Fridolfing/St. Pantaleon
Kraftwerk Riedersbach doch reaktivieren?

Landeshauptmann Stelzer (OÖ)will nun prüfen lassen, ob es wieder in Betrieb genommen werden kann

22.08.2022 | Stand 12.10.2023, 10:22 Uhr
Josef A. Standl

Das 2016 stillgelegte Kohlekraftwerk Riedersbach, gegenüber von Fridolfing gelegen, könnte wieder in Betrieb genommen werden. −Foto: Standl

Viel Pro und Kontra hat der oberösterreichische Landeshauptmann Thomas Stelzer vor wenigen Tagen mit einer Aussage in einem Zeitungsinterview ausgelöst, in dem er einen Vorstoß unternahm, das 2016 stillgelegte Kohlekraftwerk Riedersbach, gegenüber von Fridolfing gelegen, wieder in Betrieb zu nehmen. Die beiden Schlote sind weithin im Rupertiwinkel zu sehen.

Vorarbeiten für eine Reaktivierung werden auch von der Energie AG, der Eigentümerin des Werkes, bestätigt. Der Konzern teilte mit, dass noch in diesem Herbst feststehen werde, ob ein Neustart möglich sei. Es müsse nun in einem ersten Schritt geprüft werden, ob das bestehende Kraftwerk überhaupt noch funktioniere und genutzt werden könne. Dann braucht es neues Personal, neue Kohlelieferanten und die entsprechenden Genehmigungen. Selbst wenn alles funktioniert, könnte das Kraftwerk frühestens in zwei Jahren wieder laufen. Wie viel das alles koste, kann nicht gesagt werden, teilt der Kraftwerkseigentümer mit. Ob bei einem neuen Umwelt-Verfahren auch die Nachbargemeinden Fridolfing und Tittmoning einbezogen würden, ist noch nicht geklärt.
Die Heimatzeitung hatte bereits in dem Beitrag "Reaktivierung derzeit kein Thema" in der Ausgabe vom 23. April dieses Jahren darauf hingewiesen, dass das Werk zur Energiegewinnung als Ersatz der von Russland gestoppten Gaslieferungen reaktiviert werden könnte. Nun hat auch die österreichische Politik reagiert, nachdem bereits ein Kohlekraftwerk in der Steuermark wieder hochgefahren wird. Die beiden Kraftwerke an der Salzach haben zu Spitzenzeiten in den 1990er Jahren etwa 220000 Tonnen Steinkohle jährlich per Bahn antransportieren lassen, nachdem der Braunkohleabbau im nahegelegenen Trimmelkam aus Mangel an Wirtschaftlichkeit eingestellt wurde. Die Einstellung sowohl des Bergbaubetriebes als auch der Kraftwerksanlagen führte zu einem starken wirtschaftlichen Rückgang; waren in den besten Zeiten doch an die tausend Beschäftigte in beiden Betrieben gezählt worden. Es wurden mehr als 140000 Haushalte mit Strom versorgt. Heute läuft Riedersbach I als Fernwärmewerk, das allerdings mit Gas betrieben wird.
Experten sind allerdings der Meinung, dass, ein Hochfahren der Anlage in einer wesentlich kürzeren Zeit als in zwei Jahren möglich sein müsste, wenn sich eine politische und wirtschaftliche Notwendigkeit ergibt, behördliche Genehmigungen und die technische Aktualisierung der beiden Kraftwerke zeitnah zu bewältigen seien. Eine Rekrutierung der Belegschaft sei wahrscheinlich das größere Problem. Diese Experten über die Anlieferung des Befeuerungsstoffes befragt, meinen, dass Kohle am Weltmarkt ausreichend zur Verfügung stehen würde, etwa aus Polen.