Viel Gefühl und positive Energie
Jazz-Posaunist Paul Zauner wird 60 Jahre alt

30.11.2019 | Stand 20.09.2023, 22:42 Uhr

Motor der regen Jazzszene in Ostbayern: Paul Zauner . −Foto: Frank Siemers

Was wünscht er sich zu seinem 60. Geburtstag? Da muss Jazz-Posaunist Paul Zauner gar nicht überlegen: "Auf der Bühne stehen und spielen". Das macht er also am 3. Dezember und einen Tag davor auch. Und: Da beschenkt er nicht nur sich, sondern auch die Jazzfreunde, die sicherlich in den Club Café Museum in die Passauer Altstadt strömen werden. Dort sitzen wir jetzt auch zum Gespräch. Und er – ganz entspannt wie immer – wundert sich selber, wie alles gekommen ist.

Denn der Weg als Jazzmusiker war ihm nicht in die Wiege gelegt. Er war ein typischer Bauernbua, hat von klein auf viel am Hof im oberösterreichischen Diersbach mitgearbeitet – "sobald ich einen Rechen in der Hand halten konnte", erinnert er sich. Und auch, dass er mit seiner Schwester besonders gerne Most aus dem Keller geholt und immer probiert hat. Die Erwachsenen, die haben das erst gespannt als er 6, 7 Jahre alt war – dann war es sofort streng verboten. "Wer weiß, was ohne den Most aus mir geworden wäre", sinniert er und lächelt verschmitzt.

Doch dann interessierte er sich für die Mundharmonika und das Klavier, das im Wohnzimmer stand – die Schwester bekam Unterricht, er nicht. Er sollte ja schließlich den Hof übernehmen.

Nach der Matura in St. Florian bei Linz studierte Paul Zauner einige Semester Veterinärmedizin in Wien und parallel am Konservatorium Klavier und Posaune.

Obwohl er schon mit einem Tierarzt unterwegs war und ein dickes Geldbörsl mit nach Hause brachte ("der Tierarzt war auf den Höfen wie der liebe Gott"), hörte er auf. "Geld war für mich nie das Entscheidende", sagt Zauner, der damals schon viel musiziert hat.

Seit 1985 Jahre spielte er mit Jazzgrößen wie Leon Thomas, George Adams, David Murray, Leopoldo Fleming, Hamiet Bluiett, Jean-Paul Bourrelly und Franz Hackl. Mit letzterem gründete er 1992 die Band Itslyf. Und er nahm zahlreiche CDs auf.

Lernen, spielen, Leute kennenlernen – das war seine Devise. "Es einfach tun." Und zwar so, wie er wollte, und das war eben keine Mainstram-Musik. Er erkannte: "Kunst geht nicht nach Plan, man muss es sich erarbeiten und man muss es erleben." Das Gefühl ist ihm wichtig.

Drei große Tourneen stehen in diesem Herbst an. Gerade aus Hamburg und vom London Jazzfest zurück, spielte er gestern mit Paul Zauner’s Blue Brass im Linzer Brucknerhaus, steht heute in Graz auf der Bühne und spielt am Sonntagvormittag im Trostberger Stadtkino (11 Uhr). Geburtstags-Wunsch-Termine sind am 2. und 3. Dezember in Passau im Café Museum. Was bedeutet ihm der kleine Passauer Club? "Er ist meine musikalische Heimat. Die braucht jeder Musiker. Hier ist viel positive Energie. Das spüren alle, die hier spielen und die hier dabei sind."

Die Weihnachtstournee mit Chanda Rule und der Sweet Emma Band:
11.12. Freyung Stadtpfarrkirche
12.12. Schärding Kubinsaal
13.12. Mailand Rosetum Festival
15.12. Wien Porgy & Bess
Kirk Lightsey & Jean Toussaint American Jazzweek

27.12.2019 bis 2.1.2020, Passau Café Museum

Mehr zum Thema lesen Sie am 30. November in der Passauer Neuen Presse.