Bad Birnbach
Eine Anerkennung für Kunstschaffende

03.10.2022 | Stand 20.09.2023, 0:40 Uhr

Bei der Kulturpreisverleihung: das Nachwuchsorchester des Trachtenvereins Pfarrkirchens sowie (hinten von links) Dr. Ludger Drost, Kathrin Zenger, Firmian Drost, Landrat Michael Fahmüller, Adolf Hofstetter, Rosemarie Dorfner, Kulturpreisträger Rudolf Huber-Wilkoff, Förderpreisträger Jonas Schwarz, MdL Martin Wagle, Bürgermeisterin Dagmar Feicht, Katharina Schiedermair-Bauer und Hildegard Schwarz. −Foto: Gröll

Bad Birnbach. Rudolf Huber-Wilkoff sowie Jonas Schwarz und die Jugendarbeit der Trachtenkapelle Pfarrkirchen haben jetzt im Artrium von Landrat Michael Fahmüller den Kulturpreis bzw. Kulturförderpreis des Landkreises überreicht bekommen.

Laudator für Kulturpreisträger Rudolf Huber-Wilkoff war Kunsthistoriker Adolf Hofstetter. Ein Schwarz-Weiß-Fernsehbeitrag aus den 60er-Jahren flimmerte über die Leinwand. Hofstetter erklärte, worum es ging. Zu sehen war ein Kurzfilm der Münchner Galerie Stangl. Rudolf Huber-Wilkoff und Uwe Lausen hießen die beiden jungen Künstler, die darin vorgestellt wurden. Huber-Wilkoff hatte gerade den Kunstpreis "Junger Westen 67" erhalten. Er studierte von 1957 bis 1963 freie und angewandte Grafik, Malerei und Medientechnologie.

"Als angehender Gebrauchsgrafiker gestaltete er für die renommierte Schwabinger Galerie die Ausstellungskataloge und später erfolgreiche Werbekonzeptionen", so Hofstetter. Er ging auf die künstlerische Aufbruchstimmung in Deutschland und insbesondere auf die Gruppen SPUR und WIR ein. "Spätestens mit den 68er-Revolten und den Studentenprotesten gegen Staat und Polizeigewalt wurden die SPUR-Mitglieder als subversive Elemente eingeordnet", betonte er. Im Werk Huber-Wilkoffs werde die von der 68er-Bewegung ausgelöste gesellschaftliche Auf- und Umbruchstimmung sichtbar.

Der Laudator bezeichnete ihn als bedeutenden Vertreter der neuen figurativen Malerei in Deutschland, der gegen den Trend ein Gegenkonzept zur abstrakten, ungegenständlichen Kunst geschaffen habe. Bedeutender Wendepunkt im Leben und Schaffen des Künstlers stellte der Umzug von der Stadt auf das Land nach Kottigstelzham bei Simbach im Jahr 1974 dar. Nach einer Schaffenspause kam Huber-Wilkoff in den 80er- und 90er-Jahren intensiv in den Kunstbetrieb zurück. "Es sind Bilder auf Leinwand, Collagen, Zeichnungen und Skizzen, mit denen Huber-Wilkoff bei etablierten Galeristen und Kuratoren auf sich aufmerksam machte", sagte Hofstetter, der auch das druckgrafische Werk beleuchtete.

Besonders ging er auf den 1998 in Kottigstelzham gegründeten Schauraum K3 ein, der eine "Galerie für Gegenwartskunst mit zahlreichen von Huber-Wilkoff kuratierten Ausstellungen und eine überregional bedeutende Plattform für die regionale Künstlerschaft" sei. Für das weit verstreute Werk Huber-Wilkoffs schlug er vor, Ideen für eine querschnitthafte Sammlung zu entwickeln.

Die Pfarrkirchner Kulturreferentin Katharina Schiedermair-Bauer trat als Laudatorin für den Kulturförderpreis auf. "Ich freue mich, dass ich im Namen der Stadt über die hervorragende Umsetzung der Jugendarbeit der Trachtenblaskapelle und insbesondere über dich, lieber Jonas sprechen darf", leitete sie ein. Der Trachtenverein übernehme seit vielen Jahren einen wichtigen Teil der Musikausbildung für Kinder und Jugendliche mit professionellem Unterricht, sagte sie und hob die Arbeit von Rosemarie Dorfner hervor.

Den Grundstock habe 1997 Rainer Hirsch gelegt. Inzwischen würden jährlich über 100 Jugendliche professionell unterrichtet. Jonas Schwarz leiste hier besonders wertvolle Arbeit. Er spiele selbst zahlreiche Instrumente auf hohem Niveau, habe die Jugendleiterausbildung und einen Dirigentenkurs absolviert. Schiedermair-Bauer: "Persönlichkeiten wie du machen es möglich, dass Traditionen erhalten werden."

Landrat Michael Fahmüller wertete die Preise als Anerkennung für Kunstschaffende der Heimat. MdL Martin Wagle meinte, Kunst sei nicht den Ballungszentren vorbehalten. Der ganze Freistaat sei durch kulturelle Vielfalt geprägt. Er zeigte sich stolz auf das, was der Landkreis an Kunst und Künstlern zu bieten habe.

Ähnlich sah es Bürgermeisterin Dagmar Feicht, die einen engen Schulterschluss mit dem Landkreis gerade in der Zeit des Umbaus des Theaters an der Rott ankündigte. Zu Rudolf Huber-Wilkoff sagte Feicht: "Wir würden uns über eine Ausstellung Ihrer Werke bei uns sehr freuen." Den Kunstschaffenden generell machte sie ein großes Kompliment: "Sie erweitern unser Bewusstsein."

Organisiert wurde der Abend vom Kulturbeauftragten Dr. Ludger Drost. Für Aufsehen sorgte dessen Sohn Firmian, der auf dem Konzertflügel brillierte. Die Jugend der Trachtenkapelle Pfarrkirchen zeigte unter Leitung von Jonas Schwarz ihr Können, und ebenso gekonnt führte Kathrin Zenger durch das Programm.

− vg