Mit dem Pittsburgh Symphony Orchestra
Brillanter Abschluss der Salzburger Festspiele mit Anne-Sophie Mutter

01.09.2022 | Stand 21.09.2023, 6:30 Uhr
Brigitte Janoschka

Geigerin Anne-Sophie Mutter erhielt stürmischen Applaus. −Foto: Brigitte Janoschka

Wenn es etwas Vollkommenes gibt, dann ist es das letzte Konzert der Salzburger Festspiele 2022 mit der Weltklasse-Geigerin Anne-Sophie Mutter und dem Pittsburgh Symphony Orchestra unter der Leitung von Manfred Honeck.

"Lontano" von György Ligeti (1923-2006) und Gustav Mahlers (1860-1911) Sinfonie Nr. 1 D-Dur umrahmten das Konzert für Violine und Orchester D-Dur von Ludwig van Beethoven (1770-1827).

Subtil, feinsinnig und einfühlsam begleiteten die Musikerinnen und Musiker aus Pennsylvania die singende Violine im Solokonzert mit einem präzisen Miteinander von Orchester und Solistin und ließen in den Tutti orchestralen Glanz erstrahlen. Anne-Sophie Mutter im Blickfeld des Dirigenten gab Tempo und Dynamik vor. Dies wurde eins zu eins von dem disziplinierten Klangkörper übernommen. Die Solistin im leuchtend rubin-purpurroten Kleid ließ ihre Violine brillieren, ob in den dreifachen Pianissimi oder den rasant-virtuosen Läufen mit bewegten Doppelgriffen. Solistische Entfaltung ermöglichten ihr die Kadenzen in den drei Sätzen, wobei die stupende Technik der Virtuosin in jeder Sekunde mit Leichtigkeit Hand in Hand mit der musikalischen Gestaltung ging.

Mutter vermittelte den Eindruck, als erschaffe sie dieses Violinkonzert neu und vollkommen im Augenblick des Musizierens. Gemeinsam mit dem Dirigenten Manfred Honeck und dem transparent agierenden Orchester versetzte sie den gesamten Saal im Festspielhaus in einen musikalischen Himmel, in dem die Zuhörer genussvoll schwebten.

Die Klangmöglichkeiten ihrer Violine durch die variationsreichen Stricharten und musikalischen Intentionen waren schier unbegrenzt. Das Larghetto baute wie im ersten Satz durch subtil zurückgenommene Tempi innerhalb eines Taktes einen großen Spannungsbogen auf, der im unmittelbar "attacca" anschießenden dritten Satz in einem sehr schnellen Allegro seine Auflösung fand. Die virtuose Kadenz, die vor technischen Besonderheiten strotzte, erklang beinah im Vivace – jeder Ton vollkommen und rein.

Bereits nach dem ersten Satz "Allegro ma non troppo" entlud sich die Begeisterung in einem spontanen Zwischenapplaus mit viel Jubel und Bravos, und nach dem dritten Satz gab es kein Halten mehr. Standing Ovations.

Die umrahmenden Musikstücke waren nicht weniger empathisch musiziert. Ligetis "Lontano" wurde von der Klangwelt zu Beginn der Mahler-Sinfonie inspiriert, und daraus schuf er den Klangraum seines Werkes, den er wie ein Traumwelt-Gebäude entstehen ließ.

Mahlers Sinfonie ist ein Kompendium der höchsten Kompositionstechniken mit variierenden Durchführungen von "Ging’ heut morgen übers Feld" im ersten und der in Moll gesetzte Kanon "Bruder Jakob" im dritten Satz, der nach der Vorstellung des Themas durch den Solo-Kontrabass als Fugato durch die verschiedenen Instrumentengruppen wandert. Der Choral der Horngruppe im vierten Satz – ein würdiger Schlusspunkt unter ein phänomenales Konzert und die Salzburger Festspiele.

Brigitte Janoschka