Marklkofen
Der Viren-Töter

Mann + Hummel stellt Luftfilteranlage her, die in Klassenzimmern Luft tauscht und Viren zunichte macht

21.11.2020 | Stand 20.09.2023, 23:24 Uhr

Ihre Raumluftfilter sind heiß begehrt: Mann + Hummel-Werkleiter Bernhard Wimmer und Thomas Heininger (Entwicklerteam). −F.: sj

Ein mobiler Raumluftreiniger, der Viren tötet – so eine Maschine stellt die Firma Mann + Hummel her. Sie reduziert wissenschaftlich bewiesen die Konzentration von Viren, Keimen und Bakterien in Räumen um mehr als 90 Prozent. Und soll nun auch in Schulen zum Einsatz kommen. Ob die Maschine eine Wunderwaffe gegen Corona ist, und wie sie funktioniert, erklärte Thomas Heininger, der Leiter des Entwicklerteams, gestern im Werk des Unternehmens in Marklkofen (Landkreis Dingolfing-Landau).

Thomas Heininger schaltet den OurAir TK850 am Touch-Display ein. Er fängt an zu wummern. Die Box sieht relativ unscheinbar aus, aber sie hat es in sich. "Die Geräte töten unter Laborbedingungen 99,995 Prozent aller Viren, Bakterien und anderer Mikroorganismen ab. Also auch das Coronavirus", sagt Thomas Heininger. "Die Wirksamkeit hat für uns das Karlsruher Institut für Technologie in einer Studie bestätigt." Auch unter Realbedingungen in einem Klassenzimmer wurden die Geräte des Filteranbieters getestet. Dann zerstören sich immerhin noch über 90 Prozent der Partikel.

Von den mobilen Luftreinigern gibt es zwei Varianten: Ein Gerät für kleinere Räume bis zu 70 Quadratmetern (OurAir TK850) und für Räume bis 200 Quadratmeter den OurAir SQ 2500. Um gut zu wirken, tauschen die Geräte die Luft in einem Raum fünfmal pro Stunde aus. Das Innere der Maschinen ist relativ simpel aufgebaut: Die Luft wird angesogen, läuft durch einen Vorfilter, dann durch einen sogenannten HEPA-Filter und im Anschluss wird das Gefilterte mit UV-Strahlung abgetötet. Hinaus gelangt die saubere Luft.

"Das Herzstück der Anlage ist ganz klar der HEPA-Luftfilter", erklärt der studierte Verfahrenstechniker. "Sie werden auch in OP-Räumen und Reinräumen verwendet." Weil die Technik bereits vorhanden war, war der Weg für einen mobilen Raumluftreiniger geebnet. "Seit etwa drei Monaten ist er in dieser Form erhältlich", sagt der Leiter des Entwicklerteams.

Als Wunderwaffe will Thomas Heininger das Gerät trotz seiner Wirksamkeit nicht bezeichnen, aber er sagt: "Es ist eine gute Investition. Das Risiko, sich zu infizieren, wird mit der Maschine stark minimiert, eine absolute Sicherheit gibt es aber natürlich nicht."
Vor Aufträgen kann sich das Unternehmen jetzt schon kaum mehr retten. "Das Interesse ist enorm. Es ist ein richtiger Kampf entbrannt", erzählt der Werkleiter von Mann + Hummel in Marklkofen, Bernhard Wimmer. "In Baden-Württemberg haben wir schon viele Leute ausgestattet, unter anderem Arztpraxen oder Hotels", erzählt er. Mittlerweile werden etwa 1000 Stück in der Woche produziert, das sei aber nur der Anfang. Er hofft, dass nächstes Jahr etwa 40000 Stück vom Band gehen. "Ein großer Fokus im Moment liegt natürlich auf den Schulen", sagt Wimmer, "dort ist der Andrang gerade relativ groß, auch weil der Freistaat die Geräte fördert."

Die Förderung wurde Ende Oktober beschlossen. Dabei will der Freistaat "technische Maßnahmen zum infektionsschutzgerechten Lüften in Kitas, Großtagespflegestellen, Heilpädagogischen Tagesstätten und Schulen", wie es in dem Beschluss heißt, mit 50 Millionen Euro unterstützen.

"Das Leidige daran ist, dass die Geräte nur in Klassenräumen gefördert werden, in denen es kein Fenster gibt", erklärt Bernhard Wimmer. Er versteht das nicht. "Man muss die Kinder schützen, da sollte das Geld nicht zu schade sein." Eine solche Kritik äußerte auch die Arbeitsgemeinschaft für Bildung (AfB) der Bayern-SPD.

Mann + Hummel hofft jedenfalls, dass auch nach Corona noch Interesse an den Luftreinigern besteht. "In Asien sind solche Geräte weit verbreitet", weiß Thomas Heininger. "Die haben aber bereits öfter Pandemien mitgemacht."