Salzburger Festspiele
Bezaubernd bis traumhaft: Diana Damrau im Haus für Mozart

Charmant und kokett ist der Liederabend mit Diana Damrau und Xavier de Maistre bei den Salzburger Festspielen

24.08.2022 | Stand 20.09.2023, 6:45 Uhr

Blumen und stürmischen Applaus gab es für die Sängerin Diana Damrau und den Harfenisten Xavier de Maistre. −Foto: Brigitte Janoschka

Einen besonderen Liederabend hat das Publikum der Salzburger Festspiele mit Sopranistin Diana Damrau aus Günzburg und dem französischen Harfenisten Xavier de Maistre im Haus für Mozart erlebt. Besonders aus mehreren Gründen: Der augenscheinlichste ist die Wahl des Begleitinstruments, denn die Lieder der vier Komponisten des Abends, Franz Schubert, Gabriel Fauré, Claude Debussy und Gioachino Rossini sind mit Klavierbegleitung bekannt. Der Ersatz durch die Harfe ist im Programmheft damit begründet, dass manches Lied für eine "imaginäre Harfe" komponiert und dass in manchen Liedtexten von einem Saiteninstrument die Rede sei.

Ein neues Erlebnis – so hatten viele diese Literatur noch nie gehört. Und es war auch ein Genuss, Xavier de Maistre beim Impromptu für Harfe von Gabriel Fauré und "Clair de Lune" aus der "Suite bergamasque" von Claude Debussy als virtuosen Solisten zu erleben. Denn hier lebte und atmete seine Musik, hier gestaltete er. Ganz anders klang seine Musik naturgemäß in seiner Rolle als Begleiter. Hier ließ er – und das muss natürlich auch so sein – Diana Damrau den Vortritt, die ihre Rolle im Laufe des Konzerts immer mehr auskostete.

Dieses Experiment zeigte jedoch auch, dass das Klavier mit seiner Strahlkraft als Begleitinstrument kaum zu ersetzen ist. Der Klang der Harfe, und wird sie noch so virtuos und einfühlsam gespielt, scheint für die Liedbegleitung nicht so schmeichelhaft.

Besonders war der Abend aber auch durch die Wahl der Komponisten und die Gegenüberstellung der Lieder mit ihren unterschiedlichen Charakteren von meditativ bis operettenhaft. So war Schubert vertreten durch "An die Musik" als thematisch passende Eröffnung, "Auf dem Wasser zu singen" mit dem Vergleich der Seele mit dem auf dem Wasser dahingleitenden Kahn, "Du bist die Ruh" und "Ellens Gesang III – Hymne an die Jungfrau".

In den höchsten Lagen klang Damraus Vibrato am Anfang angespannt. Ihre Qualität liegt besonders in der Mittellage und im Piano und Pianissimo. Hier klingt ihre Sopranstimme bezaubernd, ja traumhaft schön. Und mit Schuberts bekanntem "Ave Maria" (Ellens Gesang III) verursachte sie Gänsehaut.

Auch Gabriel Fauré hat ein Gebet ("En prière") zur Grundlage seiner Komposition gemacht. Seine Vertonung des berühmten Gedichtes von Paul Verlaine "Clair de Lune" wurde der gleichnamigen Komposition von Claude Debussy gegenübergestellt. Die Romantik gab die Themen, Metaphern und Symbole dieser Kunstlieder: Sternennacht (Nuit d’étoiles), Liebe (Notre amour) und Flüchtigkeit (Adieu) oder "Schöner Abend" (Beau soir) als Metapher für die Jugendzeit.

Bei "Mandoline" von Debussy mit dem kokett-augenzwinkernden Schluss und den Liedern des heiteren Rossini ("La pastorella dell’Alpi") schlüpfte Damrau immer mehr in die operettenhafte Rolle des lyrischen Ich und erhielt dafür spontanen Applaus. Das gefiel besonders – wie auch die Koloraturen in Rossinis "Aragonese", ein Walzer mit den traurigen Worten eines verstoßenen Geliebten – ein Gegensatz, der gesanglich mit gespielter Ironie umgesetzt wurde. Stürmisch-jubelnder Applaus und zwei berückende Zugaben!

Brigitte Janoschka