Tettenweis
Haus "Maria Rast": Ein Stück weit Heimat für Suchtkranke

07.07.2022 | Stand 20.09.2023, 21:06 Uhr

Feierten im Haus "Maria Rast" in Tettenweis das 30-jährige Bestehen des Sozialteams Bayern/Sachsen (v.l.): Geschäftsführer Martin Weiß, Bürgermeister Robert Stiglmayr, Betriebsrätin Friederike Pfaff, Heimleiterin Stefanie Hatting, Projektleiter Christopher Bernsdorf und Geschäftsführer Peter Weiß. −Foto: Seidl

Zurück in die Selbstständigkeit zu gelangen und wieder in den eigenen vier Wänden leben zu können – das ist das Ziel der vielen psychisch und suchtkranken Nutzer in den verschiedenen soziotherapeutischen Einrichtungen, die das Sozialteam Bayern/Sachsen vor 30 Jahren unter Martin Weiß gegründet hat. Auch im Haus "Maria Rast" in Tettenweis gibt es seit knapp vier Jahren dieses Projekt, an dem derzeit 28 Suchtkranke teilnehmen können, um ein Stück weit Heimat zu erfahren und den Schritt zurück in ein normales Leben versuchen.

"Der eine wartet, dass die Zeit sich wandelt, der andere packt sie kräftig an und handelt." Mit diesem Zitat von Dante Alighieri eröffnete die Einrichtungsleitung des Hauses "Maria Rast", Stefanie Hatting, die Feier zum 30-jährigen Bestehen des Sozialteams Bayern/Sachsen. Sie unterstrich damit dessen Gründung durch Martin Weiß, der zusammen mit seinem Bruder Peter vor 30 Jahren die Idee hatte und anpackte, um psychisch Kranken Möglichkeiten zu bieten, wieder ein eigenständiges Leben zu führen.

Zurück in ein eigenständiges Leben

Die Zentralverwaltung der Einrichtung hat ihren Sitz eigentlich in Regensburg. Allerdings wollten die Gründer und Geschäftsführer Martin, Peter und Christian Weiß das Jubiläumsjahr im Rahmen einer Tour an allen Standorten begehen, sodass jede Filiale ihre eigenen Ideen und vor allem auch die Nutzer ihre vorübergehende Heimat vorstellen konnten. Somit machte die Weiß-Familie nun Visite in Tettenweis, wo seit fast vier Jahren den Bewohnern ein Leben ohne Alkohol und Suchtmittel vorgelebt wird.

Nach den Einführungsworten Hattings warf Peter Weiß einen kurzen Blick auf die Entstehungsgeschichte des Sozialteams. "In den 30 Jahren haben alle Mitarbeiter 365 Tage im Jahr stets Engagement bewiesen und ihre Arbeiten mit hoher Fachlichkeit absolviert", so Weiß. Das Sozialteam betreibt in Bayern und Sachsen Einrichtungen und Dienste für über 1700 pflegebedürftige Seniorinnen und Senioren sowie für psychisch kranke und suchtkranke Menschen. In den ambulanten, teilstationären und stationären Angeboten an über 25 Standorten sind über 750 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter beschäftigt. Das Personal – bestehend unter anderem aus Sozialpädagogen, Heilerziehungspflegern, Ergotherapeuten und Hauswirtschaftlern – begleitet die Nutzer in verschiedenen Schritten wieder zurück in ihre Selbstständigkeit.

Strukturierter Alltag mit Arbeit am Bauernhof

Ein Tag im Haus "Maria Rast" ist streng strukturiert. Alle Nutzer gehen ihren Tätigkeiten nach, fahren zu landwirtschaftlichen Anwesen, um dort mitzuhelfen, oder kümmern sich um die Essensversorgung oder den Haushalt. Ein 52-jähriger Bewohner lebt seit zwei Jahren im Haus "Maria Rast" und wird in naher Zukunft wieder sein eigenes Leben anpacken. Er berichtet: "Ich wünsche mir, dass ich trocken bleibe und in meiner eigenen Wohnung leben kann." Seit seinem 14-jährigen Lebensjahr war er Alkoholiker und wurde nach seinen Entzügen immer rückfällig. Nun hofft er, dass er es geschafft hat.

Landwirt Georg Winklhofer aus Kohlpoint erzählt: "Wir bieten den Nutzern auf unserem Hof die Möglichkeit, einen geregelten Arbeitstag zu erleben, und würden auch eine gute Arbeitskraft einstellen." Die Arbeit des Sozialteams sei ein wichtiger Ansatzpunkt, um den Kranken wieder einen Sinn im Leben zu geben.

Gemeinde ist stolz auf das Projekt

Unter den Gästen war auch der Tettenweiser Bürgermeister Robert Stiglmayr mit Gattin. Der Rathauschef lobte die Arbeit des Sozialteams und ist stolz darauf, dieses soziale Projekt in seiner Gemeinde zu haben.

Nach den Reden gab es zum 30-jährigen Bestehen natürlich auch noch Kaffee und Kuchen. Aufgelockert wurde der Nachmittag schließlich mit einer Schnitzeljagd, die das Team von "Maria Rast" für die Gäste vorbereitet hatte. Da hieß es, unterschiedlichen Hinweisen zu folgen, um am Ende eins von den 30 Puzzleteilen zu erhalten. Dieses eine Teil wird Bestandteil eines ganzen Puzzles, das hinterher das neue Logo für das Sozialteam ergeben soll.

− ker