Brief ans Ministerium
Deggendorfer OB beantragt Modellprojekt: Unterricht im Festzelt

30.04.2021 | Stand 22.09.2023, 0:06 Uhr

Diese Fotomontage hat die Stadt veröffentlicht, um deutlich zu machen: In einem Zelt hätte jedes Kind viel Platz, bei offenen Seitenwänden wäre für optimale Durchlüftung gesorgt. Die Idee hat die Stadt mit dem Wortspiel betitelt: "Schule im Freien – wohl bedacht".

Mit einer ungewöhnlichen Idee ist Deggendorfs Oberbürgermeister Christian Moser an die Öffentlichkeit gegangen. Sein Vorschlag: Schulunterricht im Festzelt.

Die Eltern drängen auf baldige Schulöffnungen, doch gerade im Landkreis Deggendorf sind die angesichts einer Inzidenz weit über 200 nicht in Sicht. OB Christian Moser ist deshalb am Freitag mit einer ungewöhnlichen Idee an die Öffentlichkeit gegangen: Er schlägt vor, Grundschüler in Festzelten zu unterrichten. In einem Brief an Kultusminister Michael Piazolo bittet er darum, dass die Staatsregierung ein Pilotprojekt an einer Deggendorfer Grundschule genehmigt.



Ein Festzelt pro Klasse

Moser würde an einer kleinen Grundschule mit je einer Klasse pro Jahrgangsstufe starten. Für jede Klasse möchte er ein Festzelt auf dem Sportplatz aufstellen. Bei 25 Schülern hätte jedes Kind in einem 300 Quadratmeter großen Zelt zehn Quadratmeter Platz. Die Abstände zu wahren, wäre also kein Problem. Weil man in den Sommermonaten auch die Seitenwände offen lassen kann, hätte man Bedingungen wie im Freien – nur mit einem Dach über dem Kopf, das vor Regen und praller Sonne schützt. So sei es – unabhängig von der Inzidenz – möglich, ganze Klassen in den Präsenzunterricht zu holen und das Infektionsrisiko trotzdem weitgehend zu vermeiden, argumentiert Moser in dem Brief an den Kultusminister.

Sportverein würde Sanitäranlagen zur Verfügung stellen

Er halte die Bedingungen an der Grundschule Rettenbach für ideal, sagte Moser bei der Vorstellung seiner Idee in einer digitalen Pressekonferenz. Dort sei genug Platz, der TSV Natternberg würde die Sanitäranlagen zur Verfügung stellen. Die Schulleiterin unterstützt den Vorstoß und auch das Schulamt stehe dahinter, berichtete Moser.

Stadt bräuchte etwa eine Woche Vorlauf

Bei grünem Licht aus München würde die Stadt rund eine Woche

brauchen, um die Zelte aufzustellen und einzurichten, schätzt der OB. Angesichts der Größe des Freiluft-Klassenzimmers müsse der Lehrer mit Mikrofon und Lautsprecher ausgestattet werden. Zelte und Technik zu bekommen, sei kein Problem, weil alle Feste auf absehbare Zeit ohnehin abgesagt sind, stellte Moser fest. Die Kosten schätzt er auf 10.000 Euro pro Zelt bis zu den Sommerferien. Es sei klar, dass die Stadt als Sachaufwandsträger mitzahlen müsste, doch hofft der OB auf einen Zuschuss aus München.

Moser bietet auch abgespeckte Alternative an

Sollte das Kultusministerium den Versuch nicht gleich mit einer ganzen Grundschule starten wollen, so bietet Moser auch abgespeckte Alternativen an: Es könnte zunächst nur mit einer Klasse gestartet werden. Oder auch mit zwei Klassen in zwei Zelten und den beiden anderen Klassen großzügig auf das Schulhaus verteilt.

Zumindest einige Klassen nach draußen verlagern

Nicht an jeder Deggendorfer Grundschule ist Platz für ein Bierzelt pro Klasse. Doch man könnte überall zumindest einige Klassen nach draußen verlagern und so in den Gebäuden mehr Möglichkeiten schaffen, sagte Moser zur Frage, wie man das Pilotprojekt auf die ganze Stadt ausweiten könnte. Natürlich könne nicht jede Schule im Freistaat Bierzelte aufstellen, stellte Moser fest: "Am Land ist das leichter, in der Großstadt wird das schwierig. Aber warum sollte der ländliche Raum nicht auch mal einen Vorteil haben?"