Katerstimmung bei AfD wegen Party-Chat

Facebook-Kommentar verriet angebliche Feierpläne von Bezirksrat aus Oberneukirchen im Landkreis Mühldorf

31.03.2021 | Stand 20.09.2023, 3:57 Uhr

Martin Wieser bei einer Parteiveranstaltung. −Foto: AfD

Mühldorf. Es ist von "Komplott" die Rede, von "übler Nachrede" und von "Verleumdung". Oliver Multusch, Fraktionsvorsitzender der AfD-Kreistagsfraktion Mühldorf und Kreisvorsitzender, benutzt mächtige Worte, um seinen Parteikollegen Martin Wieser zu verteidigen.

Der AfD-Bezirksrat aus Mühldorf hatte jüngst in Gesprächsverläufen auf Facebook und in Internet-Plattformen verkündet "Wir feiern bis zum Umfallen", Grund sei der Geburtstag einer Frau namens Petra. Auf Rückfrage, ob die feiernde Gruppe in einem Gasthof am Ort sitze und man ja sogar zu Fuß kommen könnte, lautete Wiesers Antwort "Jederzeit". Was der feierlustige Wieser von den derzeitigen Maßnahmen gegen Corona hält, schrieb er anschließend noch überaus deutlich: "Wir scheißen auf das Infektionsschutzgesetz". Der Gesprächsverlauf stammt von einem Facebook-Profil, das unter "Bezirksrat Martin Wieser" läuft. Den Chat hatte eine anonyme Facebook-Gruppe mit dem Namen "Bazis gegen Nazis" öffentlich gemacht und ergänzt, dass angeblich 30 Personen bei der erwähnten Party mit von der Partie gewesen wären. Wiesers Feierstimmung war auch in der Kreistagssitzung vergangenen Freitag in Mühldorf ein Thema. Günter Knoblauch, ehemaliger SPD-Landtagsabgeordneter und Altbürgermeister von Mühldorf, sprach den AfD-Bezirksrat direkt darauf an.

Wieser schweigt seit Montag zu Vorwürfen

Seit Montag dieser Woche äußert sich Wieser nicht mehr zu den Vorwürfen. In den Tagen zuvor hatte er erklärt, dass es sich um eine Party via Zoom gehandelt habe. Seine verbale Entgleisung in puncto Infektionsschutzgesetz begründete er mit einem Tippfehler.

Angesprochen auf das angebliche Fehlverhalten Wiesers, erklärte der AfD-Kreisvorsitzende Multusch telefonisch am vergangenen Montag, man müsse erst intern recherchieren, aber eine Party habe es nie gegeben – weder bei dem im Chat erwähnten Gasthof in Mühldorf noch in Oberneukirchen. Die im Süden des Landkreises liegende Heimatgemeinde von Martin Wieser hatte die Chatgruppe "Bazis gegen Nazis" in einem dazugehörigen Kommentar erwähnt. Die derbe Wortwahl seines Parteikollegen im Zusammenhang mit gültigen Gesetzen, wiegelte Multusch kurz und knapp ab: "Davon weiß ich nichts." Brisant ist in diesem Zusammenhang, dass Wieser als Mitarbeiter im Mühldorfer Landratsamt für den Fachbereich Öffentliche Sicherheit und Ordnung tätig ist.

In einer Stellungnahme der AfD Mühldorf betont der Kreisverband der Partei nochmals, dass keine Geburtstagsparty stattgefunden habe, bei der Personen zusammengekommen seien. Weiter ist in dem Papier zu lesen, dass (Wieser) "hier als Opfer eines politischen Komplotts gelten kann" und er sich juristisch gegen diese verleumderischen und Ehr abschneidenden Behauptungen zu Wehr setzen werde. Abschließend betont der AfD-Kreisverband, dass "die haltlosen Anschuldigungen den Charakter einer politischen Kampagne aufweisen".

Polizei ermittelt wegen angeblicher Party

Ob die Vorwürfe gegen Wieser tatsächlich haltlos sind oder möglicherweise doch eine Party stattgefunden hat, werden die Ermittlungen der Polizeiinspektion Mühldorf zeigen. Am Montag hatte der Kreisvorsitzende Multusch noch betont, offiziell sei ihm nichts von Ermittlungen bekannt. "Herr Wieser wurde noch nicht kontaktiert". Auf Anfrage der PNP bestätigte die Polizei allerdings, dass sie sehr wohl gegen Wieser wegen des Verdachts auf Verstoß gegen das Infektionsschutzgesetz ermittle.