Passau/Grafenau
Luchs, Elch, Wolf: Ist Bayern auf Rückkehr der Wildtiere vorbereitet?

13.04.2016 | Stand 20.09.2023, 0:48 Uhr |

Bereits früher heimische Wildtiere wie Luchs, Elch und Wolf kehren zurück in den Freistaat - das bringt auch Probleme mit sich. Fotos: dpa

Wilde Tiere wie der Wolf und der Luchs sind längst unter uns. Staatliche Managementpläne sollen Leitfäden dafür sein, wie ein Nebeneinander von Mensch und Tier funktionieren kann.

Sie sind unter uns. Das ist nicht mehr zu leugnen. Beim Luchs war es ja bekannt – der ist momentan in aller Medien-Munde. Von Autos überrollt, von Unbekannten erdrosselt. Aber auch der Wolf macht mächtig Schlagzeilen. Bei Straubing wurde jetzt ein wolfsähnliches Tier von einem Zug überfahren. Erst vergangenen Donnerstag wurde bestätigt, dass bereits im Januar im Landkreis Regen ein Wolf von einer Fotofalle aufgenommen worden war. Auch aus dem Böhmerwald kommen fast wöchentlich Sichtungen. Bei Deggendorf wurde vergangenes Jahr ein Elch auf der Autobahn überfahren. Ausgestorbenes scheint zurück. Nur: Ist unsere Gesellschaft wirklich darauf vorbereitet? Staatliche Managementpläne sollen es richten. Die Rückkehrer scheinen aber immer wieder einen Schritt voraus zu sein.

Dem Wolf soll es nicht wie dem Luchs ergehen"Managementplan Wölfe in Bayern Stufe 1" heißt der Leitfaden, der es in Sachen Isegrim richten soll. Der stammt aus dem Dezember 2007. Stufe 1 deshalb, weil damals noch von "wenigen zu- und durchwandernden Tieren" ausgegangen wurde. Im April 2014 wurde Stufe 2 ausgerufen. Sie beinhaltet "wenige standorttreue Tiere". Bei der Vielzahl von Meldungen in den vergangenen Monaten scheint man sich jedoch zu fragen, ob die Einschätzung "wenige standorttreue Tiere" noch zutrifft. Laut Plan soll Stufe 3 aber erst ausgerufen werden, wenn es eine "etablierte Population mit Reproduktion" geben würde.

Tiere halten sich nicht an Managementpläne. Seltene schon gar nicht. Das hat der Luchs am eigenen Leib erfahren müssen. Momentan ist der Aktionismus groß, wenn wieder die Meldung eines unter mysteriösen Umständen ums Leben gekommenen Tieres auftaucht. Für den Luchsschutz ist dies kontraproduktiv. Versiegelte Kadaverkisten, Untersuchungen in Schweden, Belohnungen weit über 20.000 Euro. "Das ist doch nur ein Tier", werden jetzt Stimmen laut. Man solle doch den Ball flach halten, sagen auch neutrale Beobachter. Zumal sich die Erfolge der Ermittler bisher in Grenzen halten. Einzig der Gruppendruck auf die Täter scheint zu steigen. Wenn man will, allenfalls ein indirekter Erfolg.

Dem Wolf soll es nicht wie dem Luchs ergehen, eigentlich sind sich darin alle einig. Beim Luchs wurde erst agiert, als die Art emotional schon wieder im Brunnen lag, der Wolf hat es verdient, dass man von Anfang an ehrlich mit ihm umgeht. Ehrlich, mit all seiner Schönheit, ehrlich mit all den Problemen, die er mit sich bringt. Und darin sind sich auch alle Experten einig: Der Wolf hat als Rückkehrer nur eine Chance. Wird die "versemmelt", wird es nichts mit dem unbeschwerten Zusammenleben zwischen Mensch und Raubtier.

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- Die Rückkehr der wilden Tiere

- Mit Luchs und Wolf richtig umgehen

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