Neuburg am Inn
Emotionale Diskussion um geplante Brummererweiterung

31.10.2019 | Stand 21.09.2023, 1:40 Uhr

Einen rund 45-minütigen Vortrag hielt Geschäftsleiter Hans Brummer über das Erweiterungsprojekt seines Unternehmens Brummer Logistik im Neuburger Wald. Etwa 350 Leute waren gekommen. −Foto: Niedermaier

Seit bekannt wurde, dass das Logistikunternehmen Brummer seinen Firmensitz im Neuburger Wald (Landkreis Passau) erweitern will, hat sich in der Gemeinde Neuburg am Inn Widerstand gegen die geplante Rodung von 18 Hektar Bannwald gebildet. Groß war nun das Interesse bei einer Informationsveranstaltung in der Mehrzweckhalle in Dommelstadl am Mittwochabend: Rund 350 Leute waren gekommen, um sich die Argumente von Geschäftsleiter Hans Brummer und seinem Architekten Tilmann Ott anzuhören. In der Diskussion wurde es zum Teil recht hitzig - große Neuigkeiten gab es aber nicht.

Im Publikum saßen geschätzt 100 Mitarbeiter der Firma Brummer; ebenso stark war die Fraktion der Bürgerinitiative gegen die Waldrodung vertreten. Zusammen mit seiner Ehefrau Simone Brummer-Leebmann, Architekt Tilmann Ott und Neuburgs Bürgermeister Wolfgang Lindmeier saß Geschäftsleiter Hans Brummer auf dem Podium. "Wir brauchen die Erweiterung am Standort Schmelzing, wir haben keine Alternative", sagte Geschäftsleiter Hans Brummer. Knapp 700 Mitarbeiter, ein Umsatz von 75 Millionen Euro pro Jahr, 16 Hektar Betriebsgelände in Schmelzing – mit diesen Eckdaten beschrieb Brummer sein Transportunternehmen, das Marktführer für Lebensmittellogistik zwischen Deutschland und Österreich sei. Um zwei neue Kühllager und Stellplätze zu bauen, will er 18 Hektar Bannwald von den Bayerischen Staatsforsten kaufen, roden, und elf Hektar davon bebauen. Seit Brummer dies mit seinem Architekten Tilmann Ott in der Gemeinderatsitzung Anfang Juli bekanntgegeben hatte, war die geplante Waldrodung stark kritisiert
worden.

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Im laufenden Bauleitplanverfahren sind bereits 66 Einwendungen von Privatleuten im Rathaus abgegeben worden, wie Neuburgs Bürgermeister Lindmeier sagte. Brummer sagte nun: "Die Fläche bleibt in der Flächensubstanz völlig erhalten. Die Fläche soll durch Neugründung als Mischwald ökologisch besser, aber zumindest gleichwertig werden."

"Ja, Brummer fährt durch Neuburg durch", erklärte Hans Brummer zur Kritik, dass er seine Laster nicht über die A3, sondern durch beschauliche Ortschaften schickt. Doch: Seit Oktober 2018 habe Brummer auf Druck der Gemeinde die Anzahl der Fahrten durch die Ortschaften halbiert, derzeit seien es laut Brummer noch 75 bis 80 Fahrten pro Tag. "Das kostet uns einen sechsstelligen Betrag." Er würde auch gerne "den nächsten Schritt" machen, Hinderungsgrund seien die unkalkulierbaren Wartezeiten an der Grenzkontrolle. "Wenn wir in Schmelzing erweitern, werden wir den Verkehr wegnehmen, trotz der Grenzkontrolle. Der ,Erpresser‘ ist Bürgermeister Lindmeier, der diese Forderung aufgestellt hat", wehrte sich Brummer gegen derartige Vorwürfe gegen ihn. "

200 bis 400 neue Arbeitsplätze sollen durch die Erweiterung geschaffen werden. Brummer betonte, dass 500 seiner Mitarbeiter aus dem Landkreis kommen, davon 150 aus den Gemeinden Neuburg und Neuhaus, sowie 100 aus der Stadt Passau. "Der Rest sind Rumänen und Tschechen und wir sind verdammt froh, dass wir sie haben", sagte er – denn in der Region gebe es nicht genügend Arbeitskräfte.

− san



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