Rotthalmünster
Ein Münsterer Original ist für immer gegangen

15.05.2021 | Stand 21.09.2023, 6:31 Uhr

Urban Mangold liebte das Klavierspielen. −Foto: red

Schnell verbreitete sich die Nachricht, dass am Montag, 10. Mai, der Konditormeister i.R. Urban Mangold kurz vor Vollendung seines 92. Lebensjahres überraschend verstorben ist. Noch am Tage zuvor hatte er im Kreise seiner Familie auf seiner geliebten Hammond-Orgel gespielt. Mit Urban Mangold ist ein Münsterer Original für immer gegangen.

Die Mangolds stammen aus dem oberösterreichischen, bis 1779 bayerischen Altheim. Die Ururgroßmutter des Verstorbenen hatte den Schlossermeister Franz Xaver Bleier aus Rotthalmünster geheiratet und 1855 das "Bleier-Schlosserhaus" in der Griesbacher Straße geerbt. Deren Urenkel Max Mangold erlernte in Rotthalmünster das Konditorhandwerk bei Max Fraunberger und eröffnete im Jahr 1919 das gleichnamige Café Mangold in der Griesbacher Straße.

Noch vor dem Ersten Weltkrieg ließ sich Max Mangold im Münchner Café Luitpold in die Geheimnisse der Patisserie einweihen und im selben Jahr brachte er mit selbst gemachtem Speiseeis eine sensationelle Innovation nach Rotthalmünster. Im weiten Umkreis war diese Delikatesse in dieser Zeit ein absolutes Novum.

Urban Mangold stieg in die Fußstapfen seines Vaters, absolvierte bei ihm eine strenge Lehre, legte Gesellen- und Meisterprüfung ab und übernahm im Jahr 1954 das Geschäft.

Am 4. Oktober 1961 heiratete er die Bäckermeisterstochter Anni Siebzehnrübl aus Ering am Inn, die ihm drei Söhne schenkte. Aufgrund seiner Qualitätserzeugnisse galt er bald als Könner seines Fachs und erwarb sich Anerkennung in Rotthalmünster und Umgebung. Seine legendäre Prinzregententorte, die Schokoladen-Osterhasen und Nikoläuse, um nur einige aus seiner umfangreichen Produktpalette zu nennen, wusste die Kundschaft überaus zu schätzen.

Im Jahre 1968 kaufte das Ehepaar Mangold von Johannes Kropfgans das ehemalige "Fritz-Anwesen" am Marktplatz. Nach umfangreichen Umbauarbeiten konnte die Konditorei und das Café dort künftig in zentraler Lage geführt werden. Wenn Urban Mangold als passionierter Pianist und ehemaliges Mitglied des Gesangverein-Orchesters für seine Gäste die Klaviatur betätigte, verbreitete er einen Hauch von "Wiener Kaffeehaus-Atmosphäre". Musikunterricht bekam er übrigens bereits im frühen Kindesalter beim damals in Rotthalmünster ansässigen Militärmusikmeister und Komponisten Ewald Wahl, sodass er später insgesamt fünf Musikinstrumente beherrschte.

Der "Bane", wie er im Volksmund gerne genannt wurde, riskierte aber auch am Stammtisch oder bei seiner Schafkopfrunde gelegentlich eine kesse Lippe und verkörperte so den Urtyp eines "zahnerten Münsterers".

In seiner Freizeit frönte er dem Angelsport, wo er die Ruhe und Beschaulichkeit in den Innauen genoss. Die Anteilnahme gilt seiner Gattin Anni und seinen Söhnen Urban, Maximilian und Alexander, der das traditionelle Konditorei-Café seit 1999 nach der Ausbildung im elterlichen Betrieb und mehreren Stationen in namhaften Konditoreien nach den Rezepturen seiner Vorfahren weiterführt.

− leb