Deggendorf
Bücherschwund am Bücherbaum

04.07.2019 | Stand 20.09.2023, 3:53 Uhr

Das untere Regal ist fast leer. Ein Unbekannter soll den Bücherbaum in der Pfleggasse schon mehrmals geplündert und die Bücher verkauft haben. −Foto: Binder

Seit drei Jahren steht der Bücherbaum in der Pfleggasse. Die Idee dahinter: Man nimmt ein Buch raus und stellt im Gegenzug eins rein. Die Aktion des Deggendorfer Kunstvereins hat von Anfang an viele Freunde und Unterstützer gefunden. Doch jetzt scheint ein unbekannter Mann das Prinzip von Geben und Nehmen falsch zu verstehen – er nimmt nur raus und soll die Bücher auf einer Art privatem Flohmarkt verkaufen.

Ein älterer Deggendorfer nutzt den Bücherbaum regelmäßig und füllt ihn mit Taschenbüchern aus seinem umfangreichen Bestand auf. "Dabei ist mir aufgefallen, dass er zweimal innerhalb von zwei Wochen leer war", berichtete er der DZ. Am Baum sei er mit einer Dame über den merkwürdigen Schwund ins Gespräch gekommen. "Sie hat einen ihr unbekannten Mann dabei beobachtet, wie er alles ausräumte. Wenig später hat er die Bücher auf einer Art Flohmarkt am Pferdemarkt verkauft. Sie hat ihn wiedererkannt."

Darauf aufmerksam gemacht, erzählt auch Thomas J. Darcy, Vorsitzender des Kunstvereins, dass ihm in letzter Zeit aufgefallen sei, dass häufig kaum Bücher im Turm lagen. "Das gibt’s ja nicht! Und ich hab’ mich schon gewundert, dass die Leute plötzlich so viel lesen." Darcy hofft jetzt auf die Einsicht des Unbekannten. Richtig sauer ist er aber nicht: "Wenn’s ein armer Kerl sein sollte, hätte ich gar nicht so viel dagegen."

Unterm Strich, so Darcy, funktioniere der Bücherbaum aber sehr gut. "Natürlich muss man immer wieder schauen, wir wollen kein Werbematerial drin haben, nichts religiöser oder politischer Art." Weil also Pflege nötig ist, gibt es Baumpaten, die sich kümmern.

Der Bücherbaum hat mitterweile einen Nachahmer gefunden. Der ältere Deggendorfer macht regelmäßig Urlaub in Bad Birnbach und erzählte seinem Gastgeber davon. "Er fand das so toll, dass es auf seinem Hof jetzt auch einen Bücherbaum gibt."

− mic