Kößlarn
Arntfest am 11. September: Rückkehr zum alten Brauch

31.08.2022 | Stand 21.09.2023, 0:29 Uhr
Martin Niedermeier

Bei der Erntedankprozession in Kößlarn sind heuer wieder Kindergruppen mit dabei. −Foto: Niedermeier

Die Vorfreude ist bereits spürbar im Markt Kößlarn: Nach zweijähriger Pause wird heuer das weithin bekannte Kößlarner Erntedankfest wieder in vollem Umfang stattfinden! Am zweiten Sonntag im September, dem traditionellen Termin, wird es soweit sein – die Vorbereitungen sind bereits angelaufen.

Es handelt sich um einen bodenständigen, besonders heimat- und umweltverbundenen Brauch, bei dem es den Kößlarnern darum geht, Gott für die Lebensgrundlagen – ertragreiche Ernten und Viehwirtschaft – zu danken. In einer Zeit der Energiekrise und Verteuerung der Lebensmittel dürfte dieses Jahr allerdings zum alljährlichen Dank auch ein großes Stück Bitte hinzukommen, Gott möge jene Lebensgrundlagen im kommenden Herbst und Winter nicht zu knapp und kärglich ausfallen lassen.

Über 200 Jahre alte Tradition

Mit der Erntedankprozession am Sonntag, 11. September, kehrt Kößlarn zu seinem über zweihundert Jahre alten Brauch zurück. Der Erntedank, lange Zeit eine weltliche Tradition, war 1803 eine kirchliche Angelegenheit geworden, als der bayerische Kurfürst und spätere König Max I. Joseph einen Erntedankgottesdienst verordnete. Spätestens 1830 wurde dieser Gottesdienst in Kößlarn durch eine Prozession von der Pfarrkirche durch den Markt ergänzt, wie die in diesem Jahr einsetzenden "Verkündbücher" der Pfarrei belegen. Etwas später kamen die Erteilung eines Erntesegens und das Mittragen von Ernteerträgen als feste Bestandteile zum Ritus hinzu und ab Ende des 19. Jahrhunderts begann Kößlarn auch in der Zeitung für sein Fest zu werben.

Prozession lockt scharenweise Besucher an

Die Prozession entwickelte sich mit der Zeit zu einer regionalen Attraktion und zog besonders in den 1980er und 1990er Jahren scharenweise Besucher an. Die Anziehungskraft rührt auch daher, dass Erwachsene, Kinder und Jugendliche aus dem Ort und den umliegenden Gemeinden, die am Zug teilnehmen, in der bäuerlichen Rottaler Tracht des 19. Jahrhunderts gekleidet sind und die historischen Berufe repräsentieren, sei es Bauern, Bäcker, Metzger, Jäger oder Schafhirten. Sie führen dabei auch lebende Tiere wie Enten, Gänse, Ziegen oder Schafe, Speisen wie Brot oder Fleischwaren, Gerätschaften wie Sichel oder Dreschflegel sowie mehrere Wagen, etwa mit dem Modell eines Rottaler Vierseithofes, mit sich, dazu Kreuz, Fahnen, Heiligen- und Engelsstatuen.

So ging jahrzehntelang alles gut und die Kößlarner hatten viel Freude an ihrem Fest, bis es 2020 erstmals abgesagt wurde. Im vergangenen Jahr fand es zumindest in einer reduzierten Form statt, allerdings ohne die großen Kindergruppen wie sonst.

Im Jugendheim Gewänder und Gerätschaften ausleihen

"Arntfest" wird die Feierlichkeit in Kößlarn auch genannt. Dessen Terminierung orientiert sich, ebenfalls schon seit 1803, an Maria Geburt (8. September), womit im Wallfahrtsort Kößlarn zugleich an die Marienwallfahrt angeknüpft wird. Gewänder und Gerätschaften können noch ausgeliehen werden im Dachboden des Jugendheims am heutigen Donnerstag, 1. September, am Dienstag, 6. September, und am Donnerstag, 8. September, jeweils in der Zeit zwischen 18 Uhr und 19.30 Uhr. Die Veranstalter hoffen, dass möglichst viele Eltern ihre Kinder dazu motivieren, teilzunehmen, damit das Arntfest wieder in altem Glanz erstrahlt.

Am Vorabend findet um 18.30 Uhr in der Pfarrkirche ein Familiengottesdienst statt für alle, die am Sonntag im Einsatz sein werden. Der große Festgottesdienst mit Pfarrer Jörg Fleischer, dem Kirchenchor und den Bläsern wird gefeiert am Sonntagvormittag, 11. September, um 10 Uhr, bevor sich im Anschluss die Prozession von der Asenhamer Straße, nahe der Kirche gelegen, in Bewegung setzt und an der Kirchenburg vorbei durch Oberen und Unteren Markt zieht. Nach Beendigung der Prozession finden sich Beteiligte, Anwohner und Gäste zu einem Straßenfest zusammen, wo in gemütlicher Atmosphäre zur Musik der Blaskapelle Kößlarn Speisen und Getränke angeboten werden – diesmal nicht wie sonst in der Münchhamer Straße, sondern am wunderschön neugestalteten Kößlarner Marktplatz.