Waging am See
Die Lamas "summen" am Waginger See

26.06.2020 | Stand 21.09.2023, 1:08 Uhr

Ihr ganzes Herzblut steckt in den Tieren: Tanja Adam und Robert Dorroch mit drei von ihren sechs "Buam", auf der Weide.

Ursprünglich sind sie in den Anden, auf der Westseite des südamerikanischen Kontinents zu Hause – die Lamas. Doch immer öfter werden die Fluchttiere in Bayern gesichtet, so wie auch am Waginger See. Im letzten Jahr zogen Tanja Adam und Robert Dorroch mit ihren 18 Lamas nach Buchwinkel auf den Ferienhof der Reiters. Ein Paradies für die "zwölf Mädels und sechs Buam", wie ihre Besitzer sie liebevoll nennen. Eine Hügellandschaft, saftige Wiesen und Weiden, windgeschützte Ställe und viel Platz zum Spazierengehen sorgen für optimale Lebensbedingungen.
Sie heißen Chiquita, Daisy, Sternchen, Carinia, Corazon, Tiento, Benjo, Joggele oder Xaverl und kommen aus der Schweiz, Südtirol oder Österreich. Die Namen sind mit einigen Ausnahmen spanisch, aber so wirklich darauf hören mag keines der Herdentiere. Die Ställe der weiblichen Lamas sind von den männlichen getrennt. Alle zusammen sind sie nur bei einem gemeinsamen Spaziergang – und das tun sie leidenschaftlich gerne.
"Zilli ist das Ur-Lama und Chefin der Mädels", dabei deutet Tanja Adam auf das erhabene, weiß-braune gefleckte Tier. "Wenn sie geht, dann gehen alle mit. Wenn sie aber nicht will, dann geht gar nichts", lacht Tanja Adam. Besonders stolz sind die Besitzer auf ihre Zuchthengste Cusco und Curico. Lamas gehen immer auf Distanz, sind aber sehr ruhige und sanftmütige Lebewesen. Mit einem leisen Summen drücken sie Freude und Zufriedenheit aus. "Wenn sie mal nervös sind, dann erkennt man das an ihren Augen" erklärt Tanja Adam, "die werden etwas rot und das Lid hängt nach unten. Sie bekommen ein sogenanntes Stresslid."
"Warnschuss"vorm SpuckenDie meisten Menschen, die einem Lama begegnen, haben Angst vor einem Spuckangriff. Tanja Adam räumt mit diesem Vorurteil auf: "In erster Linie spucken Lamas auf ihre Artgenossen. Nur wenn sie fehlgeprägt sind, das heißt, wenn sie in den ersten zehn Monaten ihres Lebens zu viel Kontakt mit Menschen hatten, wird der Mensch als Lama betrachtet – und dann eben entsprechend durch Spucken so behandelt. Das Spucken ist eine Ausdrucksform, um Dominanz zu zeigen, das Rangverhältnis zu klären oder um sich aufdringliche Artgenossen vom Leibe zu halten. Lamas geben jedoch eine Vorwarnung ab, bevor sie spucken. Dabei legen sie die Ohren an und strecken den Kopf ganz weit in die Höhe. Zunächst spucken sie nach oben, was mit einem Warnschuss verglichen werden kann. Der gesammelte Speichel im Mund wird versprüht. Lässt der Störenfried nicht ab, dann spuckt das Lama gezielt auf die Bedrohung, und das bis zu drei Meter weit. Danach bekommen der Angespuckte sowie das spuckende Lama für etwa eine halbe Stunde eine Maulsperre. "Das hat die Natur so eingerichtet, ein Zeichen, dass der Kampf beendet ist, und damit sie sich nicht beißen können", weiß Tanja Adam.
Lamas sind es gewohnt, mit Menschen zu arbeiten. "Es ist unglaublich, was man mit den Lamas alles machen kann", schwärmt Robert Dorroch. Die Freude mit den besonderen Tieren will das Paar an Einheimische und Urlauber weitergeben. Bis maximal mit zehn Tieren werden Schnuppertouren, Halbtagestouren oder individuelle Ausflüge angeboten. Das Tempo wird von den Lamas bestimmt. "Dabei fällt auf, dass besonders die Kinder schnell mit den Tieren eins sind", sagt Robert Dorroch. Trotz großen Kulleraugen und flauschigem Fell sind sie aber keine Schmusetiere. Die Tiere halten großen Abstand wie alle Flucht- und Herdentiere. Die natürliche Zurückhaltung der Lamas nimmt den Kindern die Angst. So bestimmen die Kinder selbst, wann sie auf die Tiere zugehen wollen. Lamas werden bis zu 1,80 Meter groß und wiegen rund 150 Kilogramm.
"Sobald wir unseren Tieren ein Halfter umlegen, wissen sie ganz genau – jetzt passiert etwas. Das kann ein Spaziergang sein, die Nägel werden geschnitten, das Fell wird geschoren oder die Tierärztin kommt. Tragen sie kein Halfter, dann bedeutet dies Freizeit, und die Lamas können machen, was sie wollen", sagt Tanja Adam.
Wenn es die Zeit erlaubt, dann fahren die Lama-Begeisterten nach Oberbozen am Ritten (Südtirol). Von der Lamazucht am "de Oro Kaserhof" haben sie sich nicht nur professionelles Wissen über Lamas geholt, sondern von dort her stammen auch viele ihrer eigenen Tiere.