Corona-Pandemie
Drosten: Booster-Impfung effektivste Waffe gegen Omikron

05.01.2022 | Stand 21.09.2023, 3:30 Uhr
Christian Drosten rät zu Booster-Impfungen. −Foto: Foto: Michael Kappeler/dpa/Archivbild

Eine Auffrischungsimpfung ist aus Sicht des Virologen Christian Drosten die beste Waffe gegen eine Infektion mit der hochansteckenden Omikron-Variante des Coronavirus.

"Was richtig schützt gegen Omikron ist die Dreifach-Impfung", sagte der Wissenschaftler von der Berliner Charité im Podcast "Coronavirus-Update" bei NDR-Info. Deshalb sei die starke Konzentration auf die Booster-Impfungen in Deutschland richtig und wichtig.

Mit Blick auf bisherige Beobachtungen, nach denen Omikron mutmaßlich mildere Krankheitsverläufe verursacht, sagte Drosten: "Ich denke, man kann das inzwischen sagen, dass das so ist." Erhobene Daten wiesen darauf hin, dass bei Omikron-Infektionen ein kleinerer Anteil der Infizierten ins Krankenhaus müsse.

Geringeres Hospitalisierungs-Risiko

Drosten verwies auf eine Studie des Imperial College London mit Stand kurz vor Weihnachten, nach der bei einer Omikron-Infektion das Hospitalisierungs-Risiko insgesamt um bis zu 30 Prozent geringer sei als bei der Delta-Variante. Bei doppelt Geimpften sinke das Risiko um 34 Prozent, bei Menschen mit Booster-Impfung sogar um 63 Prozent. Bei den Ungeimpften, die sich mit der Omikron-Variante infizieren, sinkt demnach dieses Risiko immerhin um 24 Prozent.

Das sei angesichts der "vielen Ungeimpften, die wir leider in Deutschland haben", zwar eine gute Neuigkeit, so Drosten. Jedoch sei zwangsläufig mit ganz unterschiedlich schweren Verläufen zu rechnen und keine Entwarnung angebracht. Zudem zeige sich hier ganz deutlich der positive Effekt der Booster-Impfung: "Der Gewinn nicht geimpft zu zweifach geimpft ist nur zehn Prozent mehr, aber der Gewinn von zweifach geimpft zu dreifach geimpft ist dann fast eine Verdopplung."

Auch eine dänische Studie aus dem Dezember zeige, wie wichtig Booster-Impfungen seien. Erst die dritte Impfdosis senke demnach das Risiko, sich mit Omikron anzustecken, signifikant, erklärte Drosten. Die doppelte Impfung trage wahrscheinlich weniger zur Verbreitungskontrolle bei. "Da sind wir ziemlich ungeschützt gegen Omikron und die Dreifach-Impfung, die macht den Unterschied."

Vier Tage Verdopplungszeit


Angesichts der raschen Ausbreitung von Omikron prognostizierte der Virologe, die Variante werde nun zügig "das Geschäft übernehmen" und Ende Januar auch in Deutschland dominieren. Man gehe hierzulande derzeit von einer Verdopplungszeit der Omikron-Infektionszahlen von etwa vier Tagen aus, in anderen Ländern habe die Verdopplungszeit schon bei etwa zwei Tagen gelegen. Der derzeit vergleichsweise langsamere Anstieg der Omikron-Zahlen in Deutschland hänge vor allem mit den - im Gegensatz zu vielen anderen Ländern - noch geltenden Corona-Maßnahmen zusammen.

Am Freitag wollen Kanzler Olaf Scholz (SPD) und die Ministerpräsidenten der Länder erstmals im neuen Jahr über den weiteren Corona-Kurs beraten. Dabei soll es auch um eine mögliche Änderung von Quarantäne-Regelungen gehen. Im Gespräch sind kürzere Zeiten insbesondere für Beschäftigte wichtiger Versorgungsbereiche, um zu viele Personalausfälle zu vermeiden. Drosten sagte, diese Verkürzung sei eine wichtige Überlegung. Bei einer großen Dynamik der Omikron-Welle werde man schließlich viele Arbeitskräfte verlieren, was "ein großer gesellschaftlicher Schaden" wäre.

Der Virologe warnte eindringlich davor, angesichts vergleichsweise milder Verläufe zu dem Schluss zu kommen, es sei besser, eine Infektion durchzumachen als sich impfen zu lassen. Auch junge, vollkommen fitte Menschen riskierten schwere Verläufe und beispielsweise Lungenschäden.

Mit Blick auf die nächsten Wochen und Monate sagte Drosten: "Wir werden ganz sicher auch eine steile Welle sehen, aber ich glaube, wir sind insgesamt auf einem Weg, so sagen wir mal Richtung Ostern, wo wir viele Möglichkeiten noch haben, viele Karten, die wir noch ziehen können." Man müsse das Infektionsgeschehen moderieren und an den richtigen Stellen nachsteuern, forderte er.

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