Expertin im Interview
"Batnight": Die Fledermaus braucht bessere Publicity

26.08.2022 | Stand 20.09.2023, 21:07 Uhr

Passau ist eine Hochburg der winzigen Mückenfledermaus. −Foto: dpa

Ihren schlechten Ruf hat die Fledermaus vollkommen zu Unrecht. Sie ist nicht böse, keine fiese Kreatur der Nacht, sondern ein nützlicher Schädlingsbekämpfer. Vor allem ist sie aber eines: bedroht.



Um ihr zu besserem Ansehen zu verhelfen, findet in der Nacht auf Sonntag, 28. August, europaweit die "Batnight" statt. Im Interview mit der PNP erklärt die Diplom-Biologin Susanne Morgenroth von der Koordinationsstelle Fledermausschutz Südbayern, woher der schlechte Ruf der Fledermäuse kommt, wo man sie am Passau am ehesten zu Gesicht bekommt und wie man ihnen helfen kann.

Warum haben Fledermäuse so einen schlechten Ruf?
Das liegt am Aberglauben. Der kommt wohl vor allem aus dem Mittelalter. Damals fand man alle nachtaktiven Tiere unheimlich und deklarierte sie als finstere, teuflische Wesen. Dann gab es diese Geschichten von Fledermäusen, die angeblich in die Haare fliegen. Das war eine Gruselgeschichte und Drohung für Mädchen, damit sie ihre Haare nicht offen tragen, oder damit die die Kinder brav ins Bett gehen.

Dabei sind Fledermäuse doch eigentlich recht nützliche Tiere.
Ja, sie sind sogar sehr nützlich. Sie fressen die Hälfte ihres Körpergewichts in einer Nacht, und zwar Insekten, also auch schädliche Insekten wie Stechmücken. Die Fledermaus ist also ein hervorragender Schädlingsbekämpfer.

Welche Fledermausarten kann man im Raum Passau antreffen?
Momentan leben im Landkreis 21 Fledermausarten. Die häufigsten Arten sind Bartfledermaus, Langohrfledermaus und Zwergfledermaus. Anders sieht es in der Stadt Passau aus. Sie ist die Hochburg der Mückenfledermaus. Das ist die kleinste Art, die es bei uns gibt.

In der Nacht auf Sonntag findet die "Batnight" statt, an der sich auch der Naturschutzbund Deutschland beteiligt. Was ist der Hintergrund dieser Aktionsnacht?
Das wird europaweit organisiert, und der Hintergrund ist der, dass alle Fledermausarten in der EU streng geschützt sind, weil sie in den vergangenen 30 Jahren unglaublich rückläufig waren. Zum Teil sind sie fast ausgestorben und auf einen winzigen Restbestand zurückgegangen. Man hat gemerkt, dass gesetzlicher Schutz alleine nicht ausreicht. Also hat man gesagt, dass die Fledermaus ein bisschen mehr gute Publicity braucht, um die Menschen zu informieren. Deshalb finden in dieser Nacht viele Aktionen statt. In Passau aber leider nicht.

Warum ist die Fledermauspopulation so stark zurückgegangen?
Das hat mehrere Gründe. Einer ist der verloren gegangene Lebensraum. Ein anderer der Insektenschwund, der natürlich auch die Fledermäuse betrifft. Ein großes Problem sind auch die Gifte in der Landwirtschaft und in den Gärten. Wenn sie vergiftete Insekten fressen, werden auch sie vergiftet.

Wo kann man Fledermäuse in Passau beobachten?
Man sieht Fledermäuse hauptsächlich über Gewässern. Inn oder Donau würde ich nicht empfehlen, weil sie zu groß sind. Aber man kann z.B. mal abends zur Gaißa spazieren und mit einer Taschenlampe hinleuchten, dann könnte man über dem Wasser einige Fledermäuse fliegen sehen.

Wie kann man als Privatperson den Fledermäusen etwas Gutes tun?
Ein naturnaher Garten tut ihnen auf jeden Fall gut, mit vielen einheimischen Gewächsen, die auch noch im Herbst blühen und Insekten anziehen. Man kann an seinem Haus – noch besser an der Scheune – oben im First ein Fledermausbrett anbringen, damit die Tiere einen Unterschlupf haben. Die werden auch sehr gerne angenommen. Das kostet nicht viel, das sind vielleicht Holzkosten von 20 bis 30 Euro. Es gibt übrigens schöne Flyer von der unteren Naturschutzbehörde, in denen viele Informationen stehen. Da lernt man auch, wie man ein Fledermausbrett selber bauen kann.