Watzmann, Blaueis und Co.
Interaktiver Vergleich: Bayerische Gletscher schmelzen in Rekordtempo

06.09.2022 | Stand 21.09.2023, 21:12 Uhr

Der Rückgang des Watzmanngletschers innerhalb eines Jahres: Das Bild links zeigt ihn am 10. September 2021, das Bild rechts am 5. September 2022. −Fotos: Warmuth, dpa

Es geht dahin: Die Gletscher Deutschlands schmelzen. Das Eis des Blaueisgletschers, des Schneeferners auf der Zugspitze sowie des Höllentalferners ist in diesem Jahr erneut deutlich zurückgegangen.

Der Watzmanngletscher im Vorher-Nachher-Vergleich:



Am wenigsten zu sehen ist der Schwund zwar am Watzmanngletscher in den Berchtesgadener Alpen. Doch auch hier ist der Rückgang deutlich zu erkennen, wie die Grafik oben zeigt.

Schuttschicht schützt vor weiterer Schmelze

Zum einen liegt der Watzmanngletscher in einer Mulde und ist damit relativ dick, so dass der Verlust an der Oberfläche weniger auffällt. Zum anderen ist er in Teilen von einer Schuttschicht bedeckt, die eine Bestimmung der Größe erschwert, ihn aber teilweise auch vor weiterem Abschmelzen bewahrt, wie Christoph Mayer, Glaziologe an der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, erläutert. "Wir tun uns beim Watzmanngletscher schwer, die Fläche zu bestimmen." Zuletzt sei er noch rund fünf Hektar groß gewesen.



Die Eisschmelze hat gerade bei diesem Gletscher indirekt sogar einen - wenngleich sehr geringen - Schutzeffekt: Weil auch der Permafrost im Boden taut, löst sich mehr Gestein – und bedeckt den Gletscher mit noch mehr Schutt.

Saharastaub und Hitze setzten den Gletschern zu

Neben der Hitze setzte den Gletschern dieses Jahr speziell der Saharastaub zu. Er hatte sich im März als rötliche Schicht auf Skipisten und Gletschern abgelagert. Weil die dunklere Fläche mehr Energie des Sonnenlichts absorbiert, beschleunigte das die Schmelze.

Von den fünf deutschen Gletschern ist der südliche Schneeferner am schlimmsten vom Abtauen betroffen. Schon im nächsten Jahr könnte er ganz verschwinden. 1,8 Hektar hatte der Gletscher bei der letzten Messung 2018. Besonders gut hält sich der Höllentalferner, zuletzt 16,7 Hektar groß. Auch er liegt in einer tiefen Mulde und wird nicht zuletzt aufgrund seiner Lage regelmäßig durch Lawinen gespeist. "Unsere Prognose ist, dass der Höllentalferner am längsten überleben wird, weil er inzwischen der größte ist", sagt Mayer. "Bei dem Gletscher nehmen wir an, dass wir hier schon noch 15 bis 20 Jahre Zeit haben." Zu den fünf deutschen Gletschern zählen auch der nördliche Schneeferner sowie das Blaueis in den Berchtesgadener Alpen.

− lby