Till Hofmanns Open Airs
Endlich Menschen! – Flying Circus vorm Dom gelandet

16.06.2020 | Stand 19.09.2023, 23:07 Uhr

Eine prächtigere Kulisse hatte selten eine Kleinkunstabend. Till Hofmanns mobile Bühne "Eulenspiegel Flying Circus" am ersten von 21 Abenden auf dem Passauer Domplatz. −Foto: rmr

Passau wird seinem Ruf als kulturelles Zentrum auch im seltsamen Jahr 2020 gerecht. Während vielerorts noch künstlerische Ödnis herrscht, läuft dort bereits seit 2. Juni das Jazzfest mit 30 Open-Air-Konzerten im Rathausinnenhof; am Montagabend startete nun die Reihe "Eulenspiegel Flying Circus" mit 21 Open Airs der Sparten Kabarett, Comedy, Literatur und Musik.

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Warnschilder überall, maximal 100 Besucher und acht Künstler, deren künstlerische Heimat die Münchner Kneipe "Vereinsheim" ist, aus der jeden Donnerstag um 22 Uhr das BR-Fernsehen sendet. Beim ersten Blick auf den weiten Platz ist klar: Es geht bei dieser Open-Air-Bühne nicht ums Geldverdienen. Till Hofmann war über Jahre erfolgreich genug, um ein Zeichen zu setzen: Corona wird vorübergehen, Kultur ist möglich und das Leben geht weiter! Letztlich geht es mit diesem "Eulenspiegel Flying Circus" darum, den Entscheidungsträgern öffentlich zu demonstrieren: Die Menschen sind vorsichtig und vernünftig, die Veranstalter haben ihre Sache im Griff, ihr könnt gern morgen neue Lockerungen verkünden.

Das Desinfizieren der Mikrofone nach jedem Kurzauftritt ist an diesem Abend keine Zumutung, sondern ein Running Gag. Und Moderatorin Constanze Lindner – Sternzeichen Fische, Aszendent Rampensau – kriegt sich überhaupt nicht mehr ein, jubiliert "Hallo, Passaaau! Menscheeen!", hüpft und schreit. Stimmung machen ist ihr Beruf, aber, dass es eine Erlösung ist, dies wirklich wieder machen zu dürfen, das darf man ihr gerne glauben . . . Nach 75 Minuten ist es vorüber. Und der Hunger nach mehr ist geweckt.

Raimund Meisenberger



Mehr dazu am 17. Juni im Feuilleton der Passauer Neuen Presse.