Landkreis Passau
"Langes Sitzen ist das neue Rauchen"

Frauengesundheitstag am Samstag, 8. Oktober, in Passau – Dieses Mal dreht sich alles um die Herzgesundheit

28.09.2022 | Stand 21.09.2023, 3:08 Uhr

Dr. Heidi Brandl vom Gesundheitsamt erklärt, auf welche Risikofaktoren zu achten ist und wie man Herzerkrankungen vorbeugen kann. Mehr Infos dazu gibt es beim Frauengesundheitstag am 8. Oktober. −Foto: Landratsamt

"Herzenssache – nimm dir Zeit!" lautet das Motto des diesjährigen Aktionstages zur Frauengesundheit, zu dem der Arbeitskreis Frauen und Gesundheit am Samstag, 8. Oktober, einlädt. Heuer dreht sich alles ums Herz. Dr. Heidi Brandl vom Gesundheitsamt erklärt im PNP-Interview, warum Infarkte für Frauen besonders tückisch sind und wie "frau" vorbeugen kann.

Sind Frauen genauso häufig von Herzerkrankungen betroffen wie Männer?
Brandl: Herz-Kreislauferkrankungen sind auch bei Frauen die Todesursache Nummer 1. Betrachtet man den Herzinfarkt, bei dem es zu einer akuten kritischen Verminderung der Durchblutung in einem Teil des Herzmuskels kommt, trifft es jährlich 69200 Frauen in Deutschland, im Vergleich dazu sind Männer fast doppelt so häufig betroffen. Allerdings erleiden Frauen den Herzinfarkt im Durchschnitt zehn Jahre später als Männer und haben eine geringere Überlebenswahrscheinlichkeit. Ursache dafür könnte die längere Dauer zwischen Symptombeginn und Krankenhausaufnahme sein. Da die Symptome oftmals unspezifisch verlaufen, denken Frauen nicht an einen Herzinfarkt und werden erst mit Verzögerung behandelt. Vermutet wird auch, dass ältere Frauen häufig alleine leben und keine Unterstützung haben, die medizinische Hilfe rufen könnte. Betrachtet man die Neuerkrankungen an Herzinfarkten im regionalen Herzinfarktregister Augsburg geht die Zahl der Neuerkrankungen in den letzten Jahren zurück, nicht aber in der Altersgruppe 55 bis 65. Damit sollten zukünftig verstärkt auch jüngere Frauen in den Fokus von Präventionsmaßnahmen gelangen.

Inwiefern äußern sich Herzprobleme bei Frauen anders?
Brandl: Bei den Männern treten meist die typischen Herzinfarktsymptome, wie Engegefühl und starker Brustschmerz mit Ausstrahlung in den linken Arm, auf. Bei Frauen sind die Beschwerden oftmals unspezifischer oder werden anders wahrgenommen. Als Warnzeichen für den Herzinfarkt können ein ausgesprochenes Schwächegefühl, Atemnot, Übelkeit, Erbrechen und Oberbauchbeschwerden auftreten und fälschlicherweise als Magenverstimmung verkannt werden. Aber auch starke Rückenschmerzen oder Kieferschmerzen können auf einen Herzinfarkt hindeuten. Auch bei diesen "untypischen" Beschwerden sollten die Frauen an einen Herzinfarkt denken und den Rettungsdienst über den Notruf 112 verständigen. Es gilt der Spruch "Zeit ist Muskel": Je mehr Zeit verstreicht, desto mehr Herzmuskel wird geschädigt.

Gemeinhin heißt es, dass Frauen bei der Vorsorge gründlicher sind. Gilt das auch fürs Herz?
Brandl: Daten und Fakten zur Frauengesundheit im Frauengesundheitsportal der BzgA weisen darauf hin, dass 2015 etwa die Hälfte (48,5 Prozent) der Frauen (Männer 45,4 Prozent) an dem Gesundheits-Check-up zur Früherkennung von Herz-Kreislauferkrankungen regelmäßig teilnahmen. Bluthochdruck, Fettstoffwechselstörungen und Diabetes mellitus können frühzeitig festgestellt und behandelt werden. Aktuelle Krankenkassendaten bestätigen jedoch, dass die Anzahl der Check-Up-Untersuchungen in Corona-Zeiten deutlich rückläufig sind.

Inwiefern wirkt sich die Pandemie auf die Herzgesundheit aus?
Brandl: Wissenschaftliche Studien bestätigen, dass Frauen in der Corona-Pandemie in hohem Maße durch Berufsstress, Unvereinbarkeit von Homeoffice und Homeschooling, familiäre Konflikte, Arbeitslosigkeit und finanzielle Probleme psychisch belastet wurden. Stressbelastungen wiederum können Herzinfarkte begünstigen. Zusätzlich ging durch den Lockdown die körperliche Aktivität zurück, sitzende Tätigkeit nahmen zu. Bewegungsmangel begünstigt ebenso Herz-Kreislauferkrankungen.

Was kann "frau" für die Herzgesundheit tun?
Brandl: Fangen Sie schon morgen an, sich mehr zu bewegen. Empfohlen werden mindestens 150 Minuten – zum Beispiel fünfmal 30 Minuten – in der Woche moderate körperliche Bewegung wie zügiges Gehen oder Radfahren. Alternativ 75 Minuten – zum Beispiel fünfmal 15 Minuten – anstrengende Bewegung wie Laufen, Joggen oder sportliches Radfahren. Langes Sitzen ist das neue Rauchen und sollte unbedingt mit Bewegungseinheiten unterbrochen werden. Gehen Sie zum Hausarzt und lassen einen Check-up durchführen. Achten Sie auf ausreichenden Schlaf, empfohlen werden für Erwachsene mindestens sieben bis acht Stunden. Planen Sie einen Rauch-Stopp in den nächsten sieben Tagen. Mit dem Rauchen aufzuhören, senkt das Herzinfarktrisiko stärker als jedes Medikament. Ein Rauchstopp lohnt sich auch noch nach einem Herzinfarkt. Und kommen Sie zum Frauen-Gesundheitstag des Arbeitskreises Frauen und Gesundheit am 8. Oktober!

DER AKTIONSTAG

Der diesjährige Frauengesundheitstag findet am Samstag, 8. Oktober, von 14 bis 17 Uhr im vhs Fitness-Kursstudio, Neuburger Straße 60, in Passau statt.
14.15 Uhr: "Frauen und Herzgesundheit", Vortrag von Dr. med. Heidi Brandl
15.15 Uhr: "Raus aus der Stressfalle", Vortrag mit Anregungen, Auslöser besser zu erkennen und erste Veränderungen einzuleiten.
16.15 Uhr: Workshops (bitte Sportkleidung mitbringen, Umkleideräume vorhanden): entweder Yogalates oder Zumba.
Rahmenprogramm: Ausstellung zu Ernährung, Bücherausstellung, Infomaterialien zur Herzgesundheit und gesundes Catering.
Die Teilnahme ist kostenlos. Anmeldung bis 4. Oktober bei der Volkshochschule für Stadt und Landkreis Passau, Nikolastraße 18, 94032 Passau, unter info@vhs-passau.de oder ✆0851/95980-0.