Die "Hexenhöhle" von Hirten

Heimatpfleger der Gemeinde Burgkirchen warten mit Sensation auf – Höhle wieder zugänglich

07.09.2021 | Stand 20.09.2023, 3:05 Uhr

"Sein & Schein": Der Sage nach soll in dieser Höhle am Margarethenberg vor der Christianisierung eine Hexe gehaust haben. Tatsache ist, dass es am Margarethenberg eine Nagelfluh-Höhle gibt und diese von der Gemeinde Burgkirchen jetzt wieder freigelegt wurde. Im Bild die Heimatpfleger aus der Alztalgemeinde, Maria Pfefferseder und Alois Remmelberger. −Foto: Gerlitz

Hirten. Am zweiten Sonntag im September ist seit 1993 traditionell "Tag des offenen Denkmals". Aber in Zeiten von Corona ist alles anders: Auch heuer haben sich Kreisheimatpflegerin Renate Heinrich und ihre Kollegen in den Städten und Gemeinden entschieden, keine Veranstaltungen zu organisieren. "Wir wollen weder die Kollegen noch die Besucher in gesundheitliche Gefahr bringen", sagt Heinrich. Die Idee eines "virtuellen Denkmaltags" wurde auch verworfen, weil dies in einem Flächenlandkreis wie Altötting wenig sinnvoll erscheint. Somit fällt der zentral organisierte "Tag des offenen Denkmals" im Landkreis Altötting heuer aus – dennoch gibt es zwei Veranstaltungen, die in seinem Kontext zu sehen sind.

Führungen am kommenden Sonntag

Praktisch zugeschnittenes Ein-Zimmer-Appartement in bester Wohnlage, mit fest eingebauter Schlafcouch. Das klingt doch verlockend, wer sollte da nicht zugreifen? Folglich ist es wahrscheinlich, dass die Höhle am Margarethenberg zu Wohnzwecken genutzt wurde, als die Menschen noch auf solche Behausungen angewiesen waren. Diese Höhle ließ Alois Remmelberger, Leiter des Bauamtes Burgkirchen und zugleich Heimatpfleger von Burgkirchen und Dorfen, jetzt wieder zugänglich machen und kann damit zum "Tag des offenen Denkmals" mit einer Sensation aufwarten.

Die weitreichenden Lockerungen der Corona-Beschränkungen in der vergangenen Woche brachten Alois Remmelberger und Maria Pfefferseder, Heimatpflegerin von Hirten, zum Umdenken. Kurzfristig entschlossen sie sich, Führungen im Freien am Sonntag, 12. September, anzubieten. Treffpunkt ist um 14 und 16 Uhr auf dem Parkplatz neben der Zufahrtsstraße zum Gasthaus Bartsch bzw. zur Pfarrkirche Margarethenberg.

Die Heimatpfleger gehen davon aus, dass so gut wie niemand die Höhle am Margarethenberg kennt. Allenfalls hochbetagte Einheimische können als Kinder diese Höhle noch gesehen haben. Denn beim Straßenbau hinauf auf den Margarethenberg um 1970 herum wurde diese Höhle zugeschüttet.

Als in der vergangenen Woche Arbeiter des Straßenzweckverbandes Perach mit schwerem Gerät auf dem Margarethenberg mit dem Einbau eines Löschwasserbehälters beschäftigt waren, nutzte der Burgkirchner Bauamtsleiter den Synergieeffekt und ließ vom Straßenzweckverband die verschüttete Nagelfluh-Höhle unterhalb des Gasthauses Bartsch freilegen. Außerdem errichteten die Arbeiter des Zweckverbandes gestern eine Mauer aus Nagelfluhsteinen, um den Zugang zur Höhle gegen Erdrutsche abzusichern.

Die Höhle aus "Naturbeton", wie man Nagelfluh bezeichnen könnte, ist in der Mitte 1,80 Meter hoch. Sie ist nur so groß, dass sie mit einem kleinen Feuer gut beheizt werden könnte. Im hinteren Bereich ist im Nagelfluh so etwas wie eine Liegestatt ausgeformt, die, ausgepolstert mit Reisig, Stroh oder Blättern, tatsächlich eine Art Schlafcouch ergeben könnte. Der Sage nach soll in dieser Höhle ein Hexe gehaust haben.

Heimatpfleger Remmelberger wird bei den Führungen die sagenumwobene Geschichte des Margarethenbergs, der "Hexenhöhle" sowie die historische Bedeutung der ehemaligen Margarethenberger Grafen erläutern. Wissenswertes wird er über die archäologischen Ausgrabungen in den Jahren 2015 und 2020 weitergeben. Und er wird die Besichtigung des etwa 1000 Jahre alten Burgbrunnens ermöglichen. Danach können sich Besucher im Gasthaus Bartsch mit passenden Gerichten ("Hexentoast") und Getränken ("Höhlentrunk") stärken.

Kunst in Burghausen:Illusion im Barock

Der Aktionstag des offenen Denkmals stünde heuer unter dem Motto "Sein & Schein – in Geschichte, Architektur und Denkmalpflege". Die jüngst eröffnete Abteilung "Kunst" im Stadtmuseum Burghausen thematisiert diesen Leitgedanken anhand von Kunstwerken, aber auch an spannenden Mitmachstationen. Interaktive Stationen beispielsweise zur Freskomalerei oder zum Thema Theatrum Sacrum erläutern spielerisch, wie Augentäuschungen und perfekte perspektivische Verkürzungen die Illusion der Auflösung des Raumes erzeugen können. Vor dem individuellen Museumsbesuch bietet das Stadtmuseum am Sonntag, 12. September, Kurzführungen um 11, 13 und 15 Uhr an. Die Burghauser Kunsthistorikerin Barbara Weis M.A., Kunstexpertin mit eigener Kunstvermittlung, führt an ausgewählten Werken im Stadtmuseum Burghausen in das Thema "Sein und Schein in der Kunst" ein. Für die kostenlosen Führungen ist eine telefonische Voranmeldung im Stadtmuseum Burghausen unter ✆08677/65198 erforderlich. Für den Besuch des Stadtmuseums gilt die 3 G-Regel (geimpft, genesen, getestet).