschaft zur österreichischen Gemeinde Zeillern oder die Gründung des Familienvereins – auch acht Jahre nach seinem Abschied als Rathauschef wirken die Entscheidungen Matzeders nach. Nun ist der 65-Jährige zum Ehrenbürger der Gemeinde ernannt worden.

Zwei Ehrenbürger gibt es aktuell in Zeilarn: Hans Hüttinger und Hermann Lindner. Seit April reiht sich auch Altbürgermeister Ludwig Matzeder in die Reihen dieser besonderen Ehrung ein. Für seine Verdienste um die Gemeinde Zeilarn während seiner Amtszeit als Bürgermeister wurde er von seinem Nachfolger im Amt, Werner Lechl, ausgezeichnet.

Familienverein das "Meisterstück"

Schon früh musste Ludwig Matzeder, stellte Lechl in seiner Laudation heraus, lernen, Verantwortung zu übernehmen. Die Mutter starb früh. "Das zog sich dann durch sein ganzes Leben", so Lechl. Als gefürchteter Verteidiger mit dem Spitznamen "Katsche" im SV Gumpersdorf machte sich Ludwig Matzeder einen Namen, weiter ging seine Sportlerkarriere bei den Tischtennisspielern der Sportfreunde. Zwischenzeitlich war er auch mal Wirt im Schützenhaus: "Es zeigt, dass, wenn er gebraucht wird, Ludwig Matzeder stets bereit ist, an verantwortlicher Position für unsere Gesellschaft zu arbeiten."

1990 wurde Ludwig Matzeder in den Gemeinderat gewählt und übernahm auch gleich das Amt des 2. Bürgermeisters. 1993 wurde er Vorsitzender des Pfarrcaritasvereins – und damit auch Chef des Kindergartens. Stets sei es ihm ein Anliegen gewesen, dass der Kindergarten in ruhigem finanziellen Fahrwasser agieren könne. Unter Matzeders Führung wurde der Kindergarten erweitert und um eine Krippengruppe ergänzt. "Viele Stunden ehrenamtlicher Einsatz, auch auf Kreis- und Diözesanebene, waren dafür notwendig", bemerkte Lechl. Weil der Aufwand im Laufe der Zeit immer größer wurde, zog Ludwig Matzeder die Reißleine, bereitete den Ausstieg der Pfarrcaritas aus der Trägerschaft vor und übergab diese dem Diözesancaritasverein. "Für diesen Weg bin ich Dir heute noch dankbar", so Lechl.

Einschneidend sei für alle der plötzliche Tod des amtierenden Bürgermeisters Peter Stallbauer am 25. September 1999 gewesen. "Danach wussten wir zunächst nicht, wer dieses schwere Erbe antreten würde." Er sei froh gewesen, als Matzeder ihm die Bereitschaft zur Kandidatur mitgeteilt habe. Ab November 1999 führte Matzeder dann als 1. Bürgermeister die Geschicke der Gemeinde.

Lechl führte eine Vielzahl an Punkten an, die dieser in seiner Amtszeit umsetzte. "Dein Meisterstück ist die Gründung des Familienvereins", so Lechl weiter. Damit sei es möglich, unbürokratisch, ohne haushaltsrechtliche Vorgaben den Bürgern zu helfen – mit Windelsäcken für pflegende Angehörige, Schulstartbeihilfen und Begrüßungsgeld für Neugeborene. Aber auch bei sozialen Härten könne der Verein durch zinsfreie Kredite oder Zuschüsse oft die größte Not lindern. Zudem würden Schulfahrten und Mittagsbetreuung im Kindergarten oder Seniorenfahrten bezuschusst.

Ludwig Matzeder ist zweiter Vorsitzender im Brandschadenhilfsverein und in der Pfarrei engagiert , zunächst als Pfarrgemeinderat und jetzt unterstützt er den Kirchenpfleger. Auch dass es den VdK Ortsverband Schildthurn noch gibt, sei sein Verdienst, so Lechl. Das Vermächtnis, die Patenschaft zur Partnergemeinde Zeillern zu pflegen, habe bei Ludwig Matzeder einen hohen Stellenwert gehabt.

Alle Verdienste Matzeders aufzuzählen, würde den Rahmen der Feier, die im Schützenhaus Schildthurn stattfand, sprengen, bemerkte Lechl. Er dankte dabei auch Matzeders Ehefrau Gerti und den Kindern für ihre Unterstützung. Einstimmig habe der Gemeinderat bereits im November 2021 beschlossen, Ludwig Matzeder die Ehrenbürgerwürde zu verleihen.

Selbstzweifel vor erster Kandidatur

Sichtlich gerührt, aber auch mit dem ihm eigenen Humor, nahm Ludwig Matzeder die Ernennungsurkunde entgegen. "Als es hieß, ich solle mir für diesen Abend nichts vornehmen, habe ich natürlich hin und her überlegt", meinte er schmunzelnd. Nachdem einige Altbürgermeister benachbarter Gemeinden zu Ehrenbürger ernannt worden waren, dachte er, ob diese Auszeichnung auch für ihn beschlossen worden sein könnte. "Ich habe meine Zweifel, ob ich eine solche Ehre auch verdient habe", gab sich Matzeder, der 1982 in den Mittleren Dienst am Landratsamt Rottal-Inn gewechselt war, bescheiden. Eben weil er – zurück in der Heimat – in vielen Vereinen aktiv war, warb ihn Zeilarns damaliger Bürgermeister Sepp Stegmüller für eine Kandidatur im Gemeinderat an. "Aufgrund meines Bekanntheitsgrades oder auch dem meines Vaters hab ich mit über 1000 Stimmen eines der besten Ergebnisse erzielt", erinnert sich Matzeder.

Schwierig sei für ihn die Zeit gewesen, als Bürgermeister und Fußballfreund Peter Stallbauer schwer erkrankte. Umso dankbarer sei Matzeder seiner Chefin, der damaligen Landrätin Bruni Mayer, gewesen, als sie ihn stundenweise vom Dienst freistellte: "Ihr war es ein Herzensanliegen, dass es in der Gemeinde Zeilarn gut weiter geht." Als er nach dem Tod von Stallbauer gebeten wurde, als Bürgermeister zu kandidieren, sei ihm die Entscheidung nicht leicht gefallen. "Mich quälten Selbstzweifel, ob ich der richtige dafür bin. Ich hatte gerade im Landratsamt den Posten des Kassenverwalters übernommen." Der Kreisausschuss genehmigte schließlich, dass Matzeder im Falle der Wahl seine Arbeitszeit auf zwei Drittel reduzieren könne. Am 12. Dezember 1999 wurde er dann mit 99,4 Prozent der Stimmen gewählt. 2002 und 2008 bestätigten ihn die Bürger im Amt.

Rückblickend könne er sagen, dass er sich stets für die berechtigten Belange der Mitbürger eingesetzt und sich in den 24 Jahren kommunalpolitischen Engagements um den Ausgleich und die Annäherung der früheren Gemeinden Gumpersdorf, Schildthurn und Obertürken bemüht habe, sagte Matzeder. "Alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Gemeinde sind mir in meiner Bürgermeisterzeit stets kollegial zur Seite gestanden." Auch sei in Zeilarn nie Parteipolitik gemacht worden. Es habe ein freundliches Miteinander im Gemeinderat geherrscht. Er dankte für das Vertrauen, das ihm von meinen Gemeinderäten entgegengebracht worden sei. Und sein Dank galt auch seiner Frau Gertrud: "Sie hat mir die Ausübung des Ehrenamtes erst ermöglicht. Ohne ihre bedingungslose Unterstützung in der Familie wäre es nicht gegangen."

Abschließend bedankte sich der 65-Jährige für die große Ehre, die ihm jetzt zuteil geworden ist: "Die Ehrenbürgerwürde ist die höchste Auszeichnung, die eine Gemeinde vergeben kann. Und ich werde bis an mein Lebensende versuchen, mich ihrer würdig zu erweisen."