Feldkirchen
Die echte "Lena Lorenz": Hebamme Katja Halk erzählt

06.06.2020 | Stand 21.09.2023, 1:45 Uhr

In ihrer Praxis hört Hebamme Katja Halk die Herztöne des Ungeborenen ab. Alles in Ordnung, in etwa zwei Wochen soll es soweit sein. −Foto: Stefanie Weschler

Es ist die Erfolgssendung aus dem Berchtesgadener Land: Die ZDF-Serie "Lena Lorenz" um die Erlebnisse einer Hebamme, wie es auch Katja Halk aus Feldkirchen ist. Sie betreut seit 20 Jahren freiberuflich Frauen vor und nach der Geburt. Sie liebt ihren Job, auch wenn in ihren Augen im Gesundheitswesen manches im Argen liegt.

Frau Halk, der Hebammenberuf ist nicht mehr attraktiv. Wie ist Ihre Situation?
Katja Halk: Die Krankenkassen diktieren mir, wie viel Geld ich für welche Leistung bekomme und wie lange ich dafür brauchen darf. Bei der Pauschale für das Wochenbett etwa wird mit 20 bis 40 Minuten gerechnet, in der Regel bin ich aber eine Stunde bei Mutter und Kind, weil es die Zeit einfach braucht. Bei jedem Wochenbettbesuch zahle ich also drauf. Wenn ich alleinerziehend wäre mit zwei Kindern, könnte ich so nicht arbeiten. Das ist der Grund, warum viele Kolleginnen aufhören.

Was stört Sie generell am Gesundheitssystem?
Halk: Das Ganze fliegt uns irgendwann mit einem Riesenrumms um die Ohren, das sage ich seit zehn Jahren. Jetzt wäre es fast soweit gewesen. Meine Sorge ist, Corona geht vorbei und wir machen weiter wie vorher. Aber Gesundheit ist kein Geschäft, sie gehört wieder in den Sozialstaat integriert. Im Moment ist zum Beispiel die Deckelung, wie viele Patienten eine Krankenschwester betreuen darf, außer Kraft. Wollen wir hoffen, dass das wieder zurückgenommen wird…

Sie betreuen die Frauen die ganze Schwangerschaft hindurch.
Halk: Ja, denn dann bekomme ich ein besseres Gefühl für sie und ihre Partner und kann auch Unsicherheiten in der Schwangerschaft gut begleiten. Denn wenn ich die Frau das erste Mal im Wochenbett sehe, mit Stillschwierigkeiten und in Tränen aufgelöst, ist es oft ein langer Weg, bis Mutter und Kind zusammenfinden.

− sw

Was sich durch Corona an ihrem Job verändert hat, lesen Sie in der Ausgabe vom 6. Juni in der Heimatzeitung.