Fahrbahnen teilweise gesperrt
IAA-Gegner seilen sich von Autobahnbrücken in Bayern ab

07.09.2021 | Stand 21.09.2023, 5:26 Uhr

München: Aktivisten nehmen an einer Banneraktion an einer Brücke über der Autobahn A96 bei Germering teil. Auf dem Banner steht "Block IAA". Die Autobahn wurde Richtung München gesperrt. −Foto: Peter Kneffel/dpa

Rund um München seilen sich Umweltaktivisten von Autobahnbrücken ab und überkleben Schilder. Die Polizei muss die Fahrbahnen sperren. Es gibt lange Staus - und das am Eröffnungstag der IAA.

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Gesperrte Autobahnen und lange Staus - aus Protest gegen die Automesse IAA Mobility haben Aktivistinnen und Aktivisten den Verkehr auf Autobahnen rund um München für längere Zeit lahmgelegt. Auf der A8 bei Hofolding (Landkreis München) und der A96 bei Laim (München) und Germering (Landkreis Fürstenfeldbruck)war die Fahrbahn zum Teil gesperrt und der Verkehr ist umgeleitet worden, um die Demonstranten herunterholen zu können, sagte ein Polizeisprecher am Dienstag in München.



Auch auf der A92 vor dem Autobahnkreuz Neufahrn, der A94 bei Parsdorf (Landkreis Ebersberg) und der A95 entrollten Aktivisten Transparente. Auf der A9 sorgten Aktivisten bei Allershausen (Landkreis Freising) ebenfalls für einen Polizeieinsatz, auch hier sei die Autobahn gesperrt gewesen, der Rückstau war zeitweise bis zu zehn Kilometer lang.

Polizei ermittelt gegen die Beteiligten

Die Polizei ermittelt jetzt gegen die Beteiligten bei den Protestaktionen auf den Autobahnen - unter anderem wegen gefährlichen Eingriffs in den Straßenverkehr und Nötigung, wie eine Sprecherin sagte. Auf der A96 bei der Ausfahrt Germering-Süd hatten sich am Morgen etwa zwei Demonstranten von der Autobahnbrücke abgeseilt und ein Transparent mit dem Schriftzug "Block IAA" entrollt. Die Feuerwehr rückte mit einem Drehleiterfahrzeug an und breitete ein Sprungkissen unterhalb der Brücke aus. Am Vormittag beendeten die beiden Aktivisten die Aktion, kletterten zurück auf die Brücke und ließen sich von der Polizei abführen.

Auf der A9 kletterten die Aktivisten auf eine Schilderbrücke und überklebten die Aufschrift. "Verkehrskollaps 2000 m" stand nun dort geschrieben. Erst gegen Mittag konnte die Polizei die Autobahnen wieder freigeben, nachdem die Demonstrationen und Demonstranten die Brücken verlassen hatten und abgeführt werden konnten. Kurz darauf mussten die Beamten die A94 aber erneut sperren, weil mehrere Demonstranten kurz vor dem Messegelände ein Transparent an einer Brücke befestigten.



Greenpeace-Aktivisten demonstrieren im kalten Wasser

Für einen schnelleren Abschied vom Verbrennungsmotor haben auch Greenpeace-Aktivisten direkt am Messegelände demonstriert. Bei etwa zehn Grad Außentemperatur stiegen am Dienstagmorgen 14 junge Menschen mit Plakaten in das Wasserbecken vor der Messe München, die die IAA dieses Jahr erstmals beherbergt.

Auf den Plakaten waren Bilder von Überschwemmungen und Waldbränden der vergangenen Jahre zu sehen, zudem Slogans wie "Die Klimakrise startet hier". Die am Messegelände zahlreich vertretene Polizei ließ die Aktivisten gewähren, nach etwa einer halben Stunde verließen sie das kalte Wasser.

Forderung: Abschied vom Verbrennungsmotor

"Die deutsche Autoindustrie befeuert die Klimakrise immer weiter", kritisierte Greenpeace-Verkehrsexperte Benjamin Stephan. "Mit ihren rücksichtslosen Geschäften schränken VW, Mercedes-Benz und BMW die Freiheit junger Menschen ein. Damit sich das ändert, müssen die Konzerne viel schneller weg von klimaschädlichen Verbrennungsmotoren."

Zur IAA wollen zahlreiche Gruppen demonstrieren. Unter anderem sind für Freitag Blockaden und für Samstag eine Großdemonstration sowie eine Fahrradsternfahrt mit Zehntausenden Teilnehmern angekündigt.

VDA und Herrmann kritisieren Aktionen

Die Automesse IAA findet in diesem Jahr erstmals mit neuem Konzept in München statt. Gegnerinnen und Gegner der Messe wollen deren Ablauf stören, um für eine klimagerechte Mobilitätswende zu demonstrieren. "Wir fordern autofreie Städte, einen stark ausgebauten und kostenlosen ÖPNV - vor allem auf dem Land. Und den sofortigen Baustopp aller Autobahnprojekte", heißt es in einer Pressemitteilung.

Der Verband der Automobilindustrie (VDA) kritisierte die Protestaktionen und wies die Kritik zurück. "Die IAA Mobility zeigt den Weg zur klimaneutralen Mobilität", sagte VDA-Präsidentin Hildegard Müller. "Und wir diskutieren auch mit denen, die anderer Meinung sind. Unser Angebot zum Dialog steht. Gewalt und Nötigung lehnen wir ab."

Auch Bayerns Staatskanzleichef Florian Herrmann kritisierte die Proteste an den Autobahnbrücken. Selbstverständlich seien Demonstrationen, Proteste und Meinungsäußerungen immer möglich, aber auch für sie gebe es einen Rahmen der Gesetze, sagte der CSU-Politiker. Wenn andere Menschen durch die Aktionen gefährdet würden, sei dies nicht zu tolerieren.

− dpa/ajk