Traunstein
Drei Herausforderer für Christian Kegel

10.03.2020 | Stand 19.09.2023, 21:25 Uhr

−Foto: PNP

Bei der Oberbürgermeister-Wahl vor sechs Jahren hatte Christian Kegel für eine große Überraschung gesorgt: In der Stichwahl setzte sich der SPD-Kandidat hauchdünn mit nur 104 Stimmen mehr (50,67:49,24 Prozent) gegen Amtsinhaber Manfred Kösterke (UW) durch, der nach nur einer Amtsperiode den Chefsessel im Rathaus wieder räumen musste.

Sensationell war das Ergebnis vor allem deshalb gewesen, weil Kösterke den ersten Wahlgang mit 41,7 Prozent klar dominiert hatte. Kegel hatte nur 23,36 Prozent geholt und damit vor Wolfgang Osenstätter (CSU/ 17,49 Prozent), Burgi Mörtl-Körner (Grüne/13,24) und Dr. Ralph Joerger (Traunsteiner Liste/4,21) gelegen. In der Stichwahl hatte Kegel wohl auch die sehr niedrige Beteiligung in die Karten gespielt – nicht einmal 45 Prozent der Bürger hatten ihre Stimme abgegeben, im ersten Wahlgang waren es auch nur knapp über 50 Prozent gewesen.

Am 15. März tritt Kegel nun in neuer Rolle an – nicht mehr als Herausforderer, sondern als Titelverteidiger. Ereilt ihn das selbe Schicksal wie Kösterke, nach nur sechs Jahren wieder abtreten zu müssen, oder wandelt er auf den Spuren von Altoberbürgermeister und Parteikollege Fritz Stahl, der vor der kurzen Kösterke-"Ära" sogar 18 Jahre an der Spitze der Großen Kreisstadt stand?

Von Beginn an wehte Kegel jedenfalls der raue Wind der Stadtpolitik ins Gesicht – von der per Bürgerentscheid gestoppten Landesgartenschau 2022 über die Posse um die Mittagsverpflegung in der Kohlbrenner-Mittelschule bis zur Kostenexplosion beim Kulturforum Klosterkirche. Andererseits konnte sich das Stadtoberhaupt durchaus profilieren, etwa beim Bau des Salinenparks, der rechtzeitig zum 400. Salinenjubiläum im vergangenen Jahr fertig wurde.

Drei Herausforderer versuchen, Kegel das Amt streitig zu machen. Die größten Chancen werden dabei Dr. Christian Hümmer eingeräumt, da er nicht nur von der CSU, sondern auch von der UW nominiert wurde. Für die Grünen steigt wieder Mörtl-Körner in den Ring und will den Rückenwind der Europawahl im Vorjahr nutzen: Die Grünen hatten dabei in der Kreisstadt mit 24,5 Prozent ihr landkreisweit bestes Ergebnis eingefahren. Angesichts des schlagkräftigen Konkurrenten-Trios hat der vierte Kandidat, Simon Steiner von der Traunsteiner Liste, einen sehr schweren Stand.

30 statt bisher 24 StadtratsmitgliederIm aktuellen Stadtrat stellen die CSU acht, die SPD und die UW je fünf, die Grünen vier und die Traunsteiner Liste zwei Mitglieder. Nur ein Trio bewirbt sich nicht mehr um eine Wiederwahl: Neben SPD-Urgestein und Dritter Bürgermeisterin Waltraud Wiesholler-Niederlöhner sind das Christa Fuchs und Ernst Harrecker (beide CSU). Weil die Stadt über die 20000-Einwohner-Grenze gesprungen ist, gehören künftig 30 statt bisher 24 Mitglieder dem Stadtrat an. Die Auswahl für die Bürger ist auch größer geworden: Waren es 2014 noch 114 Kandidaten auf fünf Listen, sind es diesmal 166 Bewerber auf sieben Listen – 56 Frauen und 110 Männer (siehe Kasten unten). Neu sind die Linken und die Initiative Traunstein.

− rse