Südostbayern
Kostenlose Corona-Schnelltests: Verärgerung und offene Fragen

08.03.2021 | Stand 22.09.2023, 2:22 Uhr

−Symbolbild: dpa

Montag sollte sie starten die Aktion "kostenlose Corona-Schnelltests" der Bundesregierung. Doch vielerorts waren sie entweder Mangelware oder standen nicht zur Verfügung - auch in der Region.

Der Bund bezahlt allen Bürgern ab sofort wöchentlich mindestens einen Schnelltest. Tatsächlich sind die Tests an diesem Montag aber noch nicht überall durchgängig verfügbar.

Landratsämter und Apotheken in Bayern warteten am Montag immer noch auf die aktualisierte Testverordnung, so auch im Landkreis Traunstein. Laut Pressesprecher Michael Reithmeier konnte man nach einigem Nachhaken immerhin einen Teil des Ablaufs klären. Die Apotheken seien von der bayerischen Landesapothekenkammer angeschrieben worden. "Sie können sich demnach beim Gesundheitsamt für das Schnelltest-Projekt bewerben und erhalten dann eine Antwort und eine Beauftragung."

Die Bundesregierung will den Ländern außerdem die Bestellung von Millionen Corona-Selbsttests erleichtern: Bis Dienstagmittag könnten die Länder insgesamt 10,5 Millionen der Tests beim Mannheimer Pharmakonzern Roche bestellen, heißt es in einem Brief von Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU) und Infrastrukturminister Andreas Scheuer (CSU) an die Ministerpräsidenten der Länder.

"Wir können Bürgern keinerlei Auskunft geben"

Während das Landratsamt die Kurzfristigkeit beklagt, fühlen sich Kommunen teils gänzlich im Stich gelassen. Kirchanschörings Rathaus-Chef Hans-Jörg Birner (CSU) teilt als Sprecher der Bürgermeister im Landkreis Traunstein das Problem mit seinen Kollegen: "Wir können den Bürgern gerade keinerlei Auskunft darüber geben, wann und wie sie die Gratis-Schnelltests in Anspruch nehmen können. Wir sind überhaupt nicht involviert. Das ist sehr unbefriedigend."

In Deggendorf ist die Nachfrage nach Selbsttests für daheim, die bereits seit vergangene Woche zum Kauf erhältlich waren, groß. In Discountern waren sie auf Anhieb ausverkauft, in Apotheken gibt es sie zwar noch, aber es gibt noch Bedenken wegen des Ablaufs, wie Barbara Absolon, Sprecherin der Apotheken im Landkreis Deggendorf, erklärt. In den Apotheken, so Barbara Absolon, haben die Mitarbeiter ohnehin viel Kontakt mit Kranken. Nun sollen sie auch noch Tests machen mit Menschen, die dabei keine Maske tragen können: "Bevor ich geimpft bin, mache ich das nicht." Zudem muss eine Apotheke, die die Schnelltests anbietet, dafür einen Extra-Raum zur Verfügung haben, weil das ja nicht im Verkaufsraum geschehen kann.

Ob man sich bald auch im Deggendorfer Corona-Testzentrum auf der Ackerloh schnelltesten lassen kann, wusste Oliver Menacher, Pressesprecher des Landratsamts, am Montag noch nicht – man warte noch auf die geänderte Testverordnung der Bundes. Diese regele, wer getestet wird und wer die Kosten trägt.

Landkreis Altötting bereitet Schnelltest-Linien vor

Entsprechende Schnelltest-Linien werden in den Testzentren im Kreishallenbad Neuötting und im Hallenbad Burghausen (beides Landkreis Altötting) bereits geplant, wie Markus Huber, Pressesprecher am Landratsamt, auf Nachfrage mitteilte. Entsprechende Angebote würden werktäglich gemacht und können ohne vorherige Terminabsprache wahrgenommen werden. Letzte Details über den genauen Ablauf sind aber noch zu klären.

Im Falle der Apotheken kamen im Landkreis Altötting bislang jene zum Zug, die besonders schnell bei der Bestellung waren. Sie haben zunächst die Großpackungen erhalten. "Wir haben 20er-Packungen bekommen", sagt etwa Apotheker Dr. Bernhard Barbarino, der unter anderem die Altöttinger Antonius-Apotheke führt. Diese Größe sei allerdings wenig geeignet für den Hausgebrauch und auch schlecht teilbar, da es z.B. nur einen Beipackzettel gibt.

In Passauer Apotheken nur kostenpflichtige Schnelltests vor Ort

Bei den Apotheken in Passau gab es Montag keine Corona-Schnelltests für zu Hause: "Der Großhandel hat noch keine geliefert", klärt Wolfgang Zormaier von der Hofapotheke auf: "Da weiß Herr Spahn wohl mehr als wir alle." Was es dagegen gibt, sind Schnelltests, die vom Apotheken-Personal vor Ort durchgeführt werden, zum Beispiel in der Nibelungen-Apotheke. Allerdings muss man die momentan noch selbst bezahlen, 29 Euro kostet ein Test in der Nibelungen-Apotheke. Die genauen Modalitäten der Finanzierung durch den Bund seien noch nicht geklärt, gibt Martina Brand von der Nibelungen-Apotheke Auskunft.

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