Trauer um Maria und Willi Kellermeier

Unternehmerehepaar starb innerhalb weniger Wochen

27.04.2021 | Stand 20.09.2023, 23:36 Uhr
Wolfgang Mühlbauer

Willi Kellermeier†

Bodenmais. Nur 38 Tage liegen zwischen den Sterbedaten eines geachteten und angesehenen Bodenmaiser Unternehmerehepaares: Maria Kellermeier schloss nach schweren gesundheitlichen Beeinträchtigungen mit 86 Jahren im BRK-Seniorenzentrum in Drachselsried die Augen für immer, den Folgen einer Corona-Infektion erlag Willi Kellermeier in der Arberlandklinik in Viechtach, eine gute Woche vor seinem Tod vollendete er sein 85. Lebensjahr.

Umso schmerzlicher ist es für die Familie, innerhalb kurzer Zeit Mutter und Vater zu verlieren. Die Verstorbenen haben sich um die wirtschaftliche Entwicklung des Ortes verdient gemacht. Pfarrer Alexander Kohl nahm die im Familienkreis stattgefundenen Urnenbeisetzungen vor und feierte anschließend die Trauergottesdienste.
"Goarbat hamma grod gnuag und iatz owei no", fassten Maria und Willi Kellermeier ihr Leben bei einer Familienfeier zusammen. Geistig agil und von Lebensfreude sprühend, freundlich und aufgeschlossen – so werden sich viele Menschen an die rührige Seniorchefin von gleichnamigem Autohaus und Tankstelle erinnern. In Alterdorf bei Miltach hat Maria Kellermeier am 27. Februar 1935 als zweites Kind der Landwirtseheleute Maria und Josef Amberger das Licht der Welt erblickt und wuchs mit fünf Geschwistern auf. Sie bewarb sich schließlich nach dem Schulbesuch in Miltach als Haushaltshilfe in Stuttgart. Dort lernte sie ihren späteren Ehemann Willi Kellermeier aus Bodenmais kennen, der bei Daimler als KfZ-Mechaniker arbeitete. Am 10. August 1957 traten die beiden vor den Traualtar. In die Heimat zurückzukehren, war das nächste Ziel. Beide setzten ihr Vorhaben um und gründeten mit dem Bau eines Wohnhauses eine gesicherte Existenz an der Rechenstraße. Maria und Willi Kellermeier durften sich über die Geburt von drei Kindern freuen.
Willi Kellermeier wurde am 10. April 1936 als erstes Kind der Eheleute Josef und Aloisia Kellermeier in Bodenmais geboren, wuchs mit neun Geschwistern auf und besuchte vor Ort die Schule. Dann zog es ihn in die Ferne. Als ausgebildeter Kraftfahrzeug-Mechaniker war er bei Daimler Benz in Stuttgart. Zur Rückkehr in die Heimat bewog ihn mitunter die Sehnsucht nach Waldluft. Ein Meilenstein im Leben von Maria und Willi Kellermeier war die Gründung einer Autowerkstatt und Tankstelle in der Bahnhofstraße. 1978 legte er das Fundament für das gleichnamige Autohaus am Moosweg, diesen dortigen Komplex des ehemaligen Bauunternehmens Franz Xaver Hagengruber, wo Willi Kellermeier als Werkstattmeister arbeitete, hatte er nach dessen Unfalltod erworben. Das Unternehmen vergrößerte sich zu einem Ford-Haupthändler-Betrieb. Maria und Willi Kellermeier waren Vorgesetzte von vielen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, die im Unternehmen eine hervorragende fundierte Ausbildung absolvieren konnten. Auch als Seniorchefs genossen die Verstorbene hohes Ansehen, wenn auch die Söhne Willibald und Reiner längst fest als Chefs des Autohauses und der Tankstelle im Sattel sitzen. Tochter Maria-Luise lebte in Stuttgart und wohnt jetzt seit sechs Jahren in Bodenmais. Fünf Enkel und sieben Urenkel gehören zur Familiengemeinschaft.
Willi Kellermeier knüpfte geschäftliche Kontakte zu den tschechischen Nachbarn, der Autoexperte lernte einflussreiche Personen kennen, nach Öffnung der Grenze expandierte der Verstorbene mit seiner Ford-Werkstatt in Prag, später verkaufte er seinen Anteil. Willi Kellermeier investierte, er erwarb ein altes Gebäude in Hamry und schon bald war der Eigentumsvertrag für das stillgelegte Wirtshaus der Familie Koller unterzeichnet. Viel Kraft und Geld steckte Willi Kellermeier hinein. Dass sich der Aufwand gelohnt hat, ist unbestritten: Der Koller-Hof ist ein beliebtes Ausflugsziel geworden, nicht nur für die Einheimischen, auch Gäste aus dem Grenzgebiet und der gesamten Region schätzen die ausgezeichnete Küche der Familie Kellermeier. Längst war Willi Kellermeier zu einem passionierten Jäger im Böhmerwald geworden und frönte dieser Leidenschaft.
Engagiert hat sich das Paar auch im gesellschaftlichen Leben: Maria Kellermeiers Mitgliedschaft galt dem Christlichen Mütterverein, Katholischen Frauenbund, Kneipp-Verein, Obst- und Gartenbauverein, Wald-Verein und Unterstützungsverein, großzügig förderte sie das Bayerische Rote Kreuz (BRK) und den Malteser Hilfsdienst. Willi Kellermeier gehörte der Freiwilligen Feuerwehr, dem Holzindustrieverein, der Liedertafel, dem Waldverein und der Kreisgruppe Regen/Zwiesel des Bayerischen Jagdverbandes an.
Die Jagdhornbläser widmeten dem Verstorbenen einen musikalischen Abschiedsgruß an seiner letzten Ruhestätte.

− wm