Jazzclub Passau
Dee Alexander bringt erlesene Songs ins Café Museum

16.03.2022 | Stand 19.09.2023, 6:06 Uhr
Gabriele Blachnik

Dee Alexander aus Chicago brachte viel Gefühl in den Passauer Jazzclub. −Foto: Gabriele Blachnik

Auf ihrer Europa-Kurztour machte die Jazzsängerin Dee Alexander aus Chicago Halt im Jazzclub Passau, günstig gelegen zwischen ihren Auftritten im Brucknerhaus Linz und der Münchner Unterfahrt. In ihrer dafür rekrutierten Band waren mit Schlagzeuger Dusan Novakov und Tenorsaxofonist Osian Roberts zwei Stammgäste der Jazzbühne im Café Museum. Bassist Wolfram Derschmidt fiel aus, am Flügel nahm der US-Pianist Danny Grisset Platz, der zeitweise als Klavierlehrer in Wien tätig ist.

Es braucht eine kurze Aufwärmphase, bis das Quartett geschlossen wirkt. Dann ist Dee Alexander als eine jener von Kindheit an mit Musik getränkten schwarzen Jazzsängerinnen zu erleben, die ihre Stimme mit den Jahren immer nuancenreicher moduliert. Auffallend ist ihr variabler Scat-Gesang, den sie für unterschiedlichste Stimmungen einsetzt.

Dass der Abend noch sehr herzerwärmend wird, liegt vor allem an der erlesenen Songauswahl von Dee Alexander. Wunderbare Balladen von Komponisten-Legende Irving Berlin, Starpianist Thelonius Monk oder Jazzgesang-Ikone Billie Holiday hat sie ausgesucht. Zum Highlight des Gelegenheitsquartetts gerät der Song "Lonesome Lover", den die weniger häufig zitierte Sängerin Abbey Lincoln 1962 mit ihrem Mann, dem Drummer Max Roach, aufgenommen hat. Der große Gregory Porter holte ihn auf sein Erfolgsalbum "Liquid Spirit" und belebte ihn neu. Dee Alexander interpretiert den eingängigen Offbeat-Song sehr weiblich, in stimmungsvoll reduziertem Tempo und mit einer fein austarierten Dramatik, der ihre Musiker gefühlvoll folgen.

Gabriele Blachnik