Regen
Jung, schwul und bald Student - Adams letzte Tage als Landrat

21.09.2017 | Stand 20.09.2023, 22:09 Uhr

Bürgermeister Michael Adam (SPD) steht 2008 in Bodenmais neben dem Ortsschild. Mit damals 23 Jahren war Adam der jüngste Bürgermeister Deutschlands. Seit 2011 war er Landrat im Kreis Regen. Nun tritt er nicht zur Wiederwahl an. Foto: dpa

Als offen homosexuell lebender SPD-Politiker ist Michael Adam 2011 im Landkreis Regen im Bayerischen Wald Deutschlands jüngster Landrat geworden. Bei der Kommunalwahl am Sonntag tritt er nicht wieder an. Der 32-Jährige hatte im März angekündigt, seinen Universitätsabschluss nachholen zu wollen.

Adam war 2008, mit gerade einmal 23 Jahren, jüngster Bürgermeister Deutschlands geworden. In die Schlagzeilen geriet er damals mit dem kessen Spruch "Ich bin alles, was man in Bodenmais nicht sein darf - jung, evangelisch und offen schwul." Drei Jahre später wurde er jüngster Landrat des Landes. Das sei ein deutliches Signal an München und Deutschland, dass die Region nicht so konservativ, altbacken und intolerant sei, wie viele glaubten, betonte Adam damals.

Sein Amt habe ihm in den letzten Jahren viel Freude bereitet, sagte Adam im März. Er habe jedoch stets "darunter gelitten", dass er sein Politikstudium nach seiner Wahl zum Bürgermeister von Bodenmais nicht abschließen konnte. Jetzt sei er in einem Alter, in dem er "gerade noch relativ unkompliziert einen berufsbefähigenden, akademischen Abschluss nachholen kann".

Linktipp:Chronik: Das waren die Eckpfeiler in Adams Laufbahn

Immer wieder sorgte Adam in den vergangenen Jahren bundesweit für Gesprächsstoff. So gab der SPD-Mann bei der Bundestagswahl 2013 nach eigenen Angaben seine Zweitstimme der CSU, was ihm Kritik aus den eigenen Reihen einbrachte. Er bezeichnete seine Wahl damals als "Protest gegen die SPD-Landesführung und deren inhaltlichen Kurs".

Im November 2013 gab er zu, Sex in Amtsräumen gehabt zu haben. Vergangenen September räumte er in einem offenen Brief zudem ein Alkoholproblem ein. Adam führte seine Abhängigkeit unter anderem auf sein Leben als Kommunalpolitiker zurück, das dem Körper viel abverlange: "Stress, kaum freie Abende oder Wochenenden, wenig Urlaub, wenig Schlaf." Erst während einer krankheitsbedingten Kur im Schwarzwald habe er realisiert, in welchem "unglaublichen Tempo" sein Leben in den vergangenen Jahren verlaufen sei. Nun kehrt er der aktiven Politik den Rücken und nimmt in Passau sein Studium auf. -dpa