Theater an der Rott
"Die Fledermaus" im Stil der 20er Jahre in Eggenfelden

14.02.2022 | Stand 21.09.2023, 1:20 Uhr

Wer führt hier wen hinters Licht? Bonko Karadjov als Eisenstein und Eva Maria Amann als Rosalinde. −Foto: Rupert Rieger

Das Publikum ist schon etwas auf Operetten-Entzug nach den diversen Schließungen und klein besetzten Musikformaten. Diesen Freitag allerdings läuft die populärste aller Operetten im Theater an der Rott in Eggenfelden an: "Die Fledermaus" von Johann Strauss, uraufgeführt 1874 in Wien, seither ein Welterfolg mit Nummern, die zu Schlagern geworden sind: "Brüderlein und Schwesterlein", "Ich lade gern mir Gäste ein" und so fort.

Am Theater an der Rott übernimmt den Orchesterpart die Sinfonietta aus Zell an der Pram in Öberösterreich, auch der Chor des Theaters an der Rott hat einen seiner seltenen Auftritte auf der Bühne. Es dirigiert Musikspartenleiter Dean Wilmington, Choreograf ist dessen Sohn Dario Wilmington, die Ausstattung stammt von Florian Angerer, Regie führt die US-Amerikanerin Lynda Kemeny. Eine der Hauptrollen, die Rosalinde, hat sie selbst fast 300 Mal gesungen, sagt Kemeny im Telefongespräch mit unserer Zeitung.

Nach einer jahrzehntelangen Karriere als Sopranistin und als Dozentin u.a. an der Berufsfachschule Sulzbach-Rosenberg und an der Musikschule Rosenheim, nach vielen Inszenierungen bei Workshops und Galas führt Kemeny nun zum ersten Mal Regie bei einer kompletten Musiktheaterproduktion am Theater. "Ein paar Änderungen machen wir noch diese Woche, dann wird es perfekt", sagt die Regiedebütantin selbstbewusst.

Größten Wert legt Kynda Kemeny darauf, dass "echte Leute in echten Situationen" auf der Bühne dargestellt werden. "Ich will keinen Sing-Sang-Operettentext, ich will Authentizität und echte Dialoge, wie sie zwischen einem echten Ehepaar stattfinden könnten: Theater leben statt Theater spielen, sage ich immer."

Die Hauptdarsteller der Eggenfeldener Premiere singen laut Kemeny alle zum ersten Mal diese Rollen: Bonko Karadjov singt Eisenstein, Eva Maria Amann die Rosalinde, Olivia Delauré die Adele. Armin Stockerer ist als Frank zu hören, Tamara Obermayr übernimmt die Hosenrolle des Prinzen Orlowsky. "Ich schätze das sehr am Theater an der Rott, dass die Künstler die Chance haben, solche Rollen auszuprobieren", sagt die Regisseurin, die den Rottaler Musikspartenleiter Dean Wilmington vor rund 20 Jahren kennengelernt hat, als sie beide an der Everding-Theaterakademie München unterrichteten.

"Die Fledermaus" ist x-fach verfilmt und auf CD eingespielt. Lynda Kemeny glaubt, das liegt daran, dass das Werk für jedermann zugänglich ist. Sie vergleicht die Operette mit Mozarts Schikaneder-Opern: "Die wollten Stücke finden mit Zugang zum normalen Bürger. Wir beobachten ganz normale Leute, haben aber auch die Möglichkeit, in die elegante Welt eines Prinzen hineinzublicken." Schließlich treffen sich Ehepaar und Gesinde des ersten Akts unerkannt auf dem Ball des zweiten Akts.

Apropos elegante Welt: Kemeny lässt "Die Fledermaus" in den 20er Jahren spielen, in einer eleganten Dekadenz, wie sie sagt, und durchaus inspiriert vom Babylon-Berlin-Trend. In der berühmten Gefängnisszene wird Martin Puhl als Frosch auch regionale Bezüge einarbeiten.

Raimund Meisenberger



•Mit den Genannten und Andreas Barth, Daniel Holzhauser, Martin Kiener, Danae Mareen, Tamara Obermayr

•Zu sehen 18.-20.2., 25. und 27.2., 4.-6.3., 12. und 13.3. Am So., 27.2., um 16 Uhr Version für Kinder