Corona-Pandemie
Brief an Spahn: Landrat fordert mehr Impfstoff für Rottal-Inn

20.05.2021 | Stand 21.09.2023, 4:04 Uhr

Landrat Michael Fahmüller hat einen Brief an Bundesgesundheitsminister verfasst, in dem er zusätzlichen Impfstoff für den Landkreis Rottal-Inn fordert. −Foto: BMG

Landrat Michael Fahmüller hat sich in einem offenen Brief an Bundesgesundheitsminister Jens Spahn gewandt und fordert darin mehr Impfstoff für den Landkreis Rottal-Inn.

"Ich wende mich, auch im Namen der Bürgerinnen und Bürger des Landkreises, mit einem dringenden Appell zum Thema Gerechtigkeit bei der Impfstoffverteilung an Sie", schreibt der Landrat an Jens Span.

Die Corona-Pandemie sei noch lange nicht ausgestanden und alle würden wissen, dass eine Rückkehr zur Normalität nur durch eine rasche Immunisierung der Bevölkerung durch Impfung möglich sei.

Rottal-Inn war bei der Inzidenz mehrfach "Nummer eins"

Der Landkreis Rottal-Inn im Südosten Bayerns sei seit jeher einer der am meisten von der Coronakrise betroffenen Landkreise Bayerns und sogar Deutschlands, schreibt Fahmüller. Man sei mehrfach die "Nummer eins" bei den Inzidenzwerten in Bayern und sogar im bundesweiten Vergleich zeitweise an der Spitze gewesen, weswegen der Landkreis Ende letzten Jahres beispielsweise gemeinsam mit Berchtesgaden als erstes wieder in einen Lockdown eingetreten sind – mit allen daraus resultierenden negativen Konsequenzen für unsere Bürgerinnen und Bürger und insbesondere für unsere regionale Wirtschaft.

"Dank der herausragenden Arbeit meiner Mitarbeiter ist es uns trotz allem gelungen, die Kontaktverfolgung stets – auch bei hohen Inzidenzwerten – aufrecht zu erhalten. Dies ermöglichte es uns zu jeder Zeit, auch sehr hohe Inzidenzwerte in einem relativ kurzen Zeitraum wieder nach unten zu bringen", erläutert Fahmüller.

Landkreis erhielt kaum Sonderlieferungen

"Wesentlich schlechter sieht es leider bei der Impfquote im Landkreis aus – ärgerlicherweise aus Gründen, die wir aus eigener Kraft nicht beeinflussen können", schreibt der Landrat. Denn zum einen wurde Rottal-Inn, im Gegensatz zu den Nachbarkreisen, kaum mit Sonderlieferungen an Impfstoff bedacht. "Obgleich deutschlandweit bekannt ist, dass unser Landkreis stark mit der Pandemie zu kämpfen hat, zählte zum Zeitpunkt der Verteilung von Sonderzuweisungen nur der aktuelle Inzidenzwert – und genau zu diesem Zeitpunkt hatten wir gerade eine vergleichsweise niedrige Inzidenz – was sich jedoch schon wenige Tage später wieder änderte."

Dies bedeutet aus Sicht Fahmüllers: "Als unser Inzidenzwert hoch war, kam kein zusätzlicher Impfstoff an und nachdem er gesunken war, bekamen wir genau aus diesem Grund keinen zusätzlichen Impfstoff. Die Folge: Kurze Zeit später schoss der Inzidenzwert wieder nach oben und ist bis heute hoch. Wir hinken nicht nur bei der Impfquote hinterher, sondern auch unsere Geschäfte und Restaurants können im Gegensatz zu anderen Landkreisen weiterhin nicht öffnen, obgleich sie durch den frühen Lockdown ohnehin besonders in Mitleidenschaft gezogen wurden."

Im Sinne der Gleichbehandlung und der Impfgerechtigkeit könne diese Momentaufnahme des Inzidenzwertes nicht als einziges Kriterium gelten, kritisiert Fahmüller "Hier muss dringend Abhilfe geschaffen und die bei der damaligen Verteilung benachteiligten Landkreise mit nachträglichen Sonderlieferungen bedacht werden", fordert der Landrat.

"Geringe Ärztedichte im ländlichen Raum ein großes Problem"

Zum anderen sei die geringe Ärztedichte hier im ländlichen Raum ein großes Problem, was die Zuteilung von Impfstoffen angehe. "Unsere Ärzte im Landkreis engagieren sich vorbildlich für eine schnelle Impfung der Bevölkerung – wofür ich diesen sehr dankbar bin. Doch ein Vergleich der Impfquote im bundesweiten Durchschnitt zeigt, dass insbesondere mit der Freigabe von Impfungen bei Ärzten die Schere aufgrund der vergleichsweise geringen Ärztedichte im Landkreis weit aufgegangen ist und Rottal-Inn ein Stück weit abgehängt wurde. Das extrem Ärgerliche daran ist, dass wir in dem von uns errichteten und mit Hilfe des Bayerischen Roten Kreuzes betriebenen Impfzentrums ausreichend Kapazitäten hätten, viel mehr Menschen zu impfen – allein der Impfstoff fehlt."

Die Forderung des Deutschen Landkreistages, in Gegenden mit geringer Ärztedichte nun den Impfstoff in die Zuständigkeit der Impfzentren zu geben, sei aus seiner Sicht ein Schritt in die richtige Richtung. "Dennoch wird auch diese Maßnahme uns nicht ermöglichen, den bereits verursachten Abstand bei der Impfquote aufzuholen."

Impfquote: Rottal-Inn liegt unter dem Bundesdurchschnitt

"Sehr geehrter Herr Bundesminister Spahn, der Bundesdurchschnitt der Impfquote beträgt (Stand 19. Mai 2021) 38,2 Prozent. Der Landkreis Rottal-Inn hinkt mit 34,7 % (etwa 42000 Erstgeimpfte bei über 121000 Einwohnern) hier stark hinterher, obwohl wir alle Voraussetzungen dafür geschaffen haben, merklich mehr Menschen in einem deutlich kürzeren Zeitraum zu impfen." Doch alleine um auf den Bundesdurchschnitt aufzuholen, bräuchten wir mehr als 4100 zusätzliche Impfdosen, um den Bayerischen Schnitt von 39,2 Prozent zu erreichen sogar mehr als 5300 zusätzliche Dosen.

"Diese Situation ist für uns untragbar. Es ist unseren Bürgerinnen und Bürgern nicht mehr zu vermitteln, dass ausgerechnet der von Pandemie und Lockdown besonders betroffene Landkreis Rottal-Inn bei der Impfstoffzuweisung grundsätzlich benachteiligt wird. Aus diesem Grund fordere ich Sie nachdrücklich auf, uns zusätzlichen Impfstoff zur Verfügung zu stellen, um die in der Vergangenheit entstandenen Impflücken aufzufüllen", schreibt der Landrat an den Minister. Nur so könne es uns gelingen, auch im ländlichen Raum eine zufrieden-stellende Durchimpfung der Bevölkerung zu erreichen.

"Sehr geehrter Herr Bundesminister, bitte nehmen Sie sich dieses Problems schnellstmöglich an."

− red