Ruderting
Gemeinde Ruderting beendet Carsharing-Projekt

01.02.2022 | Stand 21.09.2023, 23:57 Uhr

Der Ausbau der E-Mobilität liegt Rudolf Müller am Herzen. Doch selbst der Bürgermeister war nun dafür, das Carsharing mit dem E-Auto der Gemeinde zu beenden. Es hat sich nicht bewährt. −F.: Archiv/Johannsen

Die Gemeinde Ruderting (Lkr. Passau) beendet ihr Carsharing. Der vollelektrische Renault Zoe am Rathaus, der bislang jedermann zur Verfügung stand, wurde schlicht zu selten von den Bürgern in Anspruch genommen.

"Vielleicht sind wir unserer Zeit voraus", mutmaßte Bürgermeister Rudolf Müller. "Vielleicht ist das auf dem Land einfach nicht der Hit." Woran es auch lag, fest steht: Die Nutzung des E-Autos der Gemeinde im Carsharing war "nicht so glorios". Nun musste der Gemeinderat entscheiden, wie es mit dem Carsharing und mit dem Auto weitergeht.

2019 hatte die Gemeinde den vollelektrischen Renault Zoe für 10900 Euro von E-Wald gekauft. Zwei E-Ladesäulen mit insgesamt vier Ladepunkten gibt es am Rudertinger Rathaus; sie gehören einem privaten Anbieter. Diese Voraussetzungen wollte die Gemeinde nutzen, um der E-Mobilität in Ruderting Starthilfe zu geben und etwas für die Umwelt und die Bürger zu tun. Per Carsharing stand der Renault Zoe jedermann zur Nutzung zur Verfügung. Für die Organisation beschaffte die Gemeinde eine Software, über die man das Fahrzeug buchen konnte. Genutzt hat das kaum jemand.

Angebot verursachte nicht unerhebliche Kosten



Der Betrieb des E-Autos verursacht laut Bürgermeister Rudolf Müller einen jährlichen Kostenaufwand für Reifen, Verschleiß, Kundendienst und ähnliches zwischen 6000 und 7000 Euro. Für die Bereitstellung des Carsharings kommen jährlich zwischen 3000 und 4000 Euro Aufwand hinzu. Die Rückvergütung durch die Nutzung im Carsharing ist verschwindend gering, die Zuschüsse des Landkreises zum E-Auto sind ausgelaufen. "Jetzt müssen wir überlegen", eröffnete Müller die Diskussion im Gemeinderat.

Das Plenum war sich schnell einig, das unrentable und offenbar für die Bürger unattraktive Carsharing zu beenden. Das Auto will der Gemeinderat aber noch nicht aufgeben. Der Bürgermeister – eigentlich ein ausgesprochener Unterstützer der E-Mobilität – hatte zunächst empfohlen, den Renault Zoe zu verkaufen. Zwar nutzt die Rathausverwaltung das Fahrzeug für Dienstfahrten, doch aufgrund der begrenzten Reichweite ist der Renault nur bedingt einsetzbar. Im Sommer schafft die Batterie 80 bis 90 Kilometer, wie es auf Nachfrage von Rupert Veit (parteifrei) hieß. Im Winter sei hingegen schon eine Fahrt nach Passau und retour grenzwertig, wie Müller sagte. Auch kostenmäßig käme die Gemeinde nach seiner Berechnung günstiger weg, würden Dienstfahrten mit den Privatautos abgerechnet.

Carsharing wird beendet, das Auto bekommt noch eine Chance



Doch der Gemeinderat wollte dem Renault noch eine Bewährungschance geben. Veit sagte, er sehe die Rathausmitarbeiter relativ oft mit dem Auto im Gemeindebereich. Albert Bonell (BfR) fand: "Das Carsharing kannst du knicken." Die meisten Dienstfahrten – nämlich jene im Gemeindebereich – seien mit dem E-Auto aber machbar. Zumal der Renault ohne das Carsharing für die Rathausmitarbeiter einfacher zu nutzen sei. Er plädierte dafür, das Auto noch ein Jahr zu fahren und dann neu zu beraten. Auch Ludwig Kolbeck (BfR) konnte sich vorstellen, dass sich die Nutzung als reiner Dienstwagen lohnt. Markus Krenn (CSU) fand zwar die Reichweite ungenügend, sah aber noch zu viele offene Fragen für eine Verkaufsentscheidung, zum Beispiel was das Auto noch wert sei. Auch Hans Streifinger (CSU) sprach sich dafür aus, zunächst die Optionen zu prüfen. Der Gemeinderat votierte schließlich einstimmig dafür, das Carsharing zu beenden. Der Renault Zoe darf aber vorerst bleiben.

Die Ladesäulen bleiben am Rathaus so oder so erhalten, wie Müller auf Nachfrage von Rudolf Zimmermann (SPD) sagte. Der private Betreiber werde die Säulen erhalten, so lange sich ihr Betrieb lohnt, erwartet Müller.

− ska