Waging am See
Foodsharing – Statt in die Tonne auf den Teller

17.08.2020 | Stand 21.09.2023, 4:36 Uhr
Anneliese Caruso

Kümmern sich darum, dass noch genießbare Lebensmittel nicht im Müll landen (von links): Veronika Sedlmayer, Stefanie Kaindl, Elisabeth Kecht, Daniel Zmudzinski und Vanessa Zmudzinski. −Foto: privat

Als sogenannte "Foodsaver" wollen sich Veronika Sedlmayer und Daniel Zmudzinski in der Marktgemeinde Waging am See in Zukunft darum kümmern, dass so wenig Lebensmittel wie möglich im Mülleimer landen. Die beiden möchten dazu eine Foodsharing-Gemeinschaft als eingetragenen Verein gründen, der einen ideellen Zweck verfolgt. Dafür benötigen sie nicht nur weitere Freiwillige zum Mitmachen, sondern auch die Unterstützung der Marktgemeinde. Die leistet ihren Beitrag, in dem sie der Foodsharing-Gemeinschaft einen wettergeschützten Platz in der Gemeinde zur Verfügung stellt, an dem wiederverwertbare, aber nicht mehr benötigte Lebensmittel zwischengelagert und verteilt werden.
Die Mitglieder des Marktgemeinderates, die zu Beginn der jüngsten Ratssitzung von den beiden Initiatoren des örtlichen Projektes "Foodsharing", Veronika Sedlmayer und Daniel Zmudzinski, über das Vorhaben informiert worden waren, betrachteten die Sache mit Wohlwollen. Die Räte zeigten sich alle einverstanden, die Foodsharing-Bewegung zu unterstützen. So will die Marktgemeinde ihnen einen öffentlichen und gut zugänglichen Platz mit Stromanschluss anbieten, auf dem sie ihre bereits vorhandenen Kühlschränke, Regale und Kisten aufstellen können. Von diesem Umschlagplatz aus, der als "Fairteiler" bezeichnet wird, möchten die Foodsaver die Nahrungsmittel an ihre Mitbürger verschenken.
Wie die Foodsharing-Initiatoren wissen ließen, handele es sich um Lebensmittel, die aus unterschiedlichen Gründen nicht mehr verkauft werden können. "Deshalb kooperieren wir mit einer Vielzahl von Betrieben, von denen wir das noch Genießbare abholen." Infrage kämen Bäckereien, Obst- und Gemüsehändler, Filialen von Supermärkten oder etwa Restaurants, Cafés, Kantinen und Bauernhöfe. "Wir würden uns freuen, wenn möglichst viele unserer Betriebe mitmachen." Die Foodsaver würden sich auch um die Fairteiler-Stellen, um die korrekte Lagerung der Esswaren und um deren Weiterverteilung kümmern. "Jeder Foodsaver kann sie auch selbst verwerten", war zu hören.Da bei der Lagerung von Nahrungsmitteln, die zum Verderben neigen, größte Sorgfalt geboten ist, knüpften die Ratsmitglieder die Zurverfügungstellung des Platzes an die Bedingung, dass die Foodsaver-Gemeinschaft einen offiziell eingetragenen Verein gründet und die Vereinsmitglieder die gesamte Abwicklung der Lebensmittelabholung, die Aufbewahrung und die Wiederabgabe einschließlich eventueller Entsorgung übernehmen, sodass es erst gar nicht zu grundlegenden Lebensmittelverstößen kommen kann.
"Wir alle erwarten, dass die Supermarktregale rund um die Uhr, an allen Tagen der Woche üppig gefüllt sind." Doch gerade nach Ladenschluss vor dem Wochenende oder zu Feiertagen würden viele Lebensmittel in den Mülltonnen landen – aber keineswegs nur verdorbene. Denn dank der Angst vor dem Mindesthaltbarkeitsdatum und dem Schönheitsideal für Gurke, Salat und Co. fänden allerlei Lebensmittel, die noch vollkommen genießbar wären, ihren Weg in die Tonne statt auf den Teller – darauf hatten Veronika Sedlmayer und Daniel Zmudzinski am Anfang ihrer Präsentation hingewiesen.
Bis jetzt bestünde ihre kleine Gemeinschaft aus neun Personen. Jeder einzelne sei an der Vereinsgründung beteiligt und bereit, die Haftung zu übernehmen, während die kooperierenden Betriebe von jeglicher Haftung ausgeschlossen seien. Für die Kühlschränke würden jetzt schon strenge Regeln gelten und bestimmte Lebensmittel, die schnell verderben, nehme man erst gar nicht an. "Bei uns muss auch niemand nachweisen, dass er bedürftig ist." Das anvisierte Projekt in Waging werde auch unter dem Dachverband Foodsharing e.V. laufen, der deutschlandweit vernetzt ist. "Der Verein unterstützt durch sein Netzwerk zudem die lokalen Projekte und bietet Hilfe bei der Umsetzung an", versprachen Veronika Sedlmayer und Daniel Zmudzinski abschließend.