Wiener Philharmoniker
Garanča und Thielemann bei den Salzburger Festspielen

04.08.2021 | Stand 21.09.2023, 4:35 Uhr

Elína Garanča und Christian Thielemann mit den Wiener Philharmonikern beim Schlussapplaus. −Foto: Marco Borelli/Salzburger Festspiele

Gustav Mahler und Anton Bruckner herrschten am Dienstagabend im Salzburger Festspielkonzert mit Christian Thielemann am Pult der Wiener Philharmoniker und mit Elína Garanča als Solistin. Thielemann modellierte die Wiener zur blühenden Klangskulptur in runder Üppigkeit ebenso wie in feinsten Schwebungen mit einer Vielfalt an differenzierenden Zwischentönen.

Zur Übertragung auf Arte Concert am 6. August 2021 gelangen Sie hier

Den fünf Rückert-Liedern von Gustav Mahler gab Elína Garanča die selektive Farbpalette ihres schönen Mezzosoprans, substanzreich in der tieferen Lage, strahlend in der höheren Region, insgesamt etwas kontrolliert verhalten dem innigen Charakter der Lieder angepasst. Für die Liebeslieder "Ich atmet einen linden Duft" und "Liebst du um Schönheit" hätte dennoch etwas mehr an Emotion eine Bereicherung sein können. Die stimmliche Identifikation mit der Tiefe der verinnerlichten Aussagekraft kam dann im Lied "Um Mitternacht", nur von den Bläsern unterbaut, und vollends bei "Ich bin der Welt abhanden gekommen" eindringlich zum Tragen. Den subtil angelegten Orchesterpart ließen die Musiker dabei in untermalender Funktion glänzen, der Sängerin das Primat gebend.

Anton Bruckners 7. Sinfonie brachte dem Komponisten einst den Durchbruch in seinem Schaffen. Thielemann zeigte ihn als den großen Sinfoniker in Klangdelikatesse und Tiefendimension. Das feine Tongespinst am Beginn überließ rasch der melodischen Thematik die Führung, die zur organischen Steigerung ansetzte. Es entwickelte sich eine feine Mischung aus empfindsamen Passagen und triumphierender Fülle, die jedoch eine kompakt-wuchtige Dichte vermied. Durchhörbarkeit blieb stets gewährleistet.

Die Streicher ließen sich stellenweise auf spielerisch liebliche Zartheit einstimmen. Der Adagio-Satz als Kernstück mit dem Trauermarsch, im Hinblick auf den Tod Wagners komponiert, verfehlte auch hier die große Beeindruckbarkeit nicht. Der Beckenschlag, von dem nicht sicher ist, ob Bruckner ihn tatsächlich wollte, wurde zum intensiven Effekt.

Leuchtende Farben brachten die Bläser, die Holzbläser mit solistischen Passagen, und hervorragend in den Gesamtklang integriert die Wagnertuben. Thielemann achtete auf stets fließende Bewegung und Vielfalt in der dynamischen Differenzierung. Die durchgängig geschliffene Klangbrillanz und die große Steigerung im Finale verführte am Ende das Publikum zu begeistert anhaltendem Applaus und Jubel.

Elisabeth Aumiller



Das Konzert wird am Freitag, 6. August, um 19.30 auf Arte Concert im Internet übertragen, am 15. August um 10.50 Uhr sendet ORF2 eine Aufzeichnung.